Bochum. .
Greift Google mit seinem Dienst Streetview zu sehr in die Privatsphäre ein? Wie stehen die Bürger zu dem neuen Internetdienst? Die Redaktion hat nachgefragt.
Noch in diesem Jahr soll „Google Street View“ in Bochum an den Start gehen. Nutzer können dann mittels 360-Grad-Straßenansicht ihre Stadt virtuell erkunden, sich auf Wohnungssuche begeben oder Wegbeschreibungen abrufen. So zumindest Googles Vision. Allerdings wird schon vor der Einführung Kritik am neuen Straßenatlas laut. Der Konzern, der schon häufig für seine Datensammelwut kritisiert wurde, greife zu sehr in die Privatsphäre des einzelnen Bürgers ein, heißt es.
Auch Bochum zählt zu den zwanzig größten deutschen Städten, die als erste mit nur wenigen Mausklicks online besichtigt werden können. Doch was sagen die Bürger eigentlich dazu, wenn ihr Haus oder ihre Wohnung weltweit und für jedermann zugänglich im Internet sichtbar ist? Sehen sie ihre Daten in Gefahr oder gibt nicht ohnehin jeder längst viel zu viel von sich freiwillig preis? Die Redaktion hat sich auf der Straße bei den Bochumern umgehört. Kirsten Bender ist „prinzipiell eigentlich gegen diese Sachen.“ Der Datenschutz sei in Deutschland schon genug aufgeweicht. Sie gibt aber zu, über „Street View“ noch nicht ausreichend informiert zu sein. So sei ihr bislang zum Beispiel nicht klar, ob es sich bei dem Dienst um Live-Bilder oder nur um Fotos handelt, die zu sehen sind.
„Keine Probleme“ sieht hingegen Guido B. Der 44-Jährige meint, es werde zu viel Wirbel um Google und Konsorten gemacht. Persönliche Adressdaten seien auch anderweitig herauszufinden.
Christiane M. verweist auf die Gefahr, dass die Vorbereitung von Straftaten vereinfacht werden könnte. Bei ihr sei bereits zwei Mal eingebrochen worden und sie habe Angst, dass man ihr Haus bald noch besser auskundschaften könne. Sie will daher noch rechtzeitig Widerspruch gegen die Veröffentlichung einlegen. Die Selbstständige gesteht zwar, dass sie „bei anderen schon gerne zusehen“ würde. Doch bevor sie dafür die eigene Privatsphäre aufgeben müsste, würde sie lieber komplett auf den neuartigen Dienst verzichten.
Der 22-jährige Stefan B. sieht dagegen eigentlich nur Vorteile in dem „nützlichen“ Kartendienst und „kann die Bedenken nicht nachvollziehen.“ Da er kein Navigationsgerät besitzt, würde der Mechatroniker „Street View“ als Ersatz dafür nutzen, um vor Fahrtantritt den Streckenverlauf zu klären.
Einen Einsatz von „Street View“ als Navigationshilfe kann sich auch Klaus L. gut vorstellen. Persönlich störe ihn der Kartendienst zwar nicht, so der Rentner. Dennoch könnten Hausbesitzer „durchaus ein berechtigtes Interesse“ daran haben, dass ihr Eigentum nicht im Internet mit wenigen Mausklicks zu betrachten ist. Unter Umständen könne der Wert mancher Immobilie durch eine verfälschende Darstellung steigen oder sinken.