Bochum. Mit „Spiel ab!“ schreibt der Bochumer Autor Frank Goosen seinen lang erwarteten Fußballroman. Hier erinnert er sich an seine Zeit als Trainer.

Mit „Spiel ab!“ legt der Bochumer Bestsellerautor und bekennende VfL-Fan Frank Goosen (56) seinen lang erwarteten Fußballroman vor. In lockerem Plauderton beschreibt er darin die turbulente Saison eines bunten Haufens C-Junioren in der Kreisliga – und kann dabei auf eine Menge Insiderwissen zurückgreifen. Denn Goosen trainierte die Mannschaft seines ältesten Sohnes Robert bei Arminia Bochum rund vier Jahre lang selbst. Im WAZ-Gespräch erzählt er von renitenten Eltern, überforderten Schiris und von seinen eigenen Anfängen als Nachwuchs-Kicker.

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Autor Frank Goosen schreibt Buch über Fußball in Bochum

Einen großen Fußballroman kündigen Sie schon länger an. Warum hat das so lange gedauert?

Frank Goosen: Gereizt hat mich das schon seit einer ganzen Weile. Bislang gibt es von mir zu dem Thema nur den Erzählband „Weil Samstag ist“, der sich noch immer großer Beliebtheit erfreut, aber als fiktionale Geschichte habe ich über Fußball noch nie geschrieben. Wie für viele andere Künstler auch war die Corona-Pandemie für mich keine leichte Zeit. Finanziell war schon alles okay, aber für den großen Erzählbogen fehlte mir während dieser schwierigen Phase einfach die Konzentration. Da habe ich zunächst „Sweet Dreams“, einen Band mit Geschichten über die 80er Jahre, vorgezogen. Erst danach war der Kopf frei für einen neuen Roman. Den ersten Entwurf hatte ich in sechs Monaten fertig.

Buchpremiere im Schauspielhaus

Frank Goosen stellt seinen neuen Roman „Spiel ab!“ bei einer Buchpremiere am Mittwoch, 22. Februar, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus vor. Karten: 0234 33 33 55 55.

Die Vorpremiere gibt es bereits am Sonntag, 19. Februar, um 18 Uhr im Zeitmaultheater (Imbuschplatz 11). Karten: 0163 699 39 54.

„Spiel ab!“ erscheint am 9. Februar im Verlag Kiepenheuer & Witsch (336 Seiten, 23 Euro).

Ist es schwierig, über Fußball zu schreiben?

Schwierig zu beschreiben sind vor allem die Spielszenen. Das muss schon spannend geschrieben sein mit viel Bewegung und Witz. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es nur so wenige gute Fußballromane gibt. Für mich ist „Keeper“ von Mal Peet einer der besten. Das ist die Geschichte eines brasilianischen Torwarts, literarisch angereichert mit einer guten Prise magischem Realismus. Absolut super! Es gibt auch keine wirklich guten Spielfilme über Fußball, weil alle daran scheitern, dass sich Schauspieler auf dem Rasen einfach nicht so gut bewegen können wie echte Spieler. Deswegen war Sönke Wortmann bei „Das Wunder von Bern“ so clever und hat einige Rollen direkt mit Fußballern wie Michael Wurst besetzt.

Viele persönliche Erlebnisse fließen in den Roman mit ein

Ähnlich wie „Sommerfest“ könnte man sich auch „Spiel ab!“ gut als Kinofilm vorstellen. Hatten Sie das beim Schreiben bereits im Hinterkopf?

Nein, wenn man das direkt als halbes Drehbuch schreibt, dann hat man gleich verloren. Natürlich fände ich es prima, wenn jemand einen Film daraus machen möchte. Der Vorteil ist: Das Buch hat viele Dialoge.

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Obwohl fiktional, fließen in dem Roman eine Menge persönlicher Erlebnisse mit ein. Wie war Ihre Zeit als Fußballtrainer?

Wir hatten viel Spaß, obwohl mir die Jungs manchmal auch auf die Nerven gingen. Von 2014 bis 2018 habe ich die C-Jugend meines Sohnes bei Arminia Bochum trainiert. Der Verein wird im Roman nicht namentlich genannt, trotzdem wird man beim Lesen vieles wiedererkennen: etwa die Platzanlage und die grün-weißen Vereinsfarben. Dabei muss ich ehrlich zugeben: Fachlich bin ich spätestens in der C-Jugend ein bisschen an meine Grenzen gekommen. Ich konnte den Jungs wohl das Passspiel beibringen, beim Dribbeln hörte es dann aber schon auf, denn das habe ich selbst nie richtig gut gekonnt. Dafür hatte meine Trainerzeit aber andere Qualitäten. Einmal habe ich die ganze Mannschaft mit ins Fernsehstudio genommen: zum NRW-Duell mit Bernd Stelter. Da saßen sie mit Trainingsanzügen im Publikum und waren mächtig stolz.

Kommandos von der Seitenlinie gab Frank Goosen während seiner Trainerzeit häufiger und geriet dabei manchmal auch an seine Grenzen.
Kommandos von der Seitenlinie gab Frank Goosen während seiner Trainerzeit häufiger und geriet dabei manchmal auch an seine Grenzen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Schöne Szenen mit aufgebrachten Eltern

Im Roman gibt es schöne Szenen mit überforderten Schiedsrichtern und aufgebrachten Eltern, die sich dauernd ins Spiel einmischen. Beruht das auf eigenen Erfahrungen?

Als Trainer habe ich mit den Eltern nie Probleme gehabt. Die meisten von denen waren froh, dass ihre Kinder wieder Spaß beim Training hatten. Der war bei meinem Vorgänger ein bisschen zu kurz gekommen. Und dann gab es mal eine Mutter, die ihren Sohn mitten im Spiel selbst ausgewechselt hat. Der Junge machte das Handzeichen für „auswechseln“ und lief dann zu seiner Mutter, weil die den Hausschlüssel brauchte, der in seiner Sporttasche war. Da dachte ich nur: Pep Guardiola wäre das nicht passiert.

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Auch skurrile Spielergebnisse klingen immer wieder an. Direkt das erste Spiel unter dem neuen Trainer geht zweistellig verloren…

Sowas kommt im Jugendfußball schon mal vor, nicht zuletzt weil die körperlichen Unterschiede manchmal sehr groß sind, speziell in der C-Jugend, wo einige schon in der Pubertät sind, andere noch nicht. Da standen die kleinen Bengel aus meiner Mannschaft plötzlich riesigen Schränken gegenüber. Klar sind sie dann überfordert. Fußball hat manchmal auch etwas Gnadenloses.

Jedes Wochenende auf dem Fußballplatz

Warum haben Sie ihren Job als Fußballtrainer an den Nagel gehängt?

Vor allem, weil das ein unheimlicher Zeitfresser war. In dieser Zeit bin ich eigentlich nur dienstags und donnerstags aufgetreten, weil montags und mittwochs Training war, und an den Wochenenden waren die Spiele. Zeitgleich war ich ja auch noch im Aufsichtsrat des VfL. Ich weiß heute gar nicht mehr, wie ich das eigentlich hingekriegt habe.

Als glühender VfL-Fan gehörte Frank Goosen zwischen 2010 und 2017 auch zum Aufsichtsrat des Vereins.
Als glühender VfL-Fan gehörte Frank Goosen zwischen 2010 und 2017 auch zum Aufsichtsrat des Vereins. © Volker Wiciok

Erinnert Sie das alles auch an Ihre eigene Zeit als Spieler?

Ich war selbst nie im Fußballverein, dafür hat mein Talent einfach nicht gereicht. Stattdessen habe ich sechs Jahre Handball beim VfL gespielt und gehörte später zu den Gründungsmitgliedern des zweiten Bochumer-Dart-Clubs. Früher sind nur die Guten in den Verein gegangen. Wir wohnten damals an der Alleestraße und haben meistens auf der Wiese am Springerplatz gepöhlt. Auswärtsspiele der Klassenmannschaft in der Grundschule waren auch schon mal auf den Schmechtingwiesen. Da sind wir zu Fuß hin. Mit neun Jahren! Das wäre heute nicht mehr vorstellbar.

Als langjähriger VfL-Fan: Wie geht diese Saison aus?

Ich bin ganz schlecht in Prognosen. Das Mainz-Spiel hat mich total enttäuscht, aber ich glaube, dass mit Schalke und Hertha zwei Mannschaften unter uns bleiben müssten. Relegation lehne ich grundsätzlich ab, das ist einfach nur fürchterlich. Ich denke, wir haben gute Chancen auf Platz 15.