Bochum. Eine Ausstellung im Kunstmuseum Bochum beleuchtet die Geschichte eines tollen Projekts. Mithilfe von Studierenden lebt der Schwanenmarkt wieder.

Eines der ungewöhnlichsten Kunstprojekte der Stadt ist reif fürs Museum: Am Schwanenmarkt unweit der Innenstadt entstand in den letzten drei Jahren ein lebendiger Ort für Kunst und Kultur. Wer genauer wissen möchte, was Studierende und Bochumer Künstler aus dem vergammelten Kiosk gezaubert haben, braucht dafür nur ein paar Hundert Meter weiter Richtung Kunstmuseum in Bochum zu gehen. Dort wird die Geschichte unter dem Titel „Schwanenmarkt 1 – Expanded“ in einer großen Ausstellung beleuchtet.

Auch interessant

Schwanenmarkt in Bochum wird wieder lebendig

Gerade viele ältere Bochumer erinnern sich noch lebhaft an den Schwanenmarkt gegenüber dem Elisabeth-Hospital an der Einmündung Ostring / Castroper Straße. Bis in die frühen 80er Jahre gab es hier eine wichtige Straßenbahnhaltestelle: Hier bog die 8/18 nach Gerthe und die 7/17 nach Harpen ab. Die Trinkhalle mit benachbartem Klohäuschen war auch bei VfL-Fans beliebt, die sich auf dem Weg zum Stadion in dem steinernen Häuschen neben der Eisenbahnbrücke mit allerlei Getränken eindeckten.

Ausstellung endet mit Konzert

Die Ausstellung „Schwanenmarkt 1 – Expanded“ ist noch bis 29. Januar 2023 im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) zu sehen. Geöffnet: Di., Do., Fr., Sa. und So. von 10 bis 17 Uhr, Mi. von 12 bis 20 Uhr. An Silvester und Neujahr geschlossen.

Zum Ende der Ausstellung ist am Sonntag, 29. Januar, ab 15 Uhr ein Konzert geplant. Alle Infos unter schwanenmarkt1.de

Durch den Bau des Innenstadtrings 1955 und die Eröffnung der U-Bahnstrecke 1981 verlor der Schwanenmarkt immer mehr an Bedeutung. Der Kiosk schloss, das ganze Areal vergammelte zusehends. Dass es hier einst einen Platz mit Bäumen und einem Brunnen gab, weiß heute kaum noch einer. Doch 2019 fassten sich Studierende der Evangelischen Hochschule (EvH) ein Herz und machten das verlassene Gebäude mit einer Menge Fleißarbeit wieder flott.

Studierende packen tatkräftig mit an

Wie tatkräftig die Studenten mit anpackten, das begeistert den Bochumer Künstler Matthias Schamp, der das Projekt leitet, noch immer. „Das lief total klaglos“, erzählt er. „Auch vor wirklich dreckiger Arbeit waren sie sich nicht zu schade.“ Nicht nur der alte Kiosk wurde frisch gestrichen, auch das umgrenzende Areal wurde gerodet und vom Müll befreit.

Der Künstler Matthias Schamp, Helene Skladny von der Evangelischen Hochschule und der Kunsthistoriker Stephan Strsembski leiten das ambitionierte Kunstprojekt am Schwanenmarkt.
Der Künstler Matthias Schamp, Helene Skladny von der Evangelischen Hochschule und der Kunsthistoriker Stephan Strsembski leiten das ambitionierte Kunstprojekt am Schwanenmarkt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Mittlerweile haben drei große Kunstprojekte im Schwanenmarkt stattgefunden, die für eine Menge Interesse weit über Bochums Grenzen sorgten. „Wenn wir vor Ort arbeiten, dann sprechen uns dauernd Leute an“, so Schamp. Dank finanzieller Hilfe der Stadt und der Sparkasse funktionieren mittlerweile sogar die Strom- und Wasserleitungen wieder. Die vielfältigen Aktivitäten wurden nur durch die Corona-Pandemie etwas ausgebremst.

Auch interessant

Wölfi Wendland grüßt am Eingang

Im Erdgeschoss des Kunstmuseums gibt es jetzt die schöne Möglichkeit, das ganze bunte Treiben am Schwanenmarkt noch einmal gebündelt zu erleben. Wölfi Wendland, Sänger der Punkband „Die Kassierer“, grüßt am Eingang mit einem kleinen Lied am Telefon. Der markante Schriftzug „Schnell Imbiss“ ist ebenso zu sehen wie das kunstvoll verzierte Herren-Pissoir und der riesige, aufblasbare Löwe von Frederik Foert, ein echter Hingucker während der zweiten Ausstellung Ende 2020.

Dass die Kunst im Schwanenmarkt auch zum Opfer von Vandalismus geworden ist, verschweigt die Ausstellung nicht. „Dabei hat es aber überraschend wenig Zerstörung vor Ort gegeben“, meint Schamp. Auch der lästige Müll, der in schöner Regelmäßigkeit weiterhin beseitigt wird, sei deutlich weniger geworden.

Der Schwanenmarkt mit der legendären Trinkhalle (rechts) war einst eine wichtige Straßenbahnhaltestelle. Hier ein Bild aus dem Jahr 1955.
Der Schwanenmarkt mit der legendären Trinkhalle (rechts) war einst eine wichtige Straßenbahnhaltestelle. Hier ein Bild aus dem Jahr 1955. © Archiv Stadt Bochum

Gebäude steht weiterhin auf der Abrissliste

Die Stadt steht der Neunutzung des Schwanenmarkts positiv gegenüber, berichtet Prof. Helene Skladny von der EvH. Auch die Studierenden sind weiterhin aktiv: „Zwei bis drei Seminare finden hier pro Semester statt.“ Es sei durchaus vorstellbar, weitere Kooperationspartner mit ins Boot zu holen: „Wir haben schon mit der Hochschule für Architektur und mit der Ruhr-Uni gesprochen“, sagt Matthias Schamp.

Auch interessant

Das Ziel sei es, den Schwanenmarkt längerfristig der Kunst und Kultur widmen zu können. Doch ganz sicher ist das nicht, denn das Gebäude, das keinem Denkmalschutz unterliegt, steht weiterhin auf der Abrissliste der Stadt. „Für die nächsten drei Jahre haben wir uns aber vorerst auf eine Nutzung geeinigt“, meint Schamp.