Bochum. Der Chor der Bochumer Symphoniker steckt mitten in den Proben für ein großes Konzert zu Pfingsten. Für Leiterin Magdalena Klein naht der Abschied.
Emsiges Gewusel herrscht auf den Fluren des Anneliese-Brost-Musikforums in Bochum: Wie jede Woche trifft sich im kleinen Saal der Philharmonische Chor zur Probe. Chorleiterin Magdalena Klein trifft noch die letzten Vorbereitungen, bevor die rund 60 stimmstarken Hobbysänger mit dem Einsingen beginnt. Laute „Aaaahhs“ und „Oooohhs“ hallen durch den Saal. „Wunderbar!“ lobt die junge Dirigentin ihre Schützlinge, doch jeder von ihnen weiß: Bis zum nächsten Konzert ist es noch ein weiter Weg.
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Philharmonischer Chor Bochum probt fürs nächste Konzert
An Pfingstsonntag, 28. Mai, steht für die Sängerinnen und Sänger im Musikforum eine echte Hürde auf dem Programm. Neben herausfordernden Stücken wie Haydns „Kyrie“ und „Stabat Mater“ von Franz Schubert wird an diesem Tag auch eine europäische Erstaufführung erklingen: „Coming Forth Into Day“ schrieb die amerikanische Komponistin Libby Larsen Mitte der 1980er Jahre vor dem Hintergrund des Kalten Krieges.
Das Besondere dabei: „Die Musik wird zwischen den Sätzen immer wieder unterbrochen von Texten, die während der Aufführung gelesen werden“, sagt Magdalena Klein. Mit Einverständnis der Komponistin sollen diese Texte nun durch zeitgenössische Werke ausgetauscht werden, die sich mit den Kriegen und Krisen unserer Zeit beschäftigen.
An Ukraine-Krieg und Klimakrise wird beim Konzert erinnert
Und von denen gibt es bekanntlich genug: „Der Ukraine-Krieg und die Klimakrise werden natürlich ein Thema sein, aber auch die Proteste im Iran.“ Live auf der Bühne gelesen werden die Texte von der Schauspielerin Ruth Reinecke, neben dem Philharmonischen Chor und den Bochumer Symphonikern ist auch der Kinderchor der Chorakademie Dortmund dabei.
Für Magdalena Klein ist dies einer der letzten Auftritte vor heimischem Publikum. Nach vier Jahren als Chorleiterin sowie als musikalische Assistentin des Generalmusikdirektors der Symphoniker ist am Ende dieser Spielzeit für sie die Zeit gekommen, um weiterzuziehen. „Die Zeit in Bochum war toll und bereichernd“, erzählt sie. Doch beruflich spannend ist für sie nun auch, ihre Laufbahn als Dirigentin weiterzuverfolgen.
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Dirigentin Magdalena Klein wagt den Sprung ins kalte Wasser
Klein zieht zurück in ihre Heimatstadt Berlin und arbeitet vorerst freiberuflich. „Für mich ist das natürlich ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt sie. Gastengagements führten sie zuletzt nach Köln und Recklinghausen bis nach Mexiko. Doch sie weiß auch: Der Markt mit freien Dirigenten ist gut gefüllt. „Es ist nicht leicht, in dieser Branche Fuß zu fassen.“
Das traditionelle Open-Air-Konzert der Symphoniker im Bermudadreieck möchte Magdalena Klein gern noch dirigieren, bevor sie ihre Koffer packt. Und sie wird eine Menge vermissen: „Ich wohne direkt am Stadtpark und liebe die kurzen Wege, weil ich alles mit dem Fahrrad machen kann“, sagt sie. Auch die vielen kleinen Innenstadt-Cafés hat sie tief ins Herz geschlossen, vor allem das Café Barbera am Kuhhirten schätzt sie besonders.
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Neuer Chorleiter wird gesucht
Für den Philharmonischen Chor wird derzeit ein neuer Chorleiter gesucht. Ebenfalls hoch willkommen sind einige neue Tenöre: „Da können wir in jedem Fall noch gut Verstärkung gebrauchen“, sagt sie. Wer unverbindlich bei einer Probe vorbeischauen möchte: Der Philharmonische Chor trifft sich jeden Montag um 19.30 Uhr im Musikforum (Marienplatz 1). Erfahrungen als Chorsänger sind wünschenswert, aber keine Voraussetzung.
Alle Infos: philharmonischer-chor-bochum.de