Bochum. Die ergreifende Geschichte über die Machtergreifung der Nazis kommt als szenische Lesung in Bochum auf die Bühne. Videos begleiten das Spiel.
Als NRW-Abiturstoff zigfach interpretiert, als Buch begeistert verschlungen: Das Prinz-Regent-Theater Bochum widmet sich bei der nächsten Premiere am Sonntag, 26. Februar, um 18 Uhr dem Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Auf die Bühne gebracht wird die schwer zu Herzen gehende Geschichte allerdings nicht in Form einer Inszenierung, sondern als szenische Lesung.
Auch interessant
Bestseller kommt in Bochum auf die Bühne
Mit dem Textbuch in der Hand und dem Wasserglas auf dem Tisch haftet solchen Lesungen gern etwas Hüftsteifes an. Theaterleiter Hans Dreher möchte mit seiner Aufführung jedoch das genaue Gegenteil erreichen: „Es gibt mehrere Dramatisierungen des Romans, aber die waren uns alle nicht gut genug“, sagt er. „Der Nachteil ist, dass sich alle nur auf die Dialoge beschränken und vieles unter den Tisch fällt.“
Doch gerade die vielen Beschreibungen und die inneren Monologe würden die Stärke des „Trafikanten“ ausmachen: „Romane ins Theater zu bringen, macht nur dann Sinn, wenn man auch das Gefühl für die Sprache transportiert.“
Auch interessant
17-Jähriger freundet sich mit Sigmund Freud an
Robert Seethalers 2012 erschienener Bestseller (2018 mit Bruno Ganz verfilmt) erzählt eine Geschichte aus dunkler Zeit. Im Wien der späten 1930er-Jahre bekommt der 17-jährige Franz Huchel eine Lehrstelle im „Trafik“, einem Zeitungs- und Tabakladen von Otto Trsnjek. Unter den Stammkunden ist der Psychologe Sigmund Freud. Als die Nazis auch in Österreich immer weiter Fuß fassen, beginnt für Franz eine harte Zeit.
Hans Dreher ist von dem Roman komplett begeistert: „Das eine tolle, sehr persönliche und niemals übertrieben erzählte Geschichte über die Machtergreifung und den Widerstand im Kleinen.“ Trotzdem das Buch kein Happy End für die Leser bereithält, werden man dennoch „mit etwas Hoffnung entlassen“.
Auch interessant
Videos begleiten und kommentieren die Handlung
Drei Schauspieler (Sina Ebell, Helge Salnikau und Matthias Hecht) nähern sich dem „Trafikanten“ in verteilten Rollen: „Wir haben zunächst am Stehpult begonnen und uns dann aber schnell davon gelöst.“ Eine „klassische Lesesituation“ gibt es auf der Bühne daher kaum.
Videos von Patrick Praschma, die bereits Drehers Inszenierungen von „Faust“ und „Moby Dick“ prägten, werden auch diesmal die Handlung auf einer Leinwand begleiten und kommentieren. Da „Der Trafikant“ in NRW zum Abiturstoff gehört, verzeichnet das Prinz-Regent-Theater ein großes Interesse an der Aufführung von Schulen auch außerhalb Bochums.
Dauer: etwa 90 Minuten. Für die Premiere am kommenden Sonntag, 26. Februar, gibt es noch Karten. Wieder am 1., 21., 23. und 28. März. Karten: 0234 77 11 17