Bochum. Wer „Street View“ von Google nutzt, könnte überrascht werden: Zu sehen sind in Bochum alte Schlecker-Filialen oder Opel-Gebäude. Woran das liegt.

Wer im Internet via Google virtuell durch die Bochumer Straßen läuft, dem eröffnet sich eine kleine Reise in die Vergangenheit: Auf dem Werner Hellweg erkennt man die insolvente Drogerie Schlecker, von der Wittener Straße aus fällt der Blick direkt ein Gebäude von Opel. Viele der Aufnahmen sind noch vor 2010 entstanden – und doch sind es die aktuellsten, die die Plattform „Google Streetview“ zu bieten hat.

Generell: In keinem westlichen Industrieland sind die Bilder so wenig aktuell und so unvollständig wie in Deutschland. Die Ursache sind Bedenken von Datenschützern. Hausbesitzer können Aufnahmen ihres Eigentums verpixeln lassen. In Deutschland sei die Nachfrage damals so enorm gewesen, dass Google 2011 ankündigte, vorerst keine neuen Bilder aufzunehmen.

Warum „Google Street View“ fast keine aktuellen Aufnahmen von Bochum zeigt

Auch zwölf Jahre später hat sich das nicht geändert. „Wir haben derzeit keine Pläne, neues Bildmaterial von deutschen Straßen in ,Street View’ verfügbar zu machen“, erklärt Lena Heuermann, Pressesprecherin bei Google Deutschland, auf Anfrage unserer Redaktion. Aufnahmen, die derzeit gemacht würde, dienten lediglich der Verbesserung des Kartendienstes Google Maps – und würden nicht veröffentlicht.

Auch der Drogeriemarkt Schlecker, den es schon lange nicht mehr gibt, ist bei „Street View“ noch zu erkennen.
Auch der Drogeriemarkt Schlecker, den es schon lange nicht mehr gibt, ist bei „Street View“ noch zu erkennen. © FFS | Gero Helm

Das bedeutet auch: In Bochum ist es möglich, in längst vergangene Zeiten zu blicken. Wählt man bei der Bogestra-Station „Mark 51/7“ die Option Streetview aus, steht man auf einmal an der Haltestelle „Opel Werk I“. Zu sehen ist an der Wittener Straße auch ein Gebäude mit einem großen Opel-Logo. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Konzern noch in Bochum produziert. Doch die Aufnahmen stammen aus August 2008.

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Ein ähnliches Bild ergibt sich am Werner Hellweg, wo die vor über zehn Jahren insolvent gegangene Drogerie Schlecker scheinbar noch geöffnet hat. Wo im Innenstadtbereich eigentlich seit 2016 das Anneliese-Brost-Musikforum steht, ist ein Parkplatz zu sehen. Die Liste ließe sich endlos weiterführen.

2016 wurde das Musikforum in Bochum eröffnet. Bei Google Street View ist es aber nicht abgebildet, zumindest von der einen Seite.
2016 wurde das Musikforum in Bochum eröffnet. Bei Google Street View ist es aber nicht abgebildet, zumindest von der einen Seite. © FFS | Gero Helm

Bilder aus Bochums Innenstadt – aufgenommen in den Jahren 2020 und 2021

Eine Ausnahme macht der Innenstadtbereich von Bochum, dort können die Nutzerinnen und Nutzer recht aktuelle Bilder sehen – aus den Jahren 2020 oder 2021. Doch wie kommt das? Hier hat das Projekt „Virtuelles Bochum“ seine Finger im Spiel. Wie wäre es, wenn potenzielle Käufer nicht nur das Warenangebot, sondern auch das Ladenlokal auf dem Smartphone, Tablet oder Laptop in Augenschein nehmen können? Das dachten sich 2020 Bochumer Einzelhändler.

Von Juni bis September 2021 wurden 100 Betriebe zu Dreh-Orten. Vier Fotografen schossen zahlreiche Bilder in der erweiterten City und im Ehrenfeld – neben den Geschäften machten sie auch Außenaufnahmen für „Google Streetview“. „Wir sind mit einem Auto mit sechs von Google zertifizierten Spezialkameras auf dem Dach acht Kilometer durch die Innenstadt gefahren und haben sämtliche Bereiche gefilmt“, berichtete vor etwa zwei Jahren Herwig Niggemann.

Während Google abgesehen vom Innenstadtbereich ganz schön hinterher hängt, ist der Konkurrent Apple hingegen deutlich aktueller unterwegs. „Letztmalig waren die Autos in der Stadt Bochum vom 23. Mai bis 5. Juli 2022 unterwegs“, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle. Die sogenannte Funktion „Look Around“ würde kontinuierlich aktualisiert.