Wattenscheid. Laute Straßenbahngeräusche bringen in Wattenscheid Anwohnerin Viktoria Gottlieb um den Schlaf. Die Bogestra hat bereits reagiert.
Es ist eine ominöse Audio-Datei, die die Redaktion in diesen Tagen erreicht hat. Darauf zu hören: ein unerklärliches Quietschen, ein Dröhnen. Ist das vielleicht eine Straßenbahn? Viktoria Gottlieb aus Wattenscheid hat diese Audio-Datei geschickt – und möchte damit auf ein Problem aufmerksam machen, das sie – und viele Nachbarinnen und Nachbarn seit Jahren beschäftigt.
Seit 2018 lebt Viktoria Gottlieb in ihrer Wohnung am Wattenscheider Hellweg – die Straßenbahn direkt vor der Tür. Doch erst vor rund zwei Jahren sei das laute Quietschen und Dröhnen erstmals aufgetreten. Dabei sei der Lärm vor allem im Berufsalltag belastend. „Ich bin neben meinem Lehramtsstudium und meiner Arbeit als Vertretungslehrerin auch in einer Marketing-Firma tätig. Vor allem im Homeoffice fallen mir die Störgeräusche besonders auf“, sagt Viktoria Gottlieb.
Die Straßenbahnen der Linien 305 und 310 fahren die Haltestelle Höntrop-Kirche im Zehn-Minuten-Takt an. „Das geht von 4.43 Uhr morgens bis 0.52 Uhr in der Nacht. „Ich schlafe mittlerweile schon mit Ohrstöpseln, werde aber trotzdem regelmäßig davon wach“, gibt Viktoria Gottlieb an.
Anwohnerin wollte schon wegziehen – die gute Nachbarschaft hielt sie auf
Sie habe wegen des Lärms auch schon überlegt wegzuziehen. „Dafür ist mir meine Wohnung aber eigentlich zu schade“, erklärt sie im Gespräch. „Die Wohnung ist sehr zentral und gefällt mir super.“ Außerdem sei auch die Hausgemeinschaft sehr angenehm. Auch andere Anwohnerinnen und Anwohner fühlten sich von den Geräuschen der Straßenbahnen gestört. „Meine Vermieterin wohnt in der Wohnung über mir. Auch sie nimmt die lauten Geräusche wahr, weiß aber nicht, was sie da unternehmen kann.“
Und der Lärm sei nicht nur für direkte Nachbarn hörbar. Eine Freundin von Viktoria Gottlieb fahre morgens regelmäßig mit der S-Bahn der Linie 1 ab dem Bahnhof Höntrop. Sie habe ihr erzählt, dass die Straßenbahngeräusche sogar von dort zu hören sind.
Viktoria Gottlieb indes hat bereits versucht etwas an der Situation zu ändern. „Ich habe bereits im Sommer 2022 die Bogestra per Mail kontaktiert. Die haben mir versichert, dass das an die Fahrer weitergeleitet würde.“ Seitdem habe sich aber nicht viel getan. Manche Bahnen seien leiser, andere wie gewohnt überdurchschnittlich laut. Im Oktober habe sie sich dann auch bei der Stadt Bochum beschwert – doch eine Rückmeldung sei nicht gekommen. Deswegen habe sie sich jetzt an die WAZ Lokalredaktion gewandt.
Bogestra hat bereits mit einer technischen Neuerung reagiert
In Rücksprache mit Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann stellt sich heraus: Die Bogestra hat auf die Hinweise von Viktoria Gottlieb doch bereits reagiert. „Um die Geräuschkulisse von Straßenbahnen zu mindern, setzten wir eine Schienenkopfbenetzungsanlage ein“, erklärt Kollmann. Diese Anlage befindet sich an Bord verschiedener Straßenbahnen der Bogestra. Sie spritzt Wasser auf die Schienen und kann so den Geräuschpegel verringern.
„Der Einsatz der Anlage in der Kurve vor der Haltestelle Höntrop-Kirche erfolgt via GPS-Daten. Die Programmierung dafür ist inzwischen bei zwei Drittel der Bahnen erfolgt.“ Die Bogestra geht davon aus, dass die Geräuschsituation für Anwohner wie Viktoria Gottlieb sich dadurch erheblich verbessern wird. Das hofft auch Viktoria Gottlieb – die endlich wieder wieder gut schlafen möchte.