Bochum-Innenstadt. Mal traurig, mal komisch: Als ungleiche „Zwei Schwestern“ geben Maria Wolf und Joanna Stanecka im Zeitmaultheater eine hinreißende Vorstellung.
Als heimeliger Ort für Literatur, Poesie und durchaus etwas schräge Theaterexperimente hat sich das Zeitmaultheater am Westring in Bochum einen Namen gemacht. Seit bald acht Jahren ist die kleine Bühne in der früheren Andachtskapelle des St.-Vinzenz-Kinderheims heimisch. Auf den Massengeschmack, so macht es zumindest den Eindruck, schielt Theaterleiter Witek Danielczok dabei eher selten.
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Publikum feiert „Zwei Schwestern“ in Bochum
Und doch bietet das Zeitmaultheater mittlerweile einige Aufführungen, die vom Publikum innig geliebt und rege besucht werden. „Ein Abend im Sommer“ hieß der erste Dauerbrenner, der seit bald vier Jahren regelmäßig gespielt wird. Leicht und lakonisch erzählt wird darin von einem verhängnisvollen Pärchentreff an einem lauen Sommerabend.
Buchvorstellung mit Frank Goosen
Als Vorab-Premiere stellt der Bochumer Autor Frank Goosen seinen neuen Roman „Spiel ab!“ am Sonntag, 19. Februar, um 18 Uhr im Zeitmaultheater (Imbuschplatz 11) vor. Es gibt noch Karten (15, erm. zehn Euro).
Das Erfolgsstück „Ein Abend im Sommer“ ist wieder am Freitag und Samstag, 24. und 25. Februar, jeweils um 19.30 Uhr zu sehen. Auf der Bühne mit dabei sind Jennifer Ewert, Helge Salnikau, Joanna Stanecka und Matthias Hecht.
Jetzt hat das Zeitmaultheater den Bestseller Nummer zwei gelandet: Mit „Zwei Schwestern“ feiert die Bühne seit der Premiere im vergangenen Oktober imposante Erfolge, die Vorstellungen sind bestens besucht. Ähnlich wie die beiden Figuren auf der Bühne sind auch die Zuschauer im Saal im Schnitt deutlich über 40 Jahre alt. In Zeiten, in denen die Theater beständig oft um ein möglichst junges Publikum buhlen, ist das durchaus bemerkenswert.
Dauerquasselnde Tratschtanten
Beim Titel „Zwei Schwestern“ liegt natürlich der Gedanke an die „Drei Schwestern“ von Anton Tschechow nicht fern, und tatsächlich eint die Figuren in beiden Stücken die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben, wo auch immer man das finden mag. Der große Unterschied ist allerdings: Wo bei Tschechow Lethargie und Leerlauf herrschte, sind die beiden Schwestern im Zeitmaultheater dauerquasselnde Tratschtanten, die sich in endlosen Debattierschlachten verstricken.
Maria Wolf und Joanna Stanecka spielen Agnes und Margret: ein Geschwisterpaar, wie es unterschiedlicher kaum sein könnte. Streng frisiert und nach genauen Regeln lebend die eine; dauernd verkatert, auf Stöckelschuhen schwankend und mit diversen teuren Taschen bewaffnet die andere. Die eine mag ihre Pizza Meeresfrüchte höchstens mit Knoblauch, die andere vergisst beim Gang auf die Toilette regelmäßig die Tür zu schließen.
Sorge um die sterbenskranke Mutter
Natürlich sind es zwei Stereotypen, die hier aufeinanderprallen, und beim Zusehen fragt man sich gelegentlich, ob diese beiden Schwestern wohl tatsächlich die gleichen Eltern haben. Doch Wolf und Stanecka spielen ihren jeweiligen Part so herzlich und mit so viel Leidenschaft, dass keine Fragen offenbleiben. Zumal der Abend geschickt pendelt zwischen leichter Unterhaltung und ernsten Untertönen.
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Denn der Grund für das Treffen der beiden Streithähne, die sich lange nicht gesehen haben, ist ein trauriger: Nebenan im Schlafzimmer liegt die sterbenskranke Mutter (auf der Bühne nicht zu sehen), um deren Pflege sich die beiden kümmern wollen. Schnell werden sie mit ihrer eigenen Vergangenheit und mit den verpassten Chancen des Lebens konfrontiert. In der anrührendsten Szene des Abends finden sie die Handtasche ihrer Mutter, in der lauter Erinnerungsstücke liegen. Was es mit dem blauen Briefchen auf sich hat, bleibt ein schönes Geheimnis.
Ihre Tragikomödie haben Maria Wolf und Joanna Stanecka gemeinsam geschrieben und entwickelt. Auch eine Fortsetzung scheint nicht ausgeschlossen: Dann würde man Agnes und Margret wie in einem Langzeitprojekt alle paar Jahre wiedertreffen. Eine reizvolle Vorstellung!
Wieder am 24. und 25. März. Karten: 0163 6993954 und info@zeitmaul.de