Gelsenkirchen-Ückendorf. Comedian Bernd Stelter liefert in Gelsenkirchen mit seinem neuen Programm aktive Lebenshilfe. Auch sein runder Geburtstag fiel in den Lockdown.
Er gönnt es sich und allen, die da in der Heilig-Kreuz-Kirche vor ihm sitzen: „Sie können sich nicht vorstellen, wie froh ich bin“, sagt Bernd Stelter. Anderthalb Jahre auf dem Sofa in der Pandemie hat er sein Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende“ ausgebrütet und quasi im Ärmel gehabt, ohne Chance, es nach außen zu tragen. Die digitale Form der Darbietung mag er nicht, Stelter will auf die Bühne. Und das geht nun endlich wieder. Das Publikum dankte es ihm mit warmem Applaus.
Eine Lebens-Geschichte präsentiert in Gelsenkirchen
Stelter jagt an diesem Abend in Ückendorf nicht Gag um Gag, Pointe um Pointe. Es ist ein bisschen Geschichtenerzählen, ein bisschen Philosophie, ein paar Seitenhiebe bringt er unter, gar nicht bösartig. Denn obwohl er ein ziemliches Tempo vorlegt, bringt der Mann aus Unna es immer wieder genau auf den Punkt. In der Pandemie-Pause ist er 60 geworden. Und nach eigenem Bekunden auch viel gelassener.
„Lachen ist erlaubt“, schickt er vorweg. „Trotz all der schlechten Nachrichten muss man lachen, denn wir brauchen Kraft.“ Die, die stöhnen „Moooontag“, und das meinen wie die Boomtown Rats mit „I don’t like Mondays“ oder die Bangles „Just another manic Monday“, denen hält Stelter entgegen: „Ich will nicht auf 106 Wochenstunden verzichten, bis wieder Freitag ist.“
Er skizziert das Stück vom Glück, nach dem so viele Menschen greifen wollen. Die sich einen Traum erfüllen, indem sie auf ihr Traumauto sparen, „den roten Porsche 911 – und wenn sie ihn wirklich haben, kommt er in die Garage, und das Gehirn packt ihn in die Schublade: Hab ich! Steht da! Fertig!“
Das Stück vom Glück in der Garage
Also, strickt Stelter weiter, kommt der nächste Traum: „Der Porsche 912 in Blau und so weiter.“ Denn, so philosophiert er, „mehr Geld macht ab einem gewissen Grade eben nicht glücklich“.
Statt der großen Party zum 60. mitten im Lockdown, erzählt er, „haben wir dann eben Pizza bestellt“. Zeit zum Nachdenken habe ihm die Pandemie beschert, setzt er fort und kramt in den „runden“ Geburtstagen. „50? Furchtbar, denn da ändert sich der Testosteronspiegel beim Mann, der denkt plötzlich mit dem Kopf. Und das kennt er nicht“, plaudert Stelter. „Der hat ständig einen Typen vor sich herrennen, der hetzt und fragt: Soll das jetzt alles gewesen sein?!?“
Loslassen und fliegen
Aber 60: Da greift er zu seinem Buch „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“ und dann auch zur Gitarre. Vom Loslassen singt er, das mit den Ballons beim Kindergeburtstag begonnen hat. Denn die mussten fliegen, um die Karte zu transportieren. „Und zum Fliegen brauchst du beide Hände frei“, gibt er allen mit.