Bochum. Der Intendant bringt in Österreich den Roman „Dämonen“ auf die Bühne. Für die Stadt Bochum sind solche Gastinszenierungen kein Problem.

Johan Simons gönnt sich keine Ruhepause: Am Wiener Burgtheater brachte der Bochumer Intendant jetzt einen schweren Brocken auf die Bühne. Die Premiere von „Dämonen“ nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski dauerte über vier Stunden.

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Intendant des Schauspielhauses Bochum zu Gast in Wien

Dabei baut Simons auf ein Starensemble: So sind unter anderem Nicholas Ofczarek, Maria Happel, Oliver Nägele und Birgit Minichmayr mit dabei. Dass die „Dämonen“ auch nach Bochum kommen, sei nicht geplant, so teilt es das Schauspielhaus mit. Dafür wird Simons‘ Wiener „Woyzeck“ nach einigen Corona-Verzögerungen im April an der Königsallee erwartet.

Wie bei einer Inszenierung dieser Größenordnung nicht anders zu erwarten, sind die Kritiken für die „Dämonen“ breitgefächert: Vom Jubel bis zum Verriss ist alles dabei. So habe sich laut FAZ die Dramatisierung dieses knapp 1000-seitigen Romans durchaus gelohnt: „Der Form nach eigentlich ein Hörspiel. Wer die Augen schließt, verpasst nicht viel.“

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Die Kritiken für die „Dämonen“ sind breitgefächert

Simons Inszenierung sei nicht frei von Längen und verlange vom Publikum Konzentration, so der Bayerische Rundfunk. Die Süddeutsche Zeitung meint: „Johan Simons gibt den Worten Raum und Zeit, vertraut seinen Schauspielerinnen und Schauspielern unbedingt. Und letztlich auch dem Publikum. Denn man muss sehr gut zuhören, was bei der Besetzung leichtfällt.“

Enttäuscht ist hingegen die Wiener Zeitung: Die vier Stunden zögen sich enorm in die Länge. „Der niederländische Regisseur fädelt in seinem Mammutabend Gedanken aus Dostojewskis Roman auf, ohne etwas daraus zu stricken“, meint Der Standard.

Szene aus „Dämonen“ am Wiener Burgtheater mit Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek.
Szene aus „Dämonen“ am Wiener Burgtheater mit Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek. © Matthias Horn

Viele Intendanten inszenieren auch an andere Häusern

Dass Bochumer Intendanten neben ihrer Arbeit am Schauspielhaus auch an anderen Theatern inszenieren, ist nicht ungewöhnlich: So arbeitete etwa Anselm Weber an seiner späteren Wirkungsstätte in Frankfurt. Leander Haußmann inszenierte während seiner Bochumer Ära mit „Sonnenallee“ einen kompletten Kinofilm.

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Die Stadt Bochum gesteht ihnen diese Freiheiten zu: „Es ist bei regieführenden Intendanten international üblich, dass diese auch während der Spielzeit Inszenierungen an anderen Theatern durchführen“, so die Stadtverwaltung. „Dadurch können viele Produktionen ressourcenschonend als Koproduktionen durchgeführt werden und künstlerische Netzwerke erweitert werden.“

Vorherige Zustimmung durch die Stadt

Allerdings bedürfe jede Gastregie der vorherigen Zustimmung durch die Stadt. Die Höhe der Honorare seien „frei verhandelbar“: „Zu diesen Vergütungen gibt es deshalb keine Vereinbarungen in dem Bochumer Vertrag.“

Simons wird in der laufenden Spielzeit noch drei Stücke in Bochum auf die Bühne bringen: „Der Würgeengel – Psalmen und Popsongs“ am 3. März, „Woyzeck“ im April und „Macbeth“ im Mai.