Bochum. Die 152. Arbeitstagung der Mittelständischen Filialbetriebe des Lebensmitteleinzelhandels wird in diesen Tagen in Bochum ausgetragen. Mehr als 100 Kaufleute, die mit ihren mehr als 1000 Filialen einen Jahresumsatz von 6 Milliarden Euro machen, sprechen über nachhaltiges Wachstum im Revier.
Der Tante-Emma-Laden war gestern. Schon lange kaufen wir unsere Lebensmittel in Supermärkten ein. Aber angesichts von Kühlschränken, die ihren Bestand allein verwalten können, und Kassen ohne Kassierinnen könnte die Einkaufswelt von morgen ganz anders aussehen. Die Branche muss sich Gedanken machen.
In diesen Tagen geschieht dies in Bochum. Die Mittelständischen Filialbetriebe des Lebensmitteleinzelhandels (MLF), ein Zusammenschluss von 106 selbstständigen Kaufleuten aus ganz Deutschland mit einem Jahresumsatz von mehr als sechs Milliarden Euro, treffen sich zur 152. Arbeitstagung. „Wandel im Revier – nachhaltig wachsen, die Zukunft gestalten“, ist das Thema des dreitägigen Treffens, das die Lenk OHG organisiert.
Läden werde es auch in Zukunft geben
Und um die Zukunft macht sich Gastgeber Stefan Lenk keine Sorgen. „Die Menschen wollen sich begegnen“, sagt er. Bei Veranstaltungen, in der Freizeit, und auch beim täglichen Einkaufen. Läden werde es auch in Zukunft geben, davon ist er überzeugt. Aber angesichts des „knüppelharten Wettbewerbs“ auf dem Lebensmittelmarkt und wachsenden Energiekosten („hinter Personal und Miete der drittwichtigste Kostenfaktor“) gäbe es große Herausforderungen.
MLF besteht seit 1959
Ein offener Austausch untereinander und Anregungen gerade bei strategischen Entscheidungen sind, so Stefan Lenk, einer der Vorteile für die Mitgliedschaft im MLF. Der Bochumer gehört als dritter Vorsitzender dem Vorstand an. Ehrenamtlich ist er außerdem für die IHK Mittleres Ruhrgebiet und im Einzelhandelsverband Ruhr-Lippe tätig.
Gegründet wurde der MLF 1959. Damals habe es „eine harte Auseinandersetzung mit dem Zusammenschluss der Großfilialbetriebe“ gegeben, heißt es in der Chronik.
Dazu gehört der Anspruch, so viel Service wie möglich und ein ansprechendes Ambiente zu bieten. „Wir müssen versuchen, den Marktplatz der Vergangenheit zu ersetzen“, sagt Stefan Lenk. Mit seinem weißen Kittel („ohne den fühle ich mich geradezu nackt“) sticht der Gastgeber aus dem Pulk aus den etwa 100 MLF-Kaufleuten heraus, die an diesem Morgen die Rewe-Filiale an der Hiltroper Straße besuchen und für Erstaunen unter der Kundenschar sorgen. Der Chef ist entspannt, bei der Manöverkritik am Nachmittag erwartet er eine gute Bewertung. Natürlich haben sich seine Läden besonders herausgeputzt. „Das ist wie beim Besuch der Erbtante“, sagt Filialleiterin Melanie Schmechel und schmunzelt. Aber, so Lenk, die Läden seien immer auf Vordermann, zumal sie alle fünf bis sechs Jahre modernisiert werden.
22 Auszubildende
Investitionen in Steine seien wichtig. Das oberste Gebot aus seiner Sicht ist aber gutes Personal. Allein an der Hiltroper Straße arbeiten auf einer Verkaufsfläche von 1500 qm 63 Mitarbeiter, umgerechnet 42 Vollzeitstellen, die Lenk OHG hat in ihren neun Filialen in und um Bochum herum Personal für etwa 300 Vollzeitstellen.
Die schönsten Läden und besten Ausstattungen nützten nichts, so der Chef, wenn die Qualität des Personals nicht stimme. 22 Auszubildende gibt es in seinem Betrieb. Er selbst hat das Metier seit 1980 von der Pike auf gelernt ist und trotz des Studiums der Betriebswirtschaftslehre, seiner Position als Firmen-Chef und der administrativen Aufgaben ein Mann der Tat. „Entscheidend ist auf der Fläche“, sagt er in Abwandlung eines Zitats von RWO-Kicker Lothar Kobluhn, und wendet sich seiner Lieblingsabteilung, Obst und Gemüse, zu.