Bochum. Die Zahl der in Bochum registrierten Grippe-Infektionen explodiert gerade. Das raten Ärzte in der aktuellen Situation dringend.
Unter einer ungewöhnlich heftigen Grippe-Welle leidet Bochum in diesem Jahr. Der Vergleich zum Vorjahr (siehe Tabelle) macht die ganze Dramatik deutlich. Waren es 2021 im gesamten Jahr nur sieben gemeldete Influenza-Fälle, gab es in diesem Jahr allein in der Woche vom 5. bis 11. Dezember (49. Kalenderwoche) mit 144 gemeldeten Fällen mehr als 20 mal mehr Fälle als im kompletten vergangenen Jahr. Die offizielle Statistik verzeichnt von der 1. zur 49. Woche sogar 502 registrierte Grippe-Erkrankungen für Bochum. „In diesem Jahr gibt es eine deutlich früheres und heftigeres Grippegeschehen“, sagt die Bochumer Amtsärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Cordula Kloppe.
Ungewöhnlich viele Kinder erkrankt
Der frühere Beginn der Grippe-Saison, die normalerweise ihren Höhepunkt im Februar/März eines Jahres erreicht, trifft besonders heftig ältere Menschen, die sich noch vor ihrem Impftermin mit dem Erreger infiziert haben. „Wir beobachten, dass sich zudem ungewöhnlich viele Kinder anstecken. Das mag damit zu tun haben, dass sie in den Monaten zuvor kaum diesen Erregern ausgesetzt waren“, so Kloppe.
Noch sei der weitere Verlauf der Grippewelle nicht vorhersehbar. Die Wahrscheinlichkeit sei allerdings hoch, dass die Zahlen noch steigen werden. Sogar eine sogenannte zwei-gipfelige Welle sei möglich. Die Bochumer Krankenhäuser spüren das bereits und registrieren, so das Gesundheitsamt, einen Anstieg der Grippe-Fälle auf den Intensivstationen.
Empfehlungen der ständigen Impfkommission
In der Hochphase der Corona-Pandemie waren bekanntlich Schulen und Kindertagesstätten über Wochen und Monate geschlossen. Die Amtsärztin verweist auf die Empfehlungen der ständigen Impfkommission, dass sich Menschen ab 60 Jahren gegen Grippe impfen lassen sollten. Dies gelte auch für bestimmte andere Personengruppen.
Was die Situation bei Kindern und Jugendlichen angeht, teilt er die Auffassung der Amtsärztin und erläutert: „Machten vor Corona Kinder und Jugendliche etwa sechs bis acht Infektionen pro Jahr durch, gab es in den beiden letzten Jahren kaum solche Infekte.“ Das Immunsystem sei deshalb sehr häufig nicht vorbereitet. Um besonders bei den Kindern ein wenig die Wartezeiten zu verkürzen, haben in Bochum über die Weihnachtsfeiertage zusätzliche Kinder- und Jugendärzte geöffnet.
Einen guten Überblick über die Gesamtlage in den Bochumer Arztpraxen hat Dr. Eckhard Kampe, Sprecher der niedergelassenen Ärzte, in Bochum, Herne, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. „Unsere Praxen sind in diesen Tagen sehr voll. Das liegt vor allem an den weiter steigenden Influenza-Zahlen. Gleichzeitig beobachten wir ein abnehmenden Covid-19-Geschehen“, so der Hausarzt und Allgemeinmediziner. Er geht davon aus, dass bei der Grippe die Infektionszahlen weiter steigen werden.
AHA-Regeln wirken auch gegen Grippe
Aktuell würde beobachtet, dass vor allem noch nicht gegen Grippe geimpfte Personen erkrankten, was für eine hohe Wirksamkeit des auf neue Erregertypen angepassten Impfstoffes spreche.
Kloppe und Kampe raten dringend dazu, Maßnahmen die auch während der Corona-Pandemie geholfen haben, Infektionen zu vermeiden auch zum Schutz gegen die Grippe anzuwenden:
- Grippe-Schutzimpfungen werden auch jetzt noch empfohlen
- Die während der Corona-Zeit praktizierte AHA-Regel (Abstand, Hygiene beachten, Alltagsmaske traten) helfe auch bei Grippe
Kampe appelliert nachdrücklich, dass eine Grippe besonders für chronisch oder schwer kranke Menschen schnell gefährlich werden könnte und die Impfung ein wirksamer Schutz vor einem schweren Verlauf bieten könne.