Bochum. In den Bochumer Kliniken fehlen Pflegekräfte. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, gehen die Krankenhäuser neue Wege. Es gibt sogar Prämien.
Die Bochumer Krankenhäuser ächzen unter einem massiven Personalmangel. Das Bergmannsheil geht außergewöhnliche Wege, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege zu gewinnen. Auch die anderen Kliniken haben ihre Bemühungen verstärkt. Sogar Vermittlungsprämien werden in Aussicht gestellt.
Bergmannsheil gewährt bei „Job Journey“ große Freiräume
„Job Journey“ heißt ein neues Konzept, das im Bergmannsheil umgesetzt wird. Es soll „Impulse für die berufliche Erfüllung in der Pflege“ bieten, wirbt das Berufsgenossenschaftliche Klinikum. Vielfach würden sich Berufs- oder Wiedereinsteiger fragen: Welches ist der richtige Einsatzort für mich? „Job Journey“ soll den Weg weisen.
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Im ersten halben Jahr durchlaufen die neuen Pflegekräfte bis zu sechs Normal- und Intensivstationen: ganz nach Wunsch, anhand eines „Rotationsplans“. Früh-, Spät- oder Nachtschicht: Auch das liegt in der Hand der Mitarbeiter. „Denn die Stellen werden nicht auf den jeweiligen Dienstplan angerechnet, sondern ,on top’ geplant. Das volle Gehalt wird selbstverständlich ab dem ersten Tag gezahlt“, erklärt Pflegedirektor Marcus Fritz. Erst nach den sechs Monaten steht die Entscheidung an, auf welcher Station man künftig arbeiten will.
Augusta-Krankenhaus belohnt erfolgreiche Vermittlungen
Das Augusta-Krankenhaus hat neben der „Herzensplatz“-Infokampagne (zuletzt auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt) die Aktion „Ziemlich beste Kolleginnen“ ins Leben gerufen. Alle Beschäftigten sind aufgerufen, neue Mitarbeiter nicht nur für die Klinik, sondern u.a. auch für die Ambulanten Dienste, das Seniorenheim oder die Verwaltung anzuwerben. Für jede erfolgreiche Vermittlung gibt es „eine Belohnung“, so Augusta-Sprecherin Jennifer Krämer. Die Prämie richte sich nach der Wochenarbeitszeit der neuen Kollegen. Über die Höhe wolle sich die Klinik „bedeckt halten“.
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Katholisches Klinikum setzt auf flexible Arbeitszeitmodelle
Größtmögliche Flexibilität bei den Arbeitszeiten spielt das Katholische Klinikum Bochum als ein Trumpf aus. „Für examinierte Pflegekräfte, die aufgrund ihrer Lebenssituation nicht im klassischen Schichtdienst arbeiten können, bieten wir flexible Modelle an. So werden zum Beispiel für Alleinerziehende oder Pflegekräfte, die hilfsbedürftige Angehörige zu versorgen haben, individuelle und für alle Seiten geeignete Arbeitszeitstrukturen gefunden“, schildert KKB-Sprecher Jürgen Frech.
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Zudem setze das Katholische Klinikum auf seine hauseigene Bildungseinrichtung „BIGEST“. „Die Zahl der Ausbildungsplätze wurde seit 2020 massiv ausgebaut und wird erneut gesteigert, wenn die neue Pflegeschule in Gerthe ihren Betrieb aufnimmt“, kündigt Frech an.
Knappschaftskrankenhaus wirbt: „Komm in unser Team“
„Komm in unser Team“: Mit dieser Kampagne bemüht sich das Knappschaftskrankenhaus in den sozialen Medien um Verstärkung. „Dafür wurden zwei professionelle Filme produziert, die die Arbeit unserer Pflegekräfte abbilden. Darüber hinaus gab es regelmäßig Porträts, Interviews und kleine Reportagen“, berichtet Sprecherin Bianca Braunschweig. Seit Juli 2022 wirbt zudem ein Bogestra-Bus für eine Tätigkeit im Uni-Klinikum. Und: Interessenten können per WhatsApp direkt mit der Pflegedienstleitung in Kontakt treten. Motto: „Lass kurz schnacken, Job anpacken.“
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Quote bei Leiharbeitskräften liegt zwischen 2,5 und acht Prozent
Allein in NRW fehlen laut der Gewerkschaft Verdi 20.000 Fachkräfte in den Krankenhäusern und 14.000 Mitarbeiter in der Altenpflege. Auch in Bochum müssen die Kliniken zunehmend auf Leiharbeitsfirmen zurückgreifen. Im Augusta-Krankenhaus beträgt der Anteil der externen Pflegekräfte acht Prozent, im Knappschaftskrankenhaus 3,5 Prozent und im Katholischen Klinikum 2,5 Prozent. Das Bergmannsheil nennt auf WAZ-Anfrage keine Quote.