Bochum. Bochum lässt seinen Gondelteich im Stadtpark entschlammen – um 8600 Tonnen wird er „erleichtert“. Sorgen machen die gestohlenen Brunnenfiguren.
Verendete Fische, matschige Brühe, verstopfte Wasserfontäne. Das alles soll bald der Vergangenheit angehören. Seit November laufen die Arbeiten am Stadtparkteich. Um den Pflanzen wieder eine bessere Lebensgrundlage zu schaffen, lässt die Stadt Bochum das Gewässer entschlammen und vertiefen. Fische sollen dort allerdings keine mehr angesiedelt werden.
Gondelteich im Stadtpark Bochum wird gereinigt und ausgekoffert
Das stehende Gewässer sei kein geeigneter Lebensraum für Fische, so Marco Siekmann vom Tiefbauamt der Stadt. Und auch wenn die Wasserqualität sich deutlich verbessern wird, wenn bis zum Frühsommer die 70 Zentimeter dicke Sedimentschicht am Boden des 1,6 Hektar großen Teichs verschwunden ist und die Wassertiefe bis hinunter auf zwei Meter reichen wird. Einen Fischbestand will die Stadt nicht mehr halten.
Auch interessant
Hunderte verendete Fische hatten im Sommer 2018 Bürger und Stadt auf den Plan gerufen. Der 1905 im Zuge der ersten Erweiterung des Stadtparks fertiggestellte und in den 1970er Jahren schon einmal sanierte Gondelteich war so gut wie tot. Die Feuerwehr hatte in einer Ad-hoc-Aktion zigtausende Liter Wasser zugeführt und so die Wasserqualität wieder verbessert. Klar war aber, nur Entschlammen und Vertiefen würde wirklich etwas nutzen.
Stadtpark wird bis 2026 für mehrere Millionen Euro hübsch gemacht
Ganz so ambitioniert wie ursprünglich geplant wird die Sanierung zwar nicht. Ursprünglich sollte der Teich auf eine Tiefe von vier Metern ausgekoffert werden. Aber auch die abgespeckte Version soll das Gewässer nicht nur optisch deutlich aufwerten. Als Regenrückhaltebecken spiele es auch eine wichtige Rolle im Entwässerungssystem der Stadt, heißt es.
Eine Firma aus den Niederlanden hat die Stadt damit beauftragt, den Gondelteich zu reinigen und zu vertiefen. „Wir sind spezialisiert auf das Ausbaggern aller Arten von stehenden Gewässern“, sagt Gero Buchartz von der Kurstjens GmbH. Teiche, Kanäle, Hafenbecken und andere Gewässer säubern die Spezialisten. Ende April wollen sie in Bochum fertig sein. Die Maßnahme ist Teil der millionenteuren Sanierung des gesamten Stadtparks, die 2026 – wenn der Park 150 Jahre alt wird – abgeschlossen sein soll.
Auch interessant
Wasser und Erde werden über eine Rohrleitung abgepumpt
Noch fehlt der klassische Bagger. Er wird erst dann – auf einem schwimmenden Ponton gestellt – Boden lösen, wenn die darüber liegende Schlammschicht abgetragen ist. Ob Schlamm oder Erde: Das Material wird mit einem bereits installierten Schneidkopfsaugbagger über eine 250 Meter lange Rohrleitung hochgepumpt auf dem Platz vor dem Bismarckturm. Dort werden Sediment und Boden vom Wasser mechanisch getrennt. Das Wasser fließt zurück in den Teich.
Bei der Vergabe des Auftrags habe die Verwaltung auf eine für den Stadtpark möglichst schonende Variante geachtet. Hin- und herfahrende Fahrzeuge, die das Material vom Teich zum Turm befördern, hätten Wege und Wiesen zerstört. Auch die Uferbereiche wären in Mitleidenschaft gezogen. Das könne mit dem Pumpverfahren nicht geschehen.
Auch interessant
8600 Tonnen Schlamm und Erde werden ausgespült
Das vor dem Bismarckturm getrennte Material wird abgefahren – entweder zu einer Deponie oder zur Aufbereitung. Sechs bis acht Lkw-Ladungen mit jeweils etwa 25 Tonnen Erde und Schlamm werden täglich abtransportiert. Insgesamt werden es 8600 Tonnen sein, um die der Gondelteich „erleichtert“ wird.
Etwa ein Drittel davon ist Schlamm. Das Wasservolumen wird nach Angaben der Stadt von derzeit etwa 10.000 auf 16.000 Kubikmeter steigen. „Das wird dann für die nächsten Jahrzehnte reichen“, so Stadtbaurat Markus Bradtke.
Auch interessant
Stadt Bochum hat zehn Tonnen Altmetall aus dem Gondelteich gezogen
Schon vor zwei Jahren hatte die Stadt das Wasser aus dem Teich abgelassen, nachdem die Fische zuvor entnommen wurden. Zutage traten damals etwa zehn Tonnen Altmetall: von Cityroller über Fahrräder bis zu Tresoren. Theoretisch hätte schon zu diesem Zeitpunkt auch der Schlamm entfernt und der Boden ausgekoffert werden können. „Aber ein Bagger wäre im Boden eingesackt“, so Marko Siekmann. Daher werde demnächst ein Schwimmbagger installiert.
Wiederbeschaffung der Brunnenmotive gestaltet sich schwierig
Im Sommer soll der Teich wieder der beliebte Erholungsort sein, der er seit vielen Jahren – mit Abstrichen – ist. „Wir möchten gerne wieder die Wasserfontäne installieren“, sagt der Stadtbaurat. Und so schnell wie möglich sollen auch die Motivbrunnen repariert und ersetzt werden, die zerstört bzw. gestohlen wurden. Kupferdiebe hatten vor einigen Tagen sechs Skulpturen aus dem Stadtpark gestohlen – darunter der Frosch Fridolin. Der Zorn bei Bürgern und Verwaltung ist groß. Erlösen ließen sich mit dem Metall vielleicht ein paar Hundert Euro, heißt es. „Der Schaden beläuft sich aber auf einen sechsstelligen Betrag“, so Markus Bradtke.
Die Wiederbeschaffung der beliebten Figuren sei nicht ganz einfach. Für die Fische liege eine Form vor, ihre Herstellung sei bereits beauftragt. Schwieriger sei es bei anderen Motiven, bei denen Zeichnungen oder 3D-Modelle vorliegen. Geklärt werden müssten auch noch urheberrechtliche Fragen.