Bochum. Mit sympathischen und lustigen Cartoons ist der Bochumer Oli Hilbring bekannt geworden. Jetzt bekam er den Deutschen Cartoonpreis.

Sympathische Normalos mit riesigen Knollennasen haben ihn berühmt gemacht: Seit vielen Jahren kommentiert der Cartoonist Oli Hilbring aus Bochum mit spaßigen Zeichnungen unseren grauen Alltag. Von der Energiekrise über die Handysucht bis zum Dauerbrenner Fußball: Kaum ein Thema ist vor seinen treffsicheren Zeichnungen sicher. Jetzt ist Hilbring mit der höchsten Auszeichnung geehrt worden, die in dieser Branche verliehen wird. Anfang Februar bekam er in Kassel den Deutschen Cartoonpreis.

Für einen Cartoon wird Oli Hilbring aus Bochum geehrt

„Da ist das Ding!“, strahlt Hilbring und zeigt stolz die stattliche Trophäe aus Plexiglas, in der sein preisgekrönter Cartoon eingearbeitet ist. Auf gewohnt süffisante, aber niemals verletzende Weise nimmt er darin das Thema „Gender Pay Gap“ (also die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen) aufs Korn. Der Deutsche Cartoonpreis wird jährlich gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse verliehen.

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Seit 1992 ist Oli Hilbring als Cartoonist aktiv, erste Zeichnungen veröffentlichte er im ehemaligen Ruhrgebietsmagazin Marabo. Der Cartoon ist eine Kunstform für sich: Anders als ein Comic besteht er nur aus einem einzigen Bild und hat im Gegensatz zur Karikatur nur selten eine politische Botschaft.

Für diesen Cartoon mit dem Titel „Martina“ bekam Oli Hilbring den Deutschen Cartoonpreis.
Für diesen Cartoon mit dem Titel „Martina“ bekam Oli Hilbring den Deutschen Cartoonpreis. © Oli Hilbring

Komplexe Themen in nur einem Bild

Scholz, Habeck & Co. knöpft sich Hilbring also nie vor: „Politiker und Parteien interessieren mich gar nicht“, sagt er. „Für mich sind alle Themen spannend, die gerade in der Luft liegen oder in den sozialen Medien plötzlich aufpoppen.“ Erst unlängst schuf er eine spaßige Bilderserie zu Künstlicher Intelligenz – und natürlich bietet ihm das Zusammenleben der Geschlechter ideale Steilvorlagen. Ein Bild, ein Witz: So lautet die goldene Regel.

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Durchaus komplexe Themen in nur einer Zeichnung zu verhandeln, ist dabei eine nicht zu unterschätzende Leistung. „Ich darf nicht versuchen, ein Thema zu Ende zu denken, sondern reiße es immer nur kurz an“, erklärt Hilbring seine herausfordernde Arbeitsweise. „Ich versuche auch nie, Meinung zu machen. Oftmals ist das ein schwieriger Grat, weil jeder auf verschiedene Weise etwas in meine Bilder hineininterpretiert.“

Schalke-Fan lebt mit seiner Familie in Bochum

Der bekennende Schalke-Fan und VfL-Sympathisant wurde 1968 in Herne geboren und lebt mit seiner Familie in Bochum: „In Herne bin ich groß und in Bochum dick geworden“, scherzt er. Er machte eine Lehre zum Grafiker und arbeitet neben seiner Arbeit als Cartoonist weiterhin für eine Werbeagentur. „Zeichnen war schon immer mein Ding“, erzählt er. „Schon als Grundschüler habe ich die Tische mit lustigen Figuren bekritzelt.“

Ein Bild, ein Witz: Oli Hilbrings Cartoons sind nicht selten schallend lustig.
Ein Bild, ein Witz: Oli Hilbrings Cartoons sind nicht selten schallend lustig. © Oli Hilbring

Seit 2009 gehören seine unverkennbaren Figuren mit den großen Nasen zum Leben im Ruhrgebiet fest dazu. Im „Reviersport“ veröffentlicht er seit zehn Jahren weit über 700 Cartoons zum aktuellen Bundesligageschehen. Daneben ist er Autor zahlreicher Bücher: „Kopf hoch! Smartphone ist heilbar“ wurde ein Bestseller. Mit „Schön doof“ erschien im vergangenen Jahr ein Best-of.

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Cartoons sind wie kleine Schiffchen auf stürmischer See

Für Oli Hilbring sind seine Cartoons wie kleine Schiffchen: „Ich falte sie und schicke sie aufs Meer hinaus. Dort müssen sie dann allein klarkommen.“ Vor allem die sozialen Medien haben aus der einstmals recht ruhigen See einen reißenden Ozean gemacht: Zigfach werden seine Cartoons dort geteilt und kommentiert. Auf Instagram und Facebook folgen ihm mittlerweile über 250.000 Menschen. „Ein Bild, ein Witz: Das ist fürs Internet genau das richtige Medium und bringt mir eine Menge Reichweite.“

Sorge bereitet ihm höchstens, dass ihm irgendwann die Witze ausgehen könnten: „Die Ideenfindung ist manchmal ein langwieriger Prozess. Da sitze ich oft am Tisch und denke: Alta, wie soll das bloß weitergehen?“ Denn was am Ende als Cartoon so leicht und locker daherkommt, ist vor allem eins: harte Arbeit. Doch die vielen Fans freut’s, denn Olis Pointen sind oft schallend lustig.