Bochum. In der Brauereibranche wird über einen neuen Tarifvertrag gesprochen. Fiege in Bochum ist nach dem Ausstieg aus der Tarifbindung außen vor.

Mit breit angelegten Warnstreiks bauen die Gewerkschaften Verdi und Komba im Streit um einen neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst in diesen Tagen Druck auf. Auch in der Brauereibranche könnten sich Arbeitsniederlegungen anbahnen. Betroffen wären unter Umständen auch Privatbrauereien, die Bochumer Privatbrauerei Moritz Fiege aber nicht.

Fiege ist 2020 aus der Tarifbindung ausgestiegen

Das Traditionsunternehmen hat bereits eine eigene Regelung getroffen. Es ist Ende 2020 aus der Tarifbindung ausgestiegen und nicht mehr an die Vereinbarungen zwischen Verband und Gewerkschaft gebunden.

Während es vor einigen Tagen noch aus dem Kreis des Betriebsrats hieß, Gespräche stünden an, hat Fiege bereits „eine spezifische Lohnanpassung“ vorgenommen, wie es heißt. Bezogen auf ein „Eckgehalt“ von 50.000 Euro wird eine Steigerung von 4,2 Prozent gewährt. „Damit wollen wir die Folgen der Inflation für die Belegschaft möglichst weitreichend abfedern“, sagt Geschäftsführerin Carla Fiege. Die Erhöhung setze sich aus einer Einmalzahlung sowie einem prozentualen Anstieg von Löhnen und Gehältern zusammen.

Kosten sind erheblich gestiegen

Das alle geschehe vor dem Hintergrund schwieriger Rahmenbedingungen. Fiege habe drastische Kostensteigerungen zu bewältigen. So seien die Kosten für Strom um 110 Prozent sowie für Malz (50 Prozent), Flaschen (80 Prozent) und Etiketten (20 Prozent) gestiegen. Schwer einschätzbar seien die weitere Entwicklung von Kosten und Absatz.

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Geschäftsführer Hubert Fiege versichert aber: „Unsere loyale Belegschaft kann sich darauf verlassen, dass wir sie im Rahmen des für unsere Brauerei wirtschaftlich Möglichen unterstützen.“

Andernorts wird noch um eine neue Vereinbarung gerungen. „Wenn das so weitergeht, haben wir bald einen Knoten in der NRW-Bierleitung“, sagt Martin Mura, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Gastronomie Genussmittel (NGG) Ruhrgebiet. „Erste Warnstreiks hat es bereits gegeben. Weitere werden folgen.“ Die NGG fordert für die Brauerei-Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen für ein Jahr 430 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten. Azubis sollen 150 Euro mehr bekommen. In diesem Monat werden Gespräche in der zweiten Tarifrunde geführt.

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Brauereien bieten Lohnplus von 2,5 Prozent

Wie der am Ende aussehen wird, ist noch unklar. Die rheinisch-westfälischen Brauereien drücken bei den laufenden Lohntarifverhandlungen „gewaltig auf die Bremse“, heißt es in Gewerkschaftskreisen. „Mit gerade einmal 2,5 Prozent in diesem Jahr und einer gleichen Lohnerhöhung in 2024 plus je einer Einmalzahlung von 1000 Euro wollen sie eine Bier-Lohn-Light-Lösung“, so Gewerkschaftssekretär Mura. Er wirft den Brauereien vor, die Beschäftigten „weit unter der Inflationsmarke abspeisen zu wollen“.