Bochum. Die PR-Kampagne für das umstrittene „Haus des Wissens“ in Bochum nimmt Fahrt auf. Mit Millionen aus Berlin, „Baubude“ und Live-Bildern vom Bau.
Ein symbolischer Ort, der Erfolg verspricht: Wo vor 75 Jahren die Wiege der WAZ stand, soll in den kommenden drei Jahren für das in Bochumumstrittene Projekt „Haus des Wissens“ (HdW) geworben werden; es soll bis 2026 im Telekomblock entstehen. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) „spendierte“ zur Eröffnung eines Info-Büros am Willy-Brandt-Platz 8 neben dem Rathaus 7,85 Millionen Euro aus dem Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“.
Bauministerin besucht „Haus des Wissens“ in Bochum
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„Mit dem Haus des Wissens bekommen die Bochumerinnen und Bochumer einen neuen und starken Anziehungspunkt, der Bildung, Wissen, Austausch und Freizeit unter einem Dach vereint. Gleichzeitig wird hier ein bestehendes Gebäude nachhaltig und mit Blick auf den Klimaschutz behutsam weiterentwickelt“, lobte die Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen das Vorhaben.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) bedankte sich für die Städtebau-Millionen, betonte aber, dass er sich mindestens ebenso über die „Auszeichnung“ freue, die mit dem Bundes-Zuschuss verbunden sei. „In Bochum entsteht mit dem HdW etwas bundesweit Einmaliges. Die Förderung unterstreicht die Strahlkraft und überregionale Bedeutung, die von dem Gebäude ausgeht.“
Rund 160 Millionen Euro wird die Stadt nach aktuellen Berechnungen in die neue Heimstatt von Volkshochschule, Stadtbücherei und Hochschulverbund Univercity plus integrierter Markthalle investieren. 6,5 Millionen Euro kostete der Erwerb der ehemaligen Hauptpost gegenüber dem Rathaus, das Projektbudget beträgt 152,6 Millionen Euro.
Telekomblock wird entkernt und neu strukturiert
Obwohl der sogenannte Telekomblock nicht unter Denkmalschutz steht, gilt die Fassade als erhaltenswürdig und bedeutend für die Stadtentwicklung. Für die neue Nutzung muss das Gebäude entkernt und neu strukturiert werden, es soll nach dem Umbau inklusiv funktionieren und durch Geothermie erneuerbar versorgt werden.
Anlass, mit Blick auf die aktuelle Welt- und Wirtschaftslage, die Kostenschätzung von 2022 anzupassen, sieht die Stadt derzeit nicht. „In den Kosten wurden bereits Reserven für mögliche Baukostensteigerungen eingerechnet. Die letzten Vergaben haben gezeigt, dass die Bauleistungen mit dem von der Stadt Bochum angesetzten Budget zuverlässig beauftragt werden können. Da sich Preise am Bau derzeit sowohl nach unten wie nach oben entwickeln, ist eine Anpassung der vorgesehenen Reserven derzeit nicht erforderlich“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.
Opposition vermisst Transparenz bei den Kosten
Laut Stadt sind bislang 25,225 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben worden. Aus dem Hause Geywitz kommen nicht nur die 7,85 Millionen für die Nationalen Projekte, sondern zusätzlich auch netto 6,175 Millionen aus dem Smart-Cities-Programm (MPSC). Sicher sind zudem 11,2 Millionen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) des Bundeswirtschaftsministeriums.
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„Viel zu wenig“, kritisiert CDU-Fraktionsvize Roland Mitschke. „Zu Folge- und Finanzierungskosten schweigt die Stadt beharrlich.“ Zusammen mit der Fraktion UWG: Freie Bürger legt die CDU der Verwaltung daher zum wiederholten Mal einen Fragenkatalog zum HdW vor. Unter anderem wollen die Oppositionspolitiker wissen, wie sich Finanzierung und Abschreibung des Projektes im städtischen Haushalt niederschlagen.
Baubude öffnet dienstags und donnerstags
„Selbst wenn die Stadt Bochum das Geld für den Bau vom Haus des Wissens durch Kürzungen im Schul- und Sozialbereich zusammenkratzen konnte, würden die Folgekosten den städtischen Haushalt auf Jahre überfordern. Das wollen wir nun schwarz auf weiß nachgewiesen haben“, sagt Jens Lücking, Chef der Fraktion von UWG: Freie Bürger.
Auch wegen anhaltender Kritik an dem Prestigeobjekt des Oberbürgermeisters („Das wichtigste in meiner Amtszeit!“) investiert die Stadt seit 2021 in Bürgerinformation und Imagewerbung für das HdW jährlich 140.000 Euro. Neben neuen Broschüren gehört auch die „Baubude“ dazu. Besucherinnen und Besucher können sich ab sofort dienstags von 10 bis 13 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr über die bauliche und inhaltliche Entwicklung informieren.
Digitaler Rundgang gewährt Blick in die Zukunft
„Ein besonderes Highlight ist ein webbasiertes 3D-Modell des Gebäudes. Neugierige können das HdW per Controller begehen und die einzelnen Etagen bis zum Dachgarten erkunden“, verspricht die Stadt. Entwickelt wurde der sehenswerte Rundgang durch das HdW von der Formitas AG, einem Spezialisten für die Digitalisierung in der Baubranche.
Seit letzter Woche ist auch eine Webcam freigeschaltet. Sie zeigt einen aktuellen Blick auf die Baustelle: https://www.bochum.de/Haus-des-Wissens/Baustellen-Stream