Bochum. Petra Marie Menow alias Calea hat Bochum die Karten gelegt. Schlechte Nachrichten gibt es für VfL-Fans, gute für Starlight und die Innenstadt.

Frohes neues Jahr? Ist dieser Wunsch zu Silvester angemessen, im Rückblick auf 2022 mit Krieg, Krisen, Corona und Klimawandel, im Ausblick auf 2023, auf das nach jüngsten Umfragen zwei von drei Deutschen angstvoll blicken? „Für die Bochumerinnen und Bochumer wird es ein gutes Jahr. Es kommt darauf an, wie man mit all den Herausforderungen umgeht“, entgegnet Petra Marie Menow. Als „Calea“ hat die Dahlhausenerin für die WAZ kurz vor dem Jahreswechsel die Karten gelegt: ausnahmsweise keinen Klienten, sondern einer ganzen Stadt.

Bochumer Kartenlegerin lag vor sechs Jahren meist richtig

„Mediale Lebensberatung“: So nennt die 69-Jährige ihre spirituelle Dienstleistung, die sie in ihrer Wohnung an der Dr.-C.-Otto-Straße praktiziert. Vor 30 Jahren habe sie eine Freundin mit zu einer Kartenlegerin geschleppt, erzählt die ehemalige Floristin. „So’n Quatsch“, habe sie gedacht. Doch schnell sei sie fasziniert gewesen von der Gabe, mit Tarot-Karten ihren Kunden („meist Frauen, aus allen Schichten“) in die Seele zu blicken, „zu entdecken, wo es hakt“, Entscheidungshilfen zu geben, neue Wege aufzuzeigen. Kosten pro Sitzung: 60 Euro. Um Partnerschaft, Beruf und Finanzen ranken sich die häufigsten Fragen. Außen vor bleiben Krankheiten und Tod. „Ich bin ja kein Arzt.“

Mit Tarot-Karten glaubt Petra Marie Menow einen Blick in die Zukunft werfen zu können.
Mit Tarot-Karten glaubt Petra Marie Menow einen Blick in die Zukunft werfen zu können. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Vor sechs Jahren war die WAZ schon einmal zu Gast bei Calea. Die meisten ihrer damaligen Vorhersagen sind eingetroffen. Sie lauteten: Der gebeutelte Wirtschaftsstandort Bochum werde vor allem wegen Mark 51/7 stetig wachsen. Dem seinerzeit neuen Oberbürgermeister Thomas Eiskirch werde es zunehmend gelingen, von den Bürgern anerkannt und beliebt zu werden (OB-Wahl 2020: 61,8 Prozent). Die dramatischen Stimmenzuwächse für rechte Parteien werden sich auf Normalmaß einpendeln. Auch den Wiederaufstieg des VfL Bochum sagte Calea voraus. Wenn auch schon für 2019.

Im Zweifel setzt Calea zusätzlich ein Pendel ein

Für die zweite „Legung“ (so der Fachbegriff) für die WAZ empfängt uns Calea in ihrem abgedunkelten Arbeitszimmer. Sie trägt einen schwarzen Hut und ein bunt gemustertes Tuch um die Schultern. Kerzen flackern. Vor ihr steht eine Glaskugel. „Die ist nur Deko. Ich liebe sie, arbeite aber nicht damit.“

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Calea greift zum Stapel mit den Tarot-Karten. Fünf Fragen sind verabredet. Der WAZ-Redakteur soll beim Mischen intensiv an die jeweilige Frage denken, alle Karten auf den Tisch fächern, zehn Karten auswählen und mit der linken Hand („Das ist die intuitive Seite“) einzeln überreichen. Die Seherin fügt weitere Karten hinzu. Die Anordnung und die Symbole sollen den Weg zur Antwort weisen. Im Zweifel kommt ein Pendel hinzu.

Der VfL Bochum steigt 2023 ab, ein Jahr später aber direkt wieder auf – so die Prognose der Bochumer Kartenlegerin Calea.
Der VfL Bochum steigt 2023 ab, ein Jahr später aber direkt wieder auf – so die Prognose der Bochumer Kartenlegerin Calea. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Frage 1: Schafft der VfL Bochum den Klassenerhalt?

Beginnen wir mit etwas wirklich Wichtigem: dem VfL. Halten die Blau-Weißen die Klasse? Calea erlaubt keine Ja-Nein-Fragen. Die Aufgabenstellung solle weiter gefasst werden, mahnt sie. Versuchen wir es damit: „Wie entwickelt sich die Situation für den VfL Bochum in den nächsten sechs Monaten?“ Die Fachfrau zögert beim Anblick der gezogenen Karten. „Schwierig“, flüstert sie. Das Pendel muss ran. Dann die Prognose, bei der alle VfL-Fans ganz tapfer sein müssen. Für die ersten Spiele 2023 gebe es „positive Aspekte“. Danach sieht’s düster aus. Der Abstieg ist nicht zu verhindern. Es gibt Streitigkeiten. In Liga 2 werden „neue Wege beschritten“. Die – immerhin! – führen zum direkten Wiederaufstieg.

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Frage 2: Blüht die City durch das Viktoria-Karree neu auf?

Frage 2: Welche Entwicklung nimmt die angeschlagene Bochumer Innenstadt? Welchen Einfluss hat dabei das Viktoria-Karree, das Mitte 2023 eröffnet werden soll? Calea weist auf eine Karte mit einer strahlenden Sonne. Das bedeute: ein guter Start. Eine weibliche Person spiele dabei eine tragende Rolle. Ob der Aufschwung lange anhält, sei offen. „Kampf“ zeigt eine Karte an. Letztlich könne und werde die Neubelebung der City aber gelingen.

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Frage 3: Bleibt der Starlight Express ein Dauerläufer?

Frage 3: Wie lange wird der Starlight Express noch strahlen? 2023 feiert das Rollschuh-Musical seinen 35. Geburtstag in Bochum. Weltrekord! Calea ist zwiespältig. Die „Magische Karte“ deute auf einen weiteren Erfolg hin, der aber auf Veränderungen beruhen werde. „Vielleicht gibt es neue Showelemente oder Künstler. Das wird umwerfend!“ Sorgen bereitet ihr die „Abschiedskarte“. Bis zum Starlight-Finale sei es aber noch weit hin. „Fünf Jahre mindestens.“

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Der Starlight Express wird noch mindestens fünf Jahre in Bochum strahlen, glaubt Kartenlegerin Calea.
Der Starlight Express wird noch mindestens fünf Jahre in Bochum strahlen, glaubt Kartenlegerin Calea. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Frage 4: Hält die rot-grüne Koalition im Bochumer Rat?

Frage 4: Wie ist um die politische Ehe zwischen SPD und Grünen bestellt? In der Ratskoalition hatte es zuletzt im November mächtig geknirscht. Streitpunkt: der Haushalt. „Große Harmonie ist nicht zu erkennen“, sagt Calea und berührt die „Kummerkarte“ mit den Fingerspitzen. Eine „weibliche Person“ („Ich könnte ihr Sternzeichen sagen, tue es aber nicht“) werde 2023 mit unerfüllbaren politischen Wunschvorstellungen einen weiteren Keil zwischen die Koalitionäre treiben. Am Ende, die „Sternkarte“ zeigt es, vertragen sich die Partner aber – und halten bis zum Ende der Wahlperiode 2025 durch.

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Frage 5: Wird 2023 doch nicht so schlimm wie befürchtet?

Die letzte Frage darf nicht fehlen. Wie wird 2023 für die Bürgerinnen und Bürger? Erfreulicher als derzeit viele befürchten, sagt Calea. Die Folgen von Krieg und Krise würden milder ausfallen als 2022. Zwei von drei „Schutzkarten“ in einer Legung: Das mache ihr Hoffnung auf ein trotz allem gutes 2023. „Auch wenn viele verzweifelt sind: Wir alle können zuversichtlich sein.“

Frohes neues Jahr!