Bochum. In dem Fotobuch „Bochum ungeschminkt“ wirft Daniel Sadrowski einen nüchternen Blick auf die Stadtarchitektur. Vieles wirkt wie zusammengewürfelt.
Der Bochumer Philosoph Herbert Grönemeyer wusste über seine ehemalige Heimatstadt bekanntlich eine Menge zu berichten. Einige Weisheiten hat er vortrefflich in seiner legendären Bochum-Hymne zusammengefasst, deren in Stein gemeißelte Liedzeilen alle Zeiten überdauern werden. „Du bist keine Schönheit“, lautet einer dieser schillernden Sätze für die Ewigkeit. Und: „Liebst Dich ohne Schminke.“
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Neues Fotobuch zeigt „Bochum ungeschminkt“
Doch stimmt das auch? Ist Bochum eine so glanzlose Stadt, wie Herbie behauptet? In seinem Fotobuch „Bochum ungeschminkt“ ist der Fotograf Daniel Sadrowski dieser Frage gründlich nachgegangen und zeigt eine Reihe von Bildern aus der Stadt, die eine bemerkenswerte Bandbreite aufweisen. Mal schön, mal trist, mal elegant, mal tatsächlich potthässlich: All das ist Bochum ungeschminkt.
Buchvorstellung am Kuhhirten
Der Fotograf Daniel Sadrowski stellt sein Fotobuch „Bochum ungeschminkt“ am Mittwoch, 22. Februar, um 12 Uhr bei „Kniften & Konsorten“ in der Gaststätte Zum Kuhhirten (Brückstraße 12-14) vor.
Die Reihe wird von der Bochumer Wirtschaftsentwicklung organisiert und richtet sich vornehmlich an Startups und Kreative aus verschiedenen Branchen. Teilnahme nur nach Anmeldung: bochum-wirtschaft.de/termin/knifften-konsorten
Auf die Idee für sein Buch kam der 51-jährige Fotograf während des ersten Corona-Lockdowns im März 2020: „Einige Jobs waren gecancelt, ich hatte plötzlich etwas Zeit und bin viel spazieren gegangen“, erzählt Sadrowski. Auf seinen vielen Rundgängen begann er damit, die vielfältige Architektur, die es teils bunt durcheinandergewürfelt in Bochum gibt, näher in den Fokus seiner Kamera zu nehmen. „Es war ein schöner Frühlingsanfang, das Licht passte perfekt. Ohne große Absichten habe ich einfach verschiedene Architekturstile gesammelt, die mir begegneten.“
Wohnblöcke, Bürogebäude, Hinterhöfe
Es dauerte nicht lang, da war Daniel Sadrowski mitten in seinem Thema: Er wollte Bochumer Ecken zeigen, die man beim bloßen Vorbeifahren vielleicht gar nicht beachtet, Häuserzeilen, in denen sich die Stile kreuzen, große Wohnblöcke, Bürogebäude und Hinterhöfe von teilweise prägnanter Schlichtheit.
Daneben findet man in dem Buch aber auch Gebäude, deren ganze Pracht man zuvor vielleicht noch gar nicht beachtet hat: etwa die voluminöse Christ-König-Kirche am Steinring oder das Agfa-Haus an der Königsallee 3 direkt am Eingang zum Bermudadreieck, ein Relikt der späten 1950er-Jahre. „Bochum ist stark geprägt von der Architektur der 50er und 60er Jahre“, sagt Sadrowski. „Es gibt totale Schätze, aber es gibt auch unglaubliche Bausünden.“
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Am Lohring-Hochhaus ist der Lack wieder dran
Als eine davon mag das Lohring-Hochhaus an der Ecke Lohring/Wittener Straße gelten, das in den Jahren 1965/66 entstand. Einst galt das zwölfstöckige Gebäude als Vorzeigeobjekt moderner Stadtarchitektur und machte danach viele Jahre lang einen merklich angeschlagenen Eindruck. Mittlerweile ist der Lack wieder dran, das Haus strahlt in neuem Glanz. Sadrowski zeigt es in seinem Buch noch vor der Renovierung, also „ungeschminkt“.
„Das soll kein Marketing-Buch mit den schönsten Ecken der Stadt sein, sondern einen möglichst realistischen, nüchternen Blick auf die Stadt werfen“, erklärt der Fotograf. Weil die Aufnahmen größtenteils während der Corona-Pandemie entstanden sind, findet man nur wenige Menschen auf den Bildern. Dafür ermöglicht der Band beim Durchblättern eine Reise durch die Jahreszeiten: vom Frühling bis zum Winter.
Daniel Sadrowski plädiert dafür, nicht immer nur mit dem „Erdgeschoss-Blick“ durch die Stadt zu laufen: „Man schaut nie nach oben, das ist ein Fehler“, meint er.
„Bochum ungeschminkt“ hat Daniel Sadrowski im Eigenverlag herausgegeben (21 Euro). Erhältlich ist es im Bodo-Buchladen (Königsallee 12) und beim Autor selbst: post@danielsadrowski.de