Witten. Er tauscht sein Luxus-Haus in Witten mit einem Wohnmobil: TV-Star Anthony Arndt zieht es in die weite Welt. Das alte Zollhaus steht zum Verkauf.
Sanft gewellte Hügel, das Ruhrtal zu Füßen. Diesen Blick will Anthony Arndt aufgeben? Ja, ist der Mann denn von allen guten Geistern verlassen? Doch der Entschluss des Schauspielers, der noch so viel mehr in seiner Person vereint, steht fest. Das alte Zollhaus an der Elberfelder Straße in Witten wird verkauft. Das Wohnmobil steht schon vor der Tür. Und bald geht’s ab in die weite Welt.
Anthony Arndt ist durchaus bewusst, dass er damit ein Kleinod aufgibt. Das eindrucksvolle Gemäuer mit den markanten rot-weißen Fensterläden stammt aus dem Jahre 1806. Er selbst hat es 2005 ersteigert und dann aufwendig restaurieren lassen. „Ich bog mit meinem Rennrad um die Ecke und wusste: Das ist mein Haus“, erinnert sich Arndt, der als Profi lange in der Bundesliga fuhr.
Rüstung aus Münsteraner Tatort steht in Witten
Durchdesignte Häuser mit weißen Ledersofas mag der 68-Jährige nicht. Ihn fasziniert das Mittelalter. Wer sein Heim betritt, wähnt sich im Museum. Alles ist liebevoll mit Antiquitäten eingerichtet, sogar einen eigenen Rittersaal gibt es im Keller. Dort steht auch die Rüstung, die Anthony Arndt im Münster-Tatort „Es lebe der König“ trug, der am 13. Dezember 2020 im TV lief. Darin spielte er das Mordopfer – einen senilen Burgherrn. Über 13 Millionen Krimi-Fans sagen zu.
Solche Rollen mag er. Gerade macht er mit bei einem Casting für eine italienische Serie, in der er einen Gemmologen, also einen Experten für Edelsteine, geben würde. 40 Drehtage hatte Arndt letztes Jahr. Gerade sei er in die internationale Agentur „Empire Agency“ aufgenommen worden, auf deren Liste auch Namen von Weltstars wie Ron Perlman stehen. Sie wissen schon: der Mönch mit dem markanten Gesicht in „Der Name der Rose“. Im kleinen Hagener „Theater an der Volme“ sollte der Wittener auf Zeit im vergangenen Jahr als „Faust“ auftreten. Doch dann kam Corona – und das Stück lief nur als Stream.
Idee stammt von Schauspieler Axel Prahl
Nun also will sich Arndt auf Neues konzentrieren, wird bald – wenn er Mitte Juni zum zweiten Mal geimpft ist – das riesige Anwesen mit einem 15-Quadratmeter-Wohnmobil vertauschen. Auf die Idee habe ihn Tatort-Kommissar und Schauspiel-Kollege Axel Prahl gebracht, der immer mit eigenem Wohnmobil zum Drehort anreiste. Letzte Woche erst hat Arndt sich sein neues kleines Zuhause gekauft.
Vom Buchbinder zum Serienstar
Anthony Arndt wurde 1952 in London geboren und wuchs in Bochum auf. Er machte zunächst eine Lehre als Buchbinder, war verheiratet und hat eine Tochter, die in Hamburg als Schauspielerin arbeitet.1980 – so schreibt er selbst in seiner Vita – begann sein „Leben als Bohème“. Arndt arbeitete als Animateur in Ferienclubs und beim Circus Roncalli. Dort betrieb er außerdem das „Café des Artistes“. 1987 übernahm er dann die Leitung des Schauspielercafés Luisenhof in Bochum und wurde mit 36 Jahren Gastschüler an der Westfälischen Schauspielschule.Als Serienstar trat Arndt z.B. in „Jede Menge Leben“, „Unter uns“, „Verbotene Liebe“ sowie zuletzt im ARD-Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“ auf. Seine Traumrolle wäre der missgestaltete Quasimodo im „Glöckner von Notre Dame“.
Während Sotheby’s sich nun also um die Vermarktung seiner Wittener Luxusimmobilie kümmert, deren Verkauf noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist, folgt der Schauspieler dem Ruf des Abenteuers. Sich im Fluss waschen, den Tag in einer Espresso-Bar beginnen. Burgen, Schlösser, neue Mentalitäten entdecken. „Die Welt ist so schön und ich kenne noch nicht mal Europa richtig.“ Außerdem sei er die Kälte leid. Und die Wittener Politik „ist ja nicht auszuhalten. Überall nur Baustellen, und die Fahrradwege sind eine Katastrophe“.
Nur dem VfL Bochum bleibt er treu
Zunächst will der TV-Star Richtung England aufbrechen. Das ersehnte Wetter wird er dort vermutlich nicht finden, vielleicht aber seine familiären Wurzeln. Arndt wurde in London geboren, wuchs jedoch bei seiner Mutter und seinem Stiefvater in Bochum auf. „Vor drei Jahren hat mir ein Onkel erzählt, wer mein Vater ist.“
Danach will er aber endlich in den Süden – Richtung Gardasee, von wo seine Mutter stammt. Oder weiter in die Toskana. Nicht ausgeschlossen, dass er da später mal leben wird. Trotzdem wird er immer wieder zurück ins Ruhrgebiet kommen, allein um seine Freunde zu sehen. Deshalb will sich Arndt hier zusätzlich eine kleine Bleibe suchen. „Vielleicht in Bochum.“ Dann könnte er auch hin und wieder ein Spiel seines VfL besuchen.