Bochum. Möglicherweise wird an der Castroper Straße von Thyssenkrupp noch länger produziert. SPD-Vorsitzender Klingbeil besucht Bochumer Schwerindustrie.
Am Rande des Besuchs des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil bei Thyssenkrupp-Stahl in Bochum gab es eine faustdicke Überraschung, eine gute Nachricht für die Stahlstadt Bochum. Der ebenfalls anwesende Vorstandschef von Thyssenkrupp Stahl, Bernhard Osburg, bestätigte Informationen dieser Zeitung, dass es aktuell Überlegungen gibt, den Traditionsstandort des Konzerns an der Castroper Straße doch nicht nach 2024 unwiederbringlich zu schließen. Das war eigentlich schon längst vertraglich ausgehandelt.
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Bei Bernhard Osburg klingt das so: „Ja es stimmt, wird schauen uns derzeit an, ob es sinnvoll ist, die Schließung dort zu strecken. Die Bedingungen beim Elektroband haben sich deutlich verbessert. Das liegt an der positiven Entwicklung bei der Elektromobilität und dem rasch voranschreitenden Ausbau der Windenergie.“ Das an der Castroper Straße produzierte dünne Spezialstahl wird etwa für Elektromotoren und Dynamos benötigt.
Blick auf die gigantische Baustelle in einer Werkshalle
Der Bochumer Standort von Thyssenkrupp soll, wie berichtet, zum Schwerpunkt und Kompetenzzentrum für die Elektromobilität ausgebaut werden. Dafür entsteht, auch das schaute sich Lars Klingbeil am Dienstag bei seinem Besuch im Werk an, ein hochmodernes Walzwerk, genannt Doppelreversiergerüst, das ganz besonders dünne Bleche walzen kann. Aber offenbar könnten auch die Kapazitäten am eigentlich auslaufenden Standort unweit des Ruhrstadions noch benötigt werden.
Einzelheiten zu den strategischen Neuorientierungen des Konzerns ließ sich Osburg nicht entlocken. „Wir analysieren derzeit den Markt ganz genau. Heute kann ich nur soviel sagen. Unsere Entscheidung zum Werk an der Castroper Straße wird zeitnah fallen.“
Klingbeil: Deutschland braucht einen Industriestrompreis
Lars Klingbeil, der in hohem Tempo eine Werksführung unternahm, zeigte sich bei seinem Statement am Abschluss von der Leistungsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie beeindruckt. Er sieht aber auch die großen Probleme, vor der die energieintensiven Industrien stehen: „Ich glaube, dass wir in Deutschland dringend einen Industriestrompreis brauchen.“ Es gehe jetzt auch darum, wie staatliche Rahmenbedingungen vernünftig gesetzt werden können.
Und natürlich brachte er auch den Wasserstoff als die Energiequelle der Zukunft ins Gespräch und natürlich dessen staatliche Förderung. Beim Schluss-Statement mitten in einer gewaltigen Werkshalle zum Abschluss seines Besuches lobte er aber auch die Industrie: „Thyssenkrupp ist ein gutes Beispiel. Das Unternehmen ist mutig und investiert.“ Ganz konkret nimmt der Stahl-Konzern allein in Bochum rund 300 Millionen Euro in die Hand, um seine Anlagen zukunftsfest zu gestalten.