Bochum-Langendreer. Beim Festival „Blicke“ im Kino Endstation in Bochum gibt es kuriose, witzige und nachdenkliche Kurzfilme zu sehen. Jetzt startet die 30. Ausgabe.
Das Filmfestival „Blicke“ feiert runden Geburtstag: Seit 30 Jahren werden in jedem Herbst im Kino Endstation in Bochum Kurzfilme gezeigt, die auf ganz wunderbare Weise vom Leben im Ruhrgebiet erzählen.
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Filmfestival findet seit 30 Jahren in Bochum statt
Auch in diesem Jahr ist das Programm (vom 23. bis 27. November) prall gefüllt mit spannenden, nachdenklichen, skurrilen und lustigen Geschichten, die definitiv den Besuch lohnen. Dabei weiß man vorher nie genau, was einen erwartet: Wer sich einen der sieben Wettbewerbs-Blöcke mit jeweils vier Filmen ansieht, kann sich überraschen lassen.
27 Filme konkurrieren um sechs Preise
Die 30. Ausgabe des Filmfestivals „Blicke“ findet vom 23. bis 27. November im Kino Endstation (Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108) statt, das erst vor wenigen Wochen komplett neue Sessel bekommen hat.
Im Wettbewerb konkurrieren 27 Filme um sechs Filmpreise, die am Samstag, 26. November, um 22 Uhr verliehen werden. Die beiden Hauptpreise sind mit 1000 und 2000 Euro dotiert. Die Gleichstellungsstelle der Stadt stiftet den Gender-und-Queer-Preis (500 Euro). Daneben gibt es den Weitblick-Preis (600 Euro), den Fundstücke-Preis (500 Euro) und den Publikumspreis (350 Euro).
27 Filme sind diesmal dabei, die meisten dauern zwischen zwei und etwa 25 Minuten. Gedreht und beim Festival eingereicht wurden sie von Hobbyfilmern und Profis, die einen Bezug zum Ruhrgebiet haben und/oder vom bunten Treiben hier erzählen wollen.
Vom Leben in einem japanischen Bergdorf
„Ausnahmsweise haben wir diesmal auch zwei Langfilme im Programm“, erzählt Felix Hasebrink aus dem Leitungsteam. „Miyama, Kyoto Prefecture“ (am Freitag, 25. November, um 17 Uhr) berichtet von Uwe Walter aus dem Ruhrgebiet, der vor 30 Jahren in ein einfaches Bergdorf in Japan gezogen ist. In „Nichts Neues“ (am Samstag, 26. November, um 15 Uhr) werden die Menschen auf dem Seenotrettungsschiff „Lifeline“ begleitet, das im Hafen von Malta festsitzt.
Auffallend viele Filmemacher beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema Heimat. Direkt der Eröffnungsfilm am Mittwoch, 23. November, um 20 Uhr schlägt ungewöhnliche Töne fernab der klassischen Ruhrgebiets-Romantik an. Hier beleuchtet die Regisseurin Silke Schönfeld die bewegte Geschichte eines leerstehenden Ladenlokals in der Fußgängerzone in Herne. Das Mobiliar verrät noch, was hier über viele Jahre verkauft wurde. Doch wie soll der Ort künftig genutzt werden?
Viele Filme beschäftigen sich mit Familien
„Uns haben auch eine ganze Reihe von Familiengeschichten erreicht, die uns wirklich berührt haben“, sagt Felix Hasebrink, der das Festival bereits zum zweiten Mal im noch jungen Team mit Alisa Berezovskaya und Katharina Schröder leitet. Bemerkenswert ist etwa der Film „Heim Suchen“ von Oliver Gather, der dafür mit der App „Google Streetview“ das eigene Elternhaus erforschte. Verzerrte und verschachtelte Bilder deuten auf die Fremdheit vieler Dinge hin, die ihm dort begegnet sind (am Freitag, 25. November, ab 19.30 Uhr).
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In „Federding“ beobachtet Filmemacherin Tianlin Xu eine iranisch-afghanische Flüchtlingsfamilie, die jetzt in Hattingen lebt – und zeigt nur einzelne Körperausschnitte wie etwa die Hände (am Donnerstag, 24. November, ab 18 Uhr). Der Bochumer Künstler Matthias Schamp beteiligt sich am Festival mit dem vierminütigen Streifen „Schubberstücke – Kunst für Schweine“ (am Samstag, 26. November, ab 20 Uhr).
Bei „Dirty Thirty“ geht der Blick ins Filmarchiv
Zum runden Geburtstag gibt es einige Neuerungen. Eine davon: Stärker als bislang möchte das „Blicke“-Festival hinaus in die Stadt ziehen. Bereits vor der offiziellen Eröffnung werden daher am Sonntag, 20. November, um 15 Uhr Videoarbeiten des Bochumer Künstlers Daniel Burkhardt im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) zu sehen sein. Seine Kurzfilme und installativen Arbeiten erzählen keine Geschichten im klassischen Sinn, sondern finden ihren Ausdruck in einer speziellen Form. Eva Wruck, Kuratorin der Stiftung Situation Kunst, gibt eine Einführung.
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Als Bonbon zum Geburtstag zeigt das Stadtarchiv (Wittener Straße 47) am Dienstag, 22. November, um 18.30 Uhr vier Kurzfilme aus der frühen Phase des Festivals Mitte der 1990 Jahre. Skurrile, witzige Fundstücke aus dem Blicke-Archiv gibt es auch bei „Dirty Thirty“: Inzwischen fast legendäre Streifen wie „Der Barbier von Dellwig“ (1992) und das einminütige Kurzfilm-Wunder „Pommes“ (2000) feiern dann noch einmal große Wiederauferstehung: am Mittwoch, 23. November, ab 22 Uhr.
Alle Infos und das komplette Programm: blicke.org