Essen/Dortmund. Apple schickt für seinen Dienst „Look Around“ Kamera-Autos durchs Land. Aber anders als bei Street View regt das kaum jemanden auf.

Was war das für eine Aufregung, als Google vor zehn Jahren mit seinen Spezial-Autos durch Deutschland fuhr, um Aufnahmen für seinen Dienst Street View zu machen. Seit einigen Wochen sind nun Autos von Apple unterwegs und fotografieren Straßen und Häuser. Die Aufregung darüber hält sich dieses Mal in Grenzen.

Fotos im Sekundentakt

Weiße Kleinwagen sind es, mit der Aufschrift „Apple Maps“ auf den hinteren Seitenfenstern und mit Teleskopmasten auf dem Dach, die Spezialkameras tragen und im Sekundentakt Bilder in alle Richtungen schießen. Gleichzeitig tasten Laser-Radare die Umgebung in 3D ab. Tausende Kilometer haben sie bereits abgefahren. Jetzt schleichen sie durch das Revier. Essen, Bochum, Dortmund – keine Stadt im Ruhrgebiet wird ausgelassen.

So ähnlich wie Googles Street View  soll auch Look Around aussehen
So ähnlich wie Googles Street View soll auch Look Around aussehen © FFS | FFS

Verboten war und ist das nicht. Apple – und andere – dürfen all das fotografieren, was nicht auf Personen zurückgeführt werden kann. Dazu zählen Straßen und Häuserfassaden. Nicht zulässig sind Aufnahmen von Gesichtern und Nummernschildern an Fahrzeugen, also von personenbezogenen Daten. Laut Apple kein Problem. Die Bilder machten Gesichter und Kennzeichen mit einer speziellen Software unkenntlich. Die Erfolgsquote liege bei 99,5 Prozent. Außerdem erfolge die Erfassung meist außerhalb der Spitzenzeiten, also beispielsweise nicht in Innenstädten an einem Samstagmittag. Die Aufnahmen werden in die USA, wo Apple seinen Hauptsitz hat, übermittelt und dort gespeichert.

Ob und wann Look Around nach Deutschland kommt, ist offen

Auch interessant

In erster Linie, sagt das Unternehmen, würden die Fotos dazu dienen, das vorhandene Apple Maps-Kartenmaterials zu verbessern. In den USA sollen sie zukünftig zudem auch in Apples neuen Panoramadienst „Look Around“ zum Einsatz kommen, einer Konkurrenz des beliebten Google-Angebotes Street View mit dem in vielen Ländern am Smartphone oder PC durch viele Länder fahren oder wandern kann. „Ob und wann Look Around in Deutschland umgesetzt wird, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest“, sagt Apple.

Dennoch gibt es zwischen Kiel und Konstanz weiterhin die Möglichkeit, sein Haus auf den Fotos verpixeln oder gar nicht erst aufnehmen zu lassen. „Vorabwiderspruch“ wird letzteres genannt und bescherte Google im Jahr 2010 Hunderttausende Anträge, für die die Firma 200 Leute an- oder abstellen musste.

Zahl der Widersprüche gegen Look Around ist „sehr gering“

Ein Apple-Kameraauto unterwegs in den USA.
Ein Apple-Kameraauto unterwegs in den USA. © dpa /(Archiv) | Andrej Sokolow

Wie viele Widersprüche es bisher gegen Look Around gegeben hat, sagt Apple nicht. Das in Deutschland für den Konzern zuständige Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht spricht von „sehr geringen Fallzahlen“. „Innerhalb des letzten Monats haben wir circa acht bis zehn Eingaben vorliegen gehabt und zu Beginn des Jahres keine.“

Die Aufregung, ist auch aus anderen Behörden zu vernehmen, sei „kein Vergleich zu den Street View-Protesten“. Viele der damaligen Befürchtungen, vermutet ein Datenschützer, hätten sich ja auch nicht bewahrheitet. Und überhaupt: „Facebook, What’s App, Instagram, Snapchat und Smart Phones – die Leute sind entspannter geworden.“ Nicht alle, aber viele. Selbst in einschlägigen Foren im Netz muss man lange suchen, um Look-Around-Kritiker zu finden. Im Gegenteil. Vielfach wird Kritik an den Kritikern laut: „Häuser verpixeln lassen? Die Welt lacht doch über uns.“

Apple Look Around: Man kann auch online widersprechen

Auch interessant

Mittlerweile ist auch der weltweit einmalige Vorabwiderspruch „angepasst“ worden. Zum einen, so die bayerischen Datenschützer, kann man nun online widersprechen, zum anderen geht das allerdings nicht mehr grundsätzlich, sondern nur, wenn man konkrete Anhaltspunkte dafür hat, dass ein Dienst demnächst seinen Kamerawagen vorbeischicken will.

Nötig geworden ist diese Anpassung durch die vor zwei Jahren in Kraft getretene europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie sieht vor, die Datenschutz-Regelungen in der Europäischen Union zu vereinheitlichen.

Federführende Aufsichtsbehörde ist künftig das Land, in dem ein Unternehmen sein europäisches Hauptquartier hat. Für das in Dublin sitzende Apple ist das Irland. Für Google übrigens ebenfalls. Angeblich gibt es dort mittlerweile auch Überlegungen, wieder eigene Kamerawagen durch Deutschland zu schicken.