Bochum. Matthias Schamp ist mit Aktionskunst wie dem „Mythos Grill“ bekannt geworden. Aktuell ist der Bochumer bundesweit in drei Ausstellungen dabei.
Matthias Schamp ist als Künstler das, was man „umtriebig“ nennt. Stillstand scheint ein Begriff zu sein, von dem der 55-Jährige nie gehört hat. Als Solo-Artist, als Ideengeben, nicht zuletzt als Kunst-Dozent der Evangelischen Hochschule ist Schamp vielerorts präsent.
In die Welt hinaus
Weil ihm das Bochumer Einzugsgebiet längst zu klein gewordne ist, zieht es ihn und seine oftmals höchst skurrile Kunst immer wieder in die weite Welt hinaus. Und wenn diese in Potsdam, Marl und Essen läge.
Zur Person
Matthias Schamp (* 1964 in Bochum) wuchs in Krefeld auf und studierte von 1983 bis 1990 Kunstgeschichte und Philosophie an der Ruhr-Universität. Seitdem ist er als Autor, Künstler und Lehrbeauftragter tätig.
In Bochum erregte Schamp 2011 Aufsehen, als er mit Steffen Schlichter das Situative Brachland Museum initiierte. Für die erste Ausstellung des „Museums“ hatten 49 Künstler Werke geschaffen, die ohne Genehmigung über den Zaun auf eine im Besitz der Stadt befindliche Brache im Bermudadreieck geworfen wurden.
Die Boulevard-Zeitung mit den vier großen Buchstaben hat den Kreativ-Aktivisten zuletzt zum „Pommes-Picasso“ geadelt. Anlass war Schamps „Mythos-Grill“, eine von im betriebene, mobile Pommesbude, die gleichzeitig als alltagsarchäologische Spielstätte fungiert. Die Idee entstand vor Jahren. Schamp fiel auf, dass viele griechische Imbissstuben „Mythos-Grill“ hießen; schnell bog er den Begriff für sich in „Mythos Grill“ um, und verband so die klassische Antike mit klassischem Fastfood.
Ratzfatz verputzt
Bei seinen Performances formt Schamp aus Kartoffeln Figuren, auch solche der griechischen Mythologie, und frittiert sie vor Publikum. Anschließend stellt sich die Frage ,Ist das Kunst oder kann das weg?’ erst gar nicht. Denn die mythologischen Pommes werden ratzfatz verputzt.
Kreativer Wahnsinn
Quasi als Nebenprodukt entwickelte Matthias Schamp seine „Pommesgabelkunst“. Aus den knallbunten Plastik-Spießen gestaltet er betörend wacklige Auslagekunst, die ihre Motive im Alltäglichen, aber eben auch wieder in der Antike entdeckt. Was Witz ist, was Spiel, was Genie, was kreativer Wahnsinn – das ist bei diesem Künstler nie genau auszumachen.
Nur eines ist seine Kunst in jedem Fall: ironisch und witzig.
Abgemachte Sache
Matthias Schamp überlässt es dem Publikum, dem ideellen Überbau und der praktischen Ausführung seiner Aktionskunst eine tiefere Bedeutung zu zuweisen. Dass es eine solche aber geben muss, ist abgemachte Sache. Wäre Schamp-Kunst sonst etwa museumsreif geworden?
Auch in Marl dabei
Tatsächlich gib es aktuell gleich drei Ausstellungen mit Schamp-Werken: Dieser Tage eröffnete im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl die Schau „made im marl“, die unter anderem die Schamp-Arbeit „Marl transzendieren!“ aus der Sammlung des Museums zeigt.
Schein und Sein im Dialog
Im Kunstraum Potsdam läuft noch bis Sonntag die von Sebastian C. Strenger kuratierte Ausstellung „Postcard Reloaded“, in der der Bochumer sich in bester Gesellschaft vieler geschätzter Künstlerkollegen befindet.
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Und im Forum Kunst & Architektur in Essen ist der Bochumer aktuell in der die Ausstellung „Täuschung. Schein und Sein“ vertreten. Ein Titel, wie auf ihn zugeschnitten. Schein und Sein überlagern sich in Matthias Schamps konzeptioneller Performance-Installations-Kunst. Was dabei wichtiger ist? Der ansonsten so beredte Künstler schweigt. Und lächelt.