Bochum. Corona ist in Bochum auf dem Rückzug. Das letzte Impfzentrum ist geschlossen. Gelegenheit für das Gesundheitsamt, sich für neue Krisen zu rüsten.

Das Gesundheitsamt in Bochum verzeichnet einen deutlichen Rückgang bei den Corona- und Influenza-Zahlen. „Wir können uns deshalb zunehmend wieder anderen wichtigen Aufgaben widmen“, sagt die Leiterin Dr. Cordula Kloppe (54) im WAZ-Gespräch.

Im Frühjahr 2021 hatte Kloppe – bis dahin Oberärztin im Katholischen Klinikum Bochum – die Nachfolge von Dr. Ralf Winter angetreten: inmitten der Hochzeit der Corona-Pandemie. Um die Kontaktverfolgung sicherzustellen und die Impfungen und Tests zu bewältigen, wurde die Personalstärke des Gesundheitsamtes damals verdreifacht: von rund 100 im Regelbetrieb auf mehr als 300.

Gesundheitsamt Bochum: 160 Beschäftigte – aber es werden bald weniger

Inzwischen sei man auf dem Weg zurück in die Normalität, konstatiert Kloppe. Die Bundeswehr ist längst abgezogen. Kolleginnen und Kollegen, die innerhalb der Verwaltung versetzt wurden, sitzen wieder an ihren originären Arbeitsplätzen. Befristete Verträge neu eingestellter Mitarbeiter laufen sukzessive aus. Das letzte städtische Impfzentrum am Westring wurde zum Jahreswechsel geschlossen.

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Aktuell verfüge ihre Behörde über 160 Beschäftigte, berichtet die Leiterin. Bald werden es 20 weniger sein. Der Fachkräftemangel gerade im medizinischen Bereich sorge zudem für massive Probleme bei Neubesetzungen. Gleichwohl habe das Gesundheitsamt seit 2020 „einen neuen Stellenwert gewonnen“.

Corona-Inzidenz ist in Bochum auf XXX gesunken

Das derzeitige Personal sei täglich neu gefordert, könne die Aufgaben jedoch abdecken, sagt Cordula Kloppe. Denn: Die beiden größten Infektionen sind auf dem Rückzug.

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Auf 104 ist in dieser Woche die Corona-Inzidenz gesunken. Im Dezember lag der Wert noch zwischen 200 und 300. Aktuell sind 1254 Bochumerinnen und Bochumer infiziert: 295 weniger als in der Vorwoche. Wichtiger Gradmesser sind die Intensivstationen der Kliniken. Acht Covid-Patienten müssen hier versorgt werden – zwei weniger als in der Vorwoche.

Dr. Cordula Kloppe ist seit März 2021 Leiterin des Bochumer Gesundheitsamtes.
Dr. Cordula Kloppe ist seit März 2021 Leiterin des Bochumer Gesundheitsamtes. © Jürgen Stahl

Behörde verzeichnet deutlichen Rückgang auch bei Influenza

Für Cordula Kloppe ist das ein nachhaltiger Trend. „Wir verzeichnen täglich 5000 Antigen-Schnelltests. Die Positiv-Fälle sind klar im Abschwung. Diese Tendenz zeigt sich auch in Krankenhäusern und Altenheimen und bestätigt sich bei der gemessenen Virenlast im Bochumer Abwasser.“ Zu erwarten sei, dass weitere Testzentren (aktuell 275) schließen. „Erstaunlich, wie viele noch geöffnet sind“, so Kloppe.

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Erfreulich sei auch die Entwicklung bei der Influenza. Im Winter 2022/23 wurden bisher 707 Fälle gemeldet. Ein Höchststand. Im kompletten Winter 2021/22 waren es 15. Inzwischen seien die Zahlen aber deutlich rückläufig. Neun Grippe-Fälle wurden in der vergangenen Woche bestätigt. Bislang starben in Bochum zwei Menschen an Influenza. Im Vorjahr waren keine Todesfälle zu beklagen.

Schuleingangsuntersuchungen sollen wieder komplett laufen

Das Gesundheitsamt sei nunmehr in der Lage „zu zeigen, dass wir mehr als Pandemie können“, betont Cordula Kloppe. Es bleibe wieder Zeit für das „klassische Geschäft“, etwa Hygiene-Begehungen in Kliniken oder Schwimmbädern.

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Auch die Schuleingangsuntersuchungen sollen wieder in vollem Umfang laufen, verspricht Kloppe. Verstärkt sollen die Checks auch direkt in den Kindergärten vorgenommen werden. „Wir sind guten Mutes, dass alle 3400 I-Männchen dieses Jahres eine Einladung erhalten“, sagt die Behördenchefin.

Digitalisierung soll in diesem Jahr vorangetrieben werden

Ein weiterer Schwerpunkt 2023 sei, die Digitalisierung voranzutreiben – wobei entgegen eines beliebten Corona-Spotts Faxgeräte im Gesundheitsamt weitgehend ausgemustert seien. Auch vor dem Hintergrund des Klimawandels gelte es, jetzt hinreichende Strukturen zu schaffen, um für die Krisen der Zukunft gerüstet zu sein. Cordula Kloppe: „Ich bin nicht sicher, ob Corona die letzte Pandemie in meinem Berufsleben war.“