Bochum. Der Pflegeberuf ist hart, die Belastungen nehmen zu. Dennoch: Die Bewerberzahlen sind stabil. Bei einem Kongress in Bochum ging es auch ums Geld.

3000 Euro Willkommensgeld erhalten fortan Pflegefachkräfte aus Nicht-EU-Ländern, die in Nordrhein-Westfalen eine Stelle antreten. So will die Landesregierung der massiven Personalnot in Kliniken, Altenheimen und in der mobilen Pflege begegnen. Am Nachwuchs hierzulande mangelt es nicht. „Die Bewerberzahlen sind trotz der Corona-Pandemie konstant“, sagte Burkhardt Zieger, Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest, beim „Junge Pflege Kongress“ im Ruhrcongress.

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Nach den Corona-Absagen 2020 und 2021 kehrte der Kongress am Donnerstag nach Bochum zurück. Zwar waren zum Neustart nur 1500 statt der sonst üblichen 3000 Teilnehmer zugelassen. Gleichwohl gilt der Termin als größter Branchentreff für Pflege-Auszubildende, Studierende und junge Examinierte in Deutschland.

Pflege-Kongress in Bochum: Berufsstarter sind gefragter denn je

„Was ist Pflege?“: Diese Frage wurde in Fachvorträgen und im Austausch mit Experten beleuchtet, während sich Kliniken (darunter das Bergmannsheil und das Katholische Klinikum Bochum) sowie weitere Gesundheits-Dienstleister an Messeständen im Foyer vorstellten.

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Die Berufsstarter, die die seit 2020 geltende dreijährige „generalistische Pflegeausbildung“ absolvieren, sind gefragter denn je. Obwohl sie zu Beginn der Pandemie als „Helden“ gefeiert und beklatscht wurden, haben zahlreiche, meist langjährige Pflegefachkräfte ihre Jobs gekündigt oder Arbeitszeiten verkürzt. Folge: noch größere Lücken auf den Stationen und in den Belegschaften. Selbst Leiharbeitsfirmen können die Ausfälle vielfach nicht mehr kompensieren.

Mit gelben und blauen Flyern setzten die Teilnehmer des Pflege-Kongresses in Bochum ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.
Mit gelben und blauen Flyern setzten die Teilnehmer des Pflege-Kongresses in Bochum ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auszubildende wissen: „Wichtig ist, ein Herz dafür zu haben“

„Stimmt. Pflege ist anstrengend und belastend, kennt keine Wochenenden und ist noch immer vergleichsweise schlecht bezahlt“, sagt Jule Kügler (20), die in Warstein im zweiten Lehrjahr ist. „Corona hat alles noch einmal verschärft, gerade auch in den Seniorenheimen“, ergänzt ihre Kollegin Nadine Bartz (31) aus Wesel. Und doch sind beide aus voller Überzeugung angehende Pflegefachkräfte: „Wichtig ist, ein Herz dafür zu haben, dafür zu leben und Verantwortung zu übernehmen.“

Netzwerke sollen Schüler für Pflegeberufe gewinnen

Um Schüler für Pflegeberufe zu gewinnen, hat die Stadt Bochum vier „care4future®-Netzwerke“ gegründet. In dieser Woche fand die Auftaktveranstaltung statt.

In allen Stadtbezirken arbeiten Unternehmen der Pflegebranche mit Schulen und Berufsfachschulen, der Hochschule für Gesundheit (HSG) und weiteren Partner zusammen. Ziel: jungen Menschen Einblicke in pflegerischen Berufe zu ermöglichen.

Die Netzwerke bieten neben Info-Veranstaltungen die Möglichkeit, in Pflegeschulen und der HSG sowie Kliniken, Altenheimen und bei Pflegediensten theoretische und praktische Unterrichtseinheiten zu absolvieren.

Genau das sei ein Ziel des Kongresses. „Wir wollen erreichen, dass sich die jungen Pflegenden des Wertes ihres Berufs bewusst werden und ihre berufliche Identität finden“, sagt DBfK-Sprecherin Katharina von Croy. Das müsse sich auch bei der Bezahlung widerspiegeln: Der Verband fordert ein Einstiegsgehalt von 4000 Euro. Aktuell sei es wenig mehr als die Hälfte. Auszubildende verdienten im ersten Jahr rund 1000 Euro.

Katholisches Klinikum verzeichnet stabile Bewerberzahlen

Optimistisch zeigt sich Prof. Christoph Hanefeld, Chef des Katholischen Klinikums Bochum. Zwar muss auch sein Haus den Fachkräftemangel bewältigen. Das Interesse an einer Pflege-Ausbildung indes sei trotz Corona ungebrochen, bestätigt Hanefeld die Trendmeldung des Berufsverbandes. „Auf jährlich 200 Stellen erhalten wir regelmäßig mehr als 1000 Bewerbungen. Aktuell steigen die Zahlen sogar wieder, erstmals seit fünf Jahren.“