Bochum. Er ist der „VfL-Jesus“: Thomas Dragunski ist der wohl bekannteste Bochum-Fan. Jetzt besuchten ihn VfL-Spieler am Arbeitsplatz in der Ruhr-Uni.
„Jesus wartet oben“, sagt Akafö-Chef Frank Weeke. „Ganz oben?“, fragen die vier VfLer und schmunzeln. Nicht ganz. Ein Stockwerk höher steht der „VfL-Jesus“ bereit. Es ist ein großer Tag für den wohl bekanntesten Fan des VfL Bochum. Sonst schaut er den Profis bei der Arbeit zu. Heute besuchen die Kicker ihn: an seinem Arbeitsplatz in der Mensa der Ruhr-Universität.
Helle Mähne, dunkle Sonnenbrille, blaue Jeanskutte, schwarze Lederhose: Das sind die Markenzeichen, die aus Thomas Dragunski den „VfL-Jesus“ machen. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist er glühender Bochum-Fan. „Dabei bin ich in Wanne-Eickel geboren. Schalke-Einzugsgebiet oder watt“, sagt Dragunski, der seine Sätze gern mit „oder watt“ beendet.
„VfL-Jesus“ arbeitet im Hauswirtschaftlichen Dienst der Uni-Mensa
Als Immerundewigblauweißer sind die Dauerkarte für die Ostkurve und Fahrten zu Auswärtsspielen Pflicht. Die Ehe hat die Fußball-Leidenschaft nicht überlebt. Als Single wohnt er in Werne. Als zweifacher Vater und Opa sei er gleichwohl ein Familienmensch, wie er versichert.
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Dass er ein Herzmensch ist, bestätigen Geschäftsführung und Mitarbeitende des Akademischen Förderungswerks (Akafö) gleichermaßen. Seit 2015 ist Dragunski beim Akafö in der Ruhr-Uni beschäftigt. Auch ohne Ausbildung steht er im Hauswirtschaftlichen Dienst seinen Mann, ist u.a. für das Geschirr in der Mensa sowie das Auf- und Abschließen der Türen verantwortlich. „Jesus“ haben ihn seine Kolleginnen und Kollegen schon früh genannt: wegen seines – nun ja – außergewöhnlichen Aussehens und Auftretens. „Aber ganz bestimmt auch wegen meines Charakters“, glaubt Dragunski. „Ich bin zu allen freundlich und helfe gerne und watt.“
Bei den „Pottoriginalen“ wird der 56-Jährige zum Leinwandhelden
Seine Bekanntheit hat er den „Pottoriginalen“ zu verdanken. Die kultige Filmreihe von Gerrit Starczewski lebt von schrägen Typen, die das Revier verkörpern. Thomas Dragunski darf als Idealbesetzung gelten. In zwei Filmen und zwei Dokumentationen hat er mitgewirkt, zuletzt im Epos „Glanz, Gesocks & Gloria“. „Als man anfangs am Set hörte, dass ich auf der Arbeit Jesus genannt werde, war klar: Ab sofort heiße ich ,VfL-Jesus’. Mir hat’s gefallen.“
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Im und rund um das Vonovia Ruhrstadion hat sich der segensreiche Name etabliert. „Thomas sagt hier kein Mensch mehr oder watt.“ Erst recht nicht im „Fantreff 1848“, dem er ebenso verbunden ist wie seinem Dartklub „Ouzo-Piraten“.
Beim Werbefilm des Akafö wirkt auch der VfL Bochum mit
Und wie kam es nun zum Besuch des VfL Bochum in der Uni-Mensa?
Frank Weeke hat Regie geführt. Seit Juli ist der Ex-Westfalenhallen-Manager (noch so ein falsches „Einzugsgebiet“) als Nachfolger von Jörg Lüken Geschäftsführer des Akafö. Massiv sind die Probleme, ausreichendes und qualifiziertes Personal allein für die 34 Mensen und Cafeterien zu finden, die das Akafö betreibt.
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Weekes Idee: In einem auf junge Leute zugeschnittenen Imagefilm präsentiert sich das Studierendenwerk als attraktiver Arbeitgeber. Bekannte Protagonisten zeigen vor Ort, wie cool es sein könne, beim Akafö zu arbeiten. Artisten des Varietés et cetera gehören dazu, Graffiti-Künstler – und der VfL Bochum.
Torwandschießen mitten in der Mensa
VfL-Kapitän Toto Losilla und Jungprofi Tim Oermann schauten am Donnerstag in der Ruhr-Uni vorbei. Peter Közle und Thomas „Gustl“ Ernst standen als ehemalige Spieler vor der Kamera. Klar, dass der „VfL-Jesus“ als Akafö-Teammitglied ganz vorne mitmischte – u.a. bei einem Torwandschießen mitten in der voll besetzten Mensa.
Zu sehen ist der Film Anfang 2023 in den Sozialen Medien des Förderungswerkes. Zuvor verriet Thomas Dragunski Im WAZ-Gespräch, woher seine Jeanskutte stammt: „Die habe ich als 14-Jähriger einem Schalke-Fan geklaut. Aber ganz ohne Gewalt oder watt.“