Bochum. Wie Thyssenkrupp jetzt den Standort Bochum umbaut. Da Personal reduziert wird, führt die IG Metall Gespräche. In einem Punkt gibt es Hoffnung.
Mit gemischten Gefühlen haben die Bochumer Stahlarbeiter auf die Nachricht von der Freigabe der Mega-Investition mit bis zu 400 Millionen Euro in den Thyssenkrupp-Standort Bochum reagiert. Denn es steht ein Personalabbau vor Ort an. Carsten Grote ist als Leiter der Vertrauensleute ganz nah dran an den Leuten: „Die Belegschaft war vor dieser Entscheidung sehr beunruhigt. Jetzt kehrt ein wenig Ruhe ein im Werk.“
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Dabei laufen schon seit Monaten die Verhandlungen über den im Tarifvertrag „Stahlstrategie 20-30“ auch in Bochum laufenden Abbau von Arbeitsplätzen. Rund 200 Jobs werden es am Ende sein, die an den noch zwei Bochumer Standorten von Thyssenkrupp Stahl am Ende wegfallen sollen. „Das läuft alles sozialverträglich ab, niemandem wird betriebsbedingt gekündigt“, sagt IG-Metall-Sekretär Tim Wißen, der in den letzten Wochen bereits Gespräche mit rund 80 Stahlarbeitern geführt hat.
Stahl-Tarifverhandlungen stehen an
Ende Februar laufen die Tarifverträge für die insgesamt rund 4000 Beschäftigten in der Bochumer Stahlindustrie aus. Neben Thyssenkrupp sind das noch der Bochumer Verein, die Stahlwerke Bochum und der Spezialgusshersteller Doncasters.
Bei den Verhandlungen wird es nicht nur um Geld gehen, sondern auch die Verträge zur Altersteilzeit und Beschäftigungssicherung müssen neu verhandelt werden. Sie sind ein Garant für den flexiblen Umgang mit Krisen.
Die Fragen ähnelten sich. „Tim, soll ich unterschreiben?“ oder „Ist der Vertrag so ok?“. Manchmal bringen sie ihre Ehefrauen mit, die die Haushaltskasse führen.
Wißen hat es einmal ausgerechnet. Wenn alle Verträge und Abfindungen ausgehandelt sind, werden zusammengerechnet rund 7300 Jahre Konzern-Zugehörigkeit gegangen sein, geballte, ja Stahlgeschichte, oft seit Generationen. „Eigentlich sind die Konditionen in Ordnung“, sagt der Gewerkschaftsmann. „Aber die Entscheidung abnehmen, das kann ich natürlich nicht.“ Da kommen etliche, die schon seit 47, 48 Jahren beim Unternehmen sind, sie fingen noch bei den Fried. Krupp Hüttenwerken an, die in Bochum aus dem alten Bochumer Verein hervorgingen.
Der Plan steht bis 2024
Carsten Grote und Tim Wißen sind sich sicher, dass es zur jetzigen Planung keine Alternative gegeben hätte. Wobei die Ungewissheit bleibt, was wird, wenn die Essener Konzernmutter doch noch beschließt, sich vom Stahl zu trennen, zu verkaufen.
Für die allernächste Zukunft allerdings sieht der Plan so aus.
- Bis zur Mitte dieses Jahres werden die Aufträge für die Einrichtung des Elektro-Kompetenz-Centers vergeben.
- Parallel zur laufenden Produktion in der Halle des Warmbandwerkes werden ein Isolieraggregat und ein Doppelreversiergerüst zur Herstellung von Elektrostahl (bisher an der Castroper Straße) neu gebaut.
- Bis 2024 sollen die Umbauten abgeschlossen sein. Wenn auch die Ertüchtigungen am Standort Duisburg fertig sind, wird erst der Standort Castroper Straße aufgegeben und später das Warmbandwerk. Diese Walzkapazitäten werden in Duisburg konzentriert
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Doch Carsten Grote hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass vielleicht das Warmbandwerk an der Essener Straße eine Zukunft in Bochum hat. „Das kann sich alles ganz schnell wieder ändern“, sagt er und spricht aus Erfahrung.
Vorgesehen ist, dass während der Umbauzeiten in Duisburg sehr viel mehr Stahlbrammen als derzeit in Bochum gewalzt werden. Bis zu rund 300.000 Stahl im Monat könnten an der Essener Straße zu Coils verarbeitet werden. Die Anlagen waren einst wegen des neuen Stahlwerks in Brasilien erweitert worden. Bochum sollte die Werkbank für Brasilien werden. Doch das ist eine andere Geschichte.
Im Augenblick jedenfalls ist der Standort Bochum ohnehin gut ausgelastet. Nach einer Phase der Kurzarbeit, hat die Stahlkonjunktur angezogen.
Werbung für Job in der Stahlindustrie
Das spüren auch die jungen Leute. Pro Jahr bildet ThyssenKrupp in Bochum 44 Azubis aus. Sehr viele werden übernommen. Tim Wißen macht den Werbeonkel in eigener Sache: „Ich kann heute Jugendlichen eine Ausbildung bei uns nur empfehlen...“
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