Bochum. Streng genommen gibt es den Schwanenmarkt heute gar nicht mehr, aber selbst auf aktuellen Bochumer Stadtplänen ist er noch eingetragen.
Jeder leidenschaftliche Bochumer kennt den „Schwanenmarkt“, und das, obwohl es diesen genau genommen gar nicht mehr gibt. Aber seit Alters her heißt die Partie an der Einmündung Ost-/Nordring und Castroper Straße „Schwanenmarkt“, und auch auf den aktuellen Stadtplan von Bochum ist er eingezeichnet.
Der „Platz“ als solcher existiert allerdings schon lange nicht mehr. Er verschwand im Wiederaufbau auf Kosten der neuen, breiten Straßenführung.
Auch eine Straßenbahnhaltestelle hieß Schwanenmarkt
Gleichwohl können sich ältere Mitbürger/innen noch gut an den Schwanenmarkt erinnern, denn so hieß bis in die frühen 1980er Jahre hinein eine wichtige Straßenbahnhaltestelle.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Hier bogen die 8/18 nach Gerthe und die 7/17 nach Harpen ab, und die „Bude“/Trinkhalle in dem steinernen Häuschen neben der Einsenbahnbrücke ist bei den Wartenden ebenso unvergessen wie das „Wacholderhäuschen“ gleich nebenan, eine jener Bochumer Traditionskneipen, von denen es einst viele und heute so gut wie überhaupt keine mehr gibt.
Verräucherte Ecke am Bahnhof Nord
Der moderne Schwanenmarkt ist ohne die Nähe zum Bahnhof Nord nicht zu denken, nicht wenigen ist die „verräucherte Ecke“ der 1960er Jahre – verursacht durch die qualmenden Dampfloks – noch erinnerlich.
Heute ist der Schwanenmarkt auf Höhe des Elisabeth-Hospitals, wie gesagt, ein Stück Straße ohne weitere Merkmale. Dass es hier einst einen Platz mit Bäumen und einem Brunnen gab, weiß kaum noch einer. Und auch nicht, dass die Herkunft des Namens gar nicht zweifelsfrei geklärt ist.
Namensherkunft nicht geklärt
Das Areal befand sich im Mittelalter vor der Stadt östlich des Becktores und lag tiefer als der alte Siedlungskern an der Propsteikirche. Hier sprudelten mehrere Quellen, so dass später ein Teich ausgehoben wurde, der auch als Viehtränke diente. Daneben lag die Stadtbleiche, von der die Bleichstraße den Namen hat.
Es wird zwischen den 1850er und 70er Jahren gewesen sein, dass der Teich entfernt und der alte Schwanenmarkt angelegt wurde. Die Namenserklärung bezieht sich auf den erwähnten Teich, auf dem Schwäne gelebt hätten. Die andere Deutung scheint glaubwürdiger. Zu vorindustrieller Zeit fand am Ende der Bleichstraße stets der Schweinemarkt statt
1900 bekam der Platz seinen Brunnen
Später hatten die Stadtoberen mit der dörflichen Vergangenheit Bochums nichts mehr im Sinn und setzten die poetischere Variante „Schwanenmarkt“ durch. Der Platz war schmal und bepflanzt und bekam 1900 seinen Brunnen mit mehreren Wasserbecken, Steinmetz Josef Schmidt hatte ihn aus Granit und rotem Marmor gefertigt und mit Tierskulpturen versehen.
In der Mitte sprudelte aus einem Löwenkopf Trinkwasser, weshalb die Bochumer auch vom „Löwenbrunnen“ sprachen. 1914/15 wurde der Brunnen auf die andere Straßenseite vor den Bahndamm versetzt. Es ist nicht bekannt, ob er im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden ist. Endgültig weg kam er in den 1950er Jahren, als der breite Innenstadtring entstand.
Heute ist kaum eine Örtlichkeit in Bochum unscheinbarer als der „Schwanenmarkt“. Man kann ihn, weiß man nicht um seine Geschichte, leicht übersehen.
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