Bochum. „Der geheimnisvolle Fremde“ nach dem Buch von Mark Twain feiert Premiere im Theaterrevier. Dafür meldet sich eine gute Bekannte in Bochum zurück.
Mit seinem Roman über die Abenteuer des Lausbuben Huckleberry Finn schuf Mark Twain ein Jahrhundertwerk. Jetzt gibt es die seltene Gelegenheit, ein Werk des amerikanischen Schriftstellers auf der Bühne zu erleben. „Der geheimnisvolle Fremde“ feiert am kommenden Sonntag, 29. Januar, Premiere im Theaterrevier (Zeche Eins) in Bochum. Die Regie führt eine gute Bekannte.
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Martina van Boxen, die über 13 Jahre lang das Junge Schauspielhaus leitete, meldet sich mit der Adaption des Twain-Romans in eigener Textfassung zurück. Die Aufführung ist eine Koproduktion zwischen dem Schauspielhaus und der Jungen Bühne Bochum (JuBB), die zuletzt das famose Familienstück „Nervt!“ ins Theaterrevier brachte. Für Martina van Boxen, eine der Mitbegründerinnen der JuBB, ist es die erste Bochumer Regiearbeit seit „Jugend ohne Gott“ 2018 in den Kammerspielen.
Ausgezeichnet mit dem Theaterpreis „Der Faust“
Die Regisseurin Martina van Boxen (63) kam 2005 mit Beginn der Intendanz von Elmar Goerden ans Schauspielhaus, um hier die Jugendsparte zu leiten. Dies tat sie bis 2018 mit großem Erfolg.
Für ihre Inszenierung von „Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ bekam sie 2018 den Theaterpreis „Der Faust“. Danach war sie zwei Jahre am Staatstheater Kassel und arbeitet seither freischaffend.
„Der geheimnisvolle Fremde“ zählt nicht zu Mark Twains bekanntesten Werken und wurde erst nach seinem Tod 1910 als Fragment veröffentlicht. Die Geschichte führt in ein verschlafenes österreichisches Dorf im Jahr 1590. Hier sind die drei Freunde Theodor (der auch als Erzähler durch die Geschichte führt), Nikolaus und Seppi zu Hause. Eines Tages taucht ein mysteriöser Fremder auf, der sich mit den Jugendlichen anfreundet. Er gibt sich als Engel zu erkennen, doch sein Name verheißt nichts Gutes: Er heißt Satan.
Satan bringt das Leben der Dorfbewohner durcheinander
Ob hier tatsächlich der Teufel in Menschengestalt auf der Bühne steht, bleibt offen. „Es ist sein Neffe“, merkt Martina van Boxen schmunzelnd an. Satan bringt das Leben der Menschen in dem christlich geprägten Örtchen gehörig durcheinander: Er kann Gedanken lesen und den Tod vorhersehen. „Es sind auch große Frage der Menschseins, die Satan stellt“, sagt die Dramaturgin Felicitas Arnold. So wird viel erzählt über Mut und Zivilcourage, aber auch über Mitläufer und Duckmäuser: „Bin ich mutig oder schreite ich auch mal ein? Um diese Frage geht es häufiger.“
Eine zentrale Szene führt zu einer mittelalterlichen Steinigung, bei der eine Frau hingerichtet werden soll. „Letztlich wirft dann auch Theodor einen der Steine“, so Martina van Boxen. Die Reaktion des Satans kommt prompt: „Ihr Menschen seid wie Schafe“, schimpft er. „Ihr macht alles mit.“
Bewegung, Sprache und Musik stehen gleichberechtigt nebeneinander
Die Steinigung selbst bringt die Regisseurin in ihrer Aufführung, die für Jugendliche ab 13 Jahren gedacht ist, nicht auf die Bühne. Vielmehr spielt sie viel mit Musik, Tanz, und Projektionen. „Das wird kein reines Sprechtheater. Die Handlung wird bei uns nicht einfach nacherzählt“, sagt sie. Stattdessen sucht sie einen sinnlichen Zugang zu der Vorlage: Ganze Textpassagen werden lediglich tänzerisch dargestellt. „Bewegung, Sprache und die Musik stehen gleichberechtigt nebeneinander.“
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Vor allem der Musik kommt während der einstündigen Aufführung eine zentrale Rolle zu. Auf der Bühne mit dabei ist der Musiker Manuel Loos, der eine ganze Reihe ungewöhnlicher Instrumente gebaut hat, die von den Schauspielern live gespielt werden. Aus dem Ensemble des Schauspielhauses kommen William Cooper (als Erzähler Theodor) und Lukas von der Lühe, von der Jungen Bühne Bochum bereichern Lea Kallmeier (als Satan), Michael Habelitz und Maria Trautmann das Spiel.
Die Premiere am Sonntag, 29. Januar, um 17 Uhr im Theaterrevier (Prinz-Regent-Straße 50-60) ist ausverkauft. Wieder am 4., 5. und 8. Februar. Karten: 0234 33 33 55 55.