Bochum. . 13 Jahre lang führte Martina van Boxen das Junge Schauspielhaus. Jetzt plant die Regisseurin ein Zentrum für Kinder- und Jugendkultur.

Mit Sekt, Blumen und jeder Menge Tränen ist Martina van Boxen am Donnerstagabend in den Kammerspielen verabschiedet worden. 13 Jahre leitete sie das Junge Schauspielhaus. Grob geschätzte 5000 Schüler erlebten während dieser Zeit aufregende Stunden auf der Bühne – und nicht wenige scheint sie nachhaltig überzeugt zu haben.

Ein Haus für neues Zentrum wird gesucht

Das Zentrum für Kinder- und Jugendkultur, dessen Verein soeben gegründet wurde, sucht ein Haus. „Ein Haus der Kreativität, das alle einlädt, sich mit allen künstlerischen Bereichen auseinander zu setzen.“

Das Haus soll möglichst in Bochum entstehen, einen konkreten Zeitplan gibt es nicht. Wer Mitglied des Vereins werden und/oder Spenden möchte: Alle Infos finden sich auf www.zentrum.online

So bereiten einige ihrer Ex-Schüler der scheidenden Leiterin zum Abschied eine feierliche Gala und erinnern mit Auszügen aus vergangenen Produktionen an aufregende Abenteuer, die hinter ihnen liegen.

„Dank Martina durften wir eine neue Welt betreten, voller bunter, verrückter und kreativer Menschen“, sagt Carina Langanki, die gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Emel Aydoğdu eine schwer zu Herzen gehende Rede hält. „Wir waren damals 15 und steckten mitten in der Pubertät. Wo sollten wir hin mit all den Emotionen? Hier konnten wir uns entwickeln.“

Von 2005 von Hannover ans Schauspielhaus

Zu Beginn der Intendanz von Elmar Goerden kam Martina van Boxen 2005 aus Hannover ans Schauspielhaus, um die Jugendsparte zu leiten. Ihre wegweisende Idee: Statt wie zuvor den Schülern nur Jugendclubs anzubieten, die mehrheitlich von Gymnasiasten besucht wurden, öffnet sie das Theater radikal für sämtliche Gesellschaftsschichten. „Wir wollten offen sein für alle: egal welcher Herkunft oder Glaubensrichtung“, sagt sie.

An „Hauptschulen in Bewegung“ nahmen über Jahre komplette Klassenverbände teil, später wurde das Projekt in „Schulen in Bewegung“ umgetauft. Für Martina van Boxen und ihr Team war die kräftezehrende Arbeit mit den Jugendlichen Freude und große Herausforderung zugleich.

„Ich liebe sie alle“, sagt sie. „Doch mit 80 Schülern gleichzeitig zu arbeiten, war oft auch unerträglich.“ Sehenswerte und nicht selten turbulente Inszenierungen sind dabei entstanden: von Shakespeares „Sturm“ bis zum „Herr der Fliegen“.

Großer Traum vom eigenen Haus

Als hätte sie manchmal Zeit zum Durchatmen gebraucht, inszenierte Martina van Boxen daneben auch mit Profis: Vor allem im kleinen Theater unten brachte sie große Aufführungen für kleine Menschen auf die Bühne. Stücke wie „Norway today“ (100 Mal gespielt) und „Fred und Anabel“ sorgten für ein oft ausverkauftes Haus.

Mit Ende der Spielzeit endet die Arbeit von Martina van Boxen am Schauspielhaus, der neue Intendant Johan Simons stellt das Junge Schauspielhaus neu auf. Für van Boxen bedeutet dies zunächst den Gang zum Arbeitsamt, ein erstes Engagement wird sie im Januar an die Bürgerbühne Dresden führen.

Doch sie hat einen Traum: Ein Zentrum für Kinder- und Jugendkultur möchte sie aufbauen. Ein Ort, an dem Schauspiel, Tanz, Musik und digitale Kunstprojekte entstehen können. „Mit dieser Idee hatte ich mich um die Leitung des Prinz-Regent-Theaters beworben“, sagt sie. Doch allein die Jugendsparte zu bedienen, schien dem Theaterverein nicht ausreichend zu sein. So sammelt sie jetzt weiter Mitglieder und Spenden. Jede Wette: Von Martina van Boxen wird weiter zu hören sein.