Bochum. Der „Speed Capture Kiosk“ soll es einfacher machen, Ausweise zu beantragen. Der Automat steht nun im Bochumer Rathaus. Die WAZ hat ihn getestet.

Der Name klingt futuristisch: Am „Speed Capture Kiosk“ können Bürgerinnen und Bürger im Rathaus alle notwendigen Schritte für einen neuen Ausweis jetzt digital erledigen. Nach Darstellung der Stadt profitieren beide Seiten: Für die Nutzer werde es einfacher und kostengünstiger; das Bürgerbüro spare Zeit.

72.000 Personal- und Kinderausweise sowie Reisepässe wurden im vergangenen Jahr von der Stadt Bochum ausgestellt. Für den Antrag in einem der Bürgerbüros in Mitte, Gerthe, Langendreer, Weitmar, Querenburg (derzeit geschlossen) und Wattenscheid werden ein biometrisches Passbild, die Fingerabdrücke und die Unterschrift benötigt. Ein Termin ist noch immer notwendig. Doch dafür lässt es sich nun am „Speed Capture Kiosk“ vorarbeiten.

„Speed Capture Kiosk“ in Bochum: So funktioniert die Technik

Mit der klassischen Revier-Bude hat der Automat ganz am Ende des Bürgerbüros im Rathaus nichts gemein. Im „Schnellerfassungs-Kiosk“ wirkt High-Tech made in Schweden. „Er kostet rund 15.000 Euro. Wir haben ihn geleast“, berichtet der Leiter des Bürgerbüros, Marvin Dupke.

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So funktioniert’s:

– Der Bürger wählt auf dem Bildschirm eine von sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Polnisch und Türkisch) und tippt auf das gewünschte Dokument: Personalausweis (auch vorläufig), Reisepass oder beides?

– Nach Eingabe des Geburtsdatums beide Füße auf einer Bodenmarkierung postieren. Achtung: Exakt mittig stehen. Sonst ist das Porträt später verschoben.

Schnellerfassung dauert kaum länger als drei Minuten

– Wie von Geisterhand hebt sich die Apparatur und passt sich der Körpergröße an. Neutral schauen, nicht lächeln, Mund schließen, Brille abnehmen, Blick in die Kamera – und Spot an: Drei Fotos innerhalb weniger Sekunden erscheinen auf dem Display. Der Favorit wird angeklickt. Fotosession beendet.

– Es folgen: die Fingerabdrücke. Dafür werden der rechts und linke Zeigefinger in einen Scanner gelegt. Auch das: eine Sekunden-Sache.

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– Schlusspunkt: die digitale Unterschrift. Zum Finale ploppen das ausgewählte Foto, beide Fingerabdrücke und der Namenszug zusammen auf dem Bildschirm auf. Speichern. Fertig ist die Fix-Erfassung. „Zwei bis drei Minuten, länger dauert’s kaum“, sagt Marvin Dupke.

WAZ-Redakteur Jürgen Stahl hat den „Speed Capture Kiosk“ getestet. Nach zwei Minuten können das ausgewählte biometrische Foto, die Fingerabdrücke und die Unterschrift für den späteren Ausweis-Antrag gespeichert werden.
WAZ-Redakteur Jürgen Stahl hat den „Speed Capture Kiosk“ getestet. Nach zwei Minuten können das ausgewählte biometrische Foto, die Fingerabdrücke und die Unterschrift für den späteren Ausweis-Antrag gespeichert werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Bürgerbüros können Daten binnen zwei Wochen abrufen

Sämtliche Eingaben bleiben für 14 Tage gespeichert. Danach werden sie automatisch gelöscht: Datenschutz. Während dieser Frist haben die „Kiosk“-Nutzer die Möglichkeit, ins Bürgerbüro zu gehen. „Und zwar in jedes in Bochum“, betont Dupke. Die digitalen Daten können an allen sechs Standorten abgerufen werden. Vor Ort müssen dann lediglich die Fingerabdrücke noch einmal abgenommen werden. „Damit stellen wir sicher, dass es auch die richtigen sind“, so der Behördenleiter.

Ein WAZ-Test am Freitag zeigte: Auch ungeübte PC-Neulinge können mit der Technik gut klarkommen. Jeder Schritt wird verständlich erläutert. Fachwissen: nicht erforderlich.

Sechs Euro Gebühr werden erst beim Termin im Bürgerbüro fällig

Die Kosten für die (selbstverständlich freiwillige) Nutzung des „Speed Capture Kiosk“ betragen sechs Euro. Sie werden erst später mitsamt der Ausweisgebühr fällig. Neben der Zeitersparnis sieht Dupke einen finanziellen Vorteil: „Biometrische Passbilder sind selbst an herkömmlichen Automaten kaum noch unter acht Euro zu bekommen. Bei uns sind die Fotos inklusive – und zwar nur solche, die wir für einen Pass verwenden dürfen. Viele Antragsteller kommen mit unbrauchbaren Bildern zu uns.“

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Seit dem 19. Januar ist das Gerät im Einsatz. 72 Dokumente wurden damit bisher ausgestellt. „Die Technik funktioniert reibungslos“, berichtet IT-Experte Marius Romahn. Bei Bedarf könnte ein zweiter Automat angeschafft werden. Stadtsprecher Peter van Dyk: „Bochum will Vorreiter beim modernen Stadtmanagement werden.“