Bochum. Er ist Radrennfahrer, spielt im „Tatort“, jobbte als Clown beim Zirkus Roncalli: Hinter dem Bochumer Lebenskünstler liegt ein bewegtes Leben.
Das prall gefüllte Leben des Schauspielers Anthony Arndt in wenigen Zeilen wiederzugeben, ist eigentlich kaum möglich. Er war erfolgreicher Radrennfahrer, gab den Pausenclown beim Zirkus Roncalli, war Gastronom in Bochum, Animateur auf Ibiza, spielte im Kino und fürs Fernsehen. Im Kreise vieler Freunde hat Arndt jetzt seinen 70. Geburtstag gefeiert – standesgemäß mit einer großen Party. Wie er sich fühlt? „Wunderbar!“ strahlt er. „Höchstens wie Mitte 50.“
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Schauspieler Anthony Arndt aus Bochum feiert runden Geburtstag
Den alternden Opa, den Anthony Arndt gelegentlich mal im Film spielen soll, würde ihm wirklich niemand abkaufen. Die Jahrzehnte im Fahrradsattel scheinen ihn fit gehalten zu haben. Zum runden Geburtstag bekam Arndt ein Rennrad geschenkt, auf das er ganz besonders stolz ist. Wer dieser Tage also einen pfeilschnellen Radler durch die Stadt flitzen sieht: Es könnte der rüstige 70-Jährige sein, der vor etwa einem Jahr aus Witten zurück in seine alte Heimat Bochum gezogen ist.
Große Sause zum runden Geburtstag
Seinen 70. Geburtstag feierte Anthony Arndt bei einer langen Movie-Nacht in der Stadthalle Hagen, wo das Kurzfilmfestival „Eat my shorts“ stattfand. Viele seiner langjährigen Weggefährten wie etwa Sven Martinek, Claude-Oliver Rudolph, Uwe Fellensiek und Uwe Rohde waren dabei.
Demnächst spielt Arndt in einer Thriller-Serie für Netflix mit. Titel: „State of mind“.
Dabei liegen die Aufs und Abs in Anthony Arndts bewegter Biographie eng beieinander. 1952 in London als Sohn einer Italienerin und eines Amerikaners geboren, kam er mit fünf Jahren nach Bochum, wo sein Stiefvater lebte. Er besuchte die Klosterschule der Redemptoristen am Imbuschplatz und machte danach eine Ausbildung zum Buchbinder. „Die Theaterszene in Bochum hat mich schon früh gepackt, aber mein Stiefvater meinte, das wäre brotlose Kunst und hat es mir verboten“, erzählt er.
Radrennen wurden seine Leidenschaft
Stattdessen wurde das Radrennfahren immer mehr zu seiner Passion: Arndt wurde mehrfacher Bochumer Stadtmeister. Obwohl sein großer Traum, einmal bei der Tour de France zu starten, nie in Erfüllung ging, erzielte Arndt einige Erfolge. 1975 kam seine Tochter Bianca zur Welt, die ebenfalls Schauspielerin ist und in Hamburg lebt. Die Ehe mit seiner Frau wurde 1980 geschieden.
Tausendsassa Arndt selbst jobbte als Fensterverkäufer, Animateur in Ferienclubs auf Ibiza und Mallorca und im Zirkus Roncalli. „Da war ich der Clown, der den Leuten in der Pause immer gefälschte Rolex-Uhren andrehen wollte“, erinnert er sich lächelnd. „Eine wunderbare Zeit!“
Respekt vor den großen Schauspielern auf der Bühne
Zurück in Bochum packte ihn wieder das Theaterfieber: „Die Zeit von Claus Peymann am Schauspielhaus prägte mich total. Ich wollte unbedingt mit diesen wahnsinnig tollen Schauspielern auf der Bühne stehen, obwohl ich großen Respekt vor ihnen hatte.“ Im Luisenhof in der Innenstadt betrieb er eine Art Schauspieler-Café: „Da sind sie alle ein- und ausgegangen: Diether Krebs, Jürgen Triebel, sogar Herbert Grönemeyer.“
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Als Gastschüler durfte er mit etwa Mitte 30 für ein Jahr in der Schauspielschule hospitieren – und schaffte daraufhin den Seiteneinstieg ins Filmgeschäft. „Ebbies Bluff“ seines alten Freundes Claude-Oliver Rudolph war sein erster Film, es folgten Auftritte etwa in der ZDF-Serie „Jede Menge Leben“ und in „Der Schattenmann“ von Dieter Wedel.
Beliebter Moderator beim Sparkassen-Giro
Doch auch die Radrennen ließen ihn nicht los: Ab 1997 moderierte er den Sparkassen-Giro in Bochum, den er im Lautsprecherwagen und an der Ziellinie viele Jahre begleitete. Auch bei der Tour de France oder beim Giro d’Italia war er als Moderator dabei.
Und heute? Im populären „Tatort“ aus Münster spielte Arndt unlängst einen dementen Kirmeskönig (Titel: „Es lebe der König“). „Ich fahre immer noch viel zu Castings, obwohl ich schon längst nicht mehr jede Rolle annehme“, sagt er. Stattdessen genießt er öfter auch die freie Zeit: auf dem Rad, in seinem Wohnmobil oder in der Fankurve beim VfL.