Essen. Essens Ballett-Chef Ben van Cauwenbergh hat die Premiere von Tschechows „Drei Schwestern“ wegen des Ukraine-Kriegs abgesagt. Es gibt Widerspruch.
Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat sich die Essener Ballettleitung um Intendant Ben Van Cauwenbergh entschieden, die ursprünglich für Samstag, 9. April geplante Premiere des Balletts „Drei Schwestern“ von Valery Panov nach dem gleichnamigen Stück von Anton Tschechow abzusagen.
Das im Jahr 1901 uraufgeführte Ballett „spiegelt die romantische Idee einer ‚heilen‘ russischen Kultur wider und stellt neben russischen Klischees wie Samowar, Birkenwald und Wodka auch historisierte Darstellungen russisch uniformierter und bewaffneter Offiziere in den Mittelpunkt“, erklärt Intendant Van Cauwenbergh. „Diese Darstellung halten wir vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse nicht für vertretbar und nehmen dieses Ballett deshalb aus unseren Planungen.“
Intendant will keine „bewaffneten russischen Offiziere“ auf der Bühne
Mit Valery Panov sei er sich einig, dass solche Szenen auf der Bühne momentan unangemessen seien, so Van Cauwenbergh. Das Aalto-Ballett habe damit eine künstlerische Entscheidung getroffen. „Es geht uns weder um einen Boykott von russischen Künstler noch um eine Zensur der russischen Kultur.“
Besonders das klassische Ballett sei unzertrennlich mit der russischen Kultur verbunden und Tschaikowskis Ballett „Dornröschen“ stehe weiterhin auf dem Programm, erläutert der Ballettchef. „Wenn sich die gegenwärtige Situation in absehbarer Zeit ändern sollte, werden die „Drei Schwestern“ von Valery Panov zu einem späteren Zeitpunkt zur Aufführung im Aalto-Theater gebracht.
Kulturinteressierte Bürger kritisieren den Indentanten wegen seiner Entscheidung
Wortmeldungen von kulturinteressierten Essener Bürgern lassen allerdings darauf schließen, dass Cauwenberghs Vorgehen nicht unumstritten ist. „Van Cauwenbergh nenne mir einen klassischen Dramatiker oder Librettisten, dessen Werk nicht in irgendeiner Form romantisiert bzw. eine heile deutsche, russische oder sonst nationale Welt reflektiert“, heißt es in einem Leserbrief von Frank Hirsch an diese Zeitung.
Man möge das Publikum „bitte nicht für so dumm halten, dass es diese die Unzeitgemäßheit klassischer Werke nicht zu erkennen vermag“, so Hirsch an die Adresse Cauwenberghs. Auch sei es gerade die Aufgabe von Kulturschaffenden, „die sogenannten „romantisierenden“ und „waffenstarrenden, historisierenden“ Darstellungen inszenatorisch gegen den Strich zu bürsten“. Anton Tschechow lebte von 1860 bis 1904.
Die „Tanzhommage an Queen“ wird zum „Tanz für den Frieden“
Wegen des Premierenausfalls habe sich das Aalto Ballett Essen kurzfristig dazu entschlossen, eine Benefiz-Vorstellung ins Programm aufzunehmen: Unter dem Titel „Tanz für den Frieden“ wird es eine zusätzliche Aufführung der „Tanzhommage an Queen“ am Freitag, 8. April um 19:30 Uhr geben. Die Einnahmen des Abends kommen den Opfern des Krieges in der Ukraine zu Gute.
„So möchten wir einen Beitrag zur Hilfe leisten für alle, die in der Ukraine nun unter der Gewalt leiden müssen. Gleichzeitig wollen wir auch ein Zeichen setzen gegen den Krieg. In meiner Compagnie tanzen 30 Tänzerinnen und Tänzer sowie acht Absolventen aus 23 Nationen und leben täglich ein friedliches Miteinander“, erläutert der Ballettintendant.
An den ursprünglich geplanten Terminen von „Drei Schwestern“ werden Stücke aus dem Repertoire gespielt: Am Samstag, 9. April, 19 Uhr, steht die „Tanzhommage an Queen“ auf dem Programm, am Mittwoch, 20. April um 19:.0 Uhr, wird „Rock around Barock“ gegeben.
Erworbene Karten können zurückgegeben bzw. umgetauscht werden. Umtausch-Infos und weitere Tickets im Ticket-Center der TUP, II. Hagen 2, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10, unter Tel. 02 01 81 22-200 sowie online unter www.theater-essen.de.http://Lesen_Sie_auch{esc#233146165}[infobox]