Bochum. . Legendärer Theatermacher feiert am Mittwoch runden Geburtstag. Am Schauspielhaus wirkte er von 1979 bis 1986 – und sorgte für unvergessene Jahre.

  • Peymann führte das Schauspielhaus mit Hingabe, aber auch mit harter Hand
  • Gastspielreisen führten das Bochumer Theater unter Peymanns Leitung u.a. nach Moskau und San Francisco
  • Theater war mit den Bochumer Schulen eng verzahnt: morgens tauchte Gert Voss am Ostring auf

Heute wird er 80: Claus Peymann, legendärer Intendant des Schauspielhauses, feiert runden Geburtstag. Während in seiner Berliner Heimat so mancher Sektkorken knallen dürfte, wird auch weiter im Westen mitgefeiert. Denn die Erinnerungen an die „goldenen Jahre“ unter Peymanns Leitung sind bei vielen treuen Theatergängern noch bestens im Gedächtnis.

Zwischen 1979 und 1986 führte Peymann das Theater mit Hingabe, aber auch mit harter Hand. Damals hautnah dabei war Brigitte Käding, die bis Ende 2014 Kaufmännische Direktorin des Schauspielhauses war und zur Peymann-Ära frisch am Theater anfing. Ihr Job: Sie organisierte die sogenannten Abstecher, also die teils weiten Gastspielreisen, die Peymann pflegte. So gastierte das Bochumer Theater damals in Moskau, San Francisco, Israel und Venedig.

Peymann auf der Probe: Gemeinsam mit den Schauspielern Urs Hefti (links) und Traugott Buhre feilt der Intendant an „Nathan der Weise“
Peymann auf der Probe: Gemeinsam mit den Schauspielern Urs Hefti (links) und Traugott Buhre feilt der Intendant an „Nathan der Weise“ © Stadt Bochum

Peymanns Perfektionismus, alles so genau und akurat wie möglich zu machen, war immer zu spüren“, erzählt sie. Seine Besessenheit fürs Theater, aber auch die Liebe zu seinen Schauspielern, sei riesig gewesen: „Jeder hatte Respekt vor ihm. Peymann konnte einen mit seinem Charme einwickeln und direkt danach große Strenge zeigen. Das hat aufs ganze Haus ausgestrahlt.“ Während der dreieinhalb Jahre, die Käding in Peymanns Diensten stand, organisierte sie über 100 Gastspielreisen. Dabei gab es ein festes Ritual: Nach der Vorstellung saß das ganze Team im Restaurant an einem langen Tisch. Und die Rechnung für sämtliche Getränke übernahm der Chef persönlich. „Das hat Peymann alles aus eigener Tasche bezahlt.“

Der Weg von Stiepel zum Schauspielhaus

Zurück in Bochum verbrachte er die Tage verlässlich von morgens früh bis abends spät im Theater. Etwas Ruhe fand er nur im Auto auf dem Weg die Königsallee entlang, denn Peymann wohnte in Stiepel.

Vom Gymnasium am Ostring aus beobachtete Hans Joachim Salmen, der heute dem Förderverein des Theaters vorsteht, die Peymann-Intendanz. Für ihn besonders bemerkenswert: Der Theaterleiter legte größten Wert auf eine Zusammenarbeit mit den Schulen. „So kam es tatsächlich vor, dass Gert Voss und Hermann Beil morgens unseren Literaturkurs besuchten und lange mit uns über die ‘Hermannsschlacht’ diskutierten. Das habe ich so nie wieder erlebt.“ Mit Glück ergatterte Salmen 1986 eine Karte für den legendären Abschiedsabend und freute sich über „zwei Stunden Dauerbeifall“.

Schick mit Schnurrbart: Claus Peymann mit seinem Dramaturgen Hermann Beil (rechts) im Jahr 1978 bei einer Sitzung des Kulturausschusses.
Schick mit Schnurrbart: Claus Peymann mit seinem Dramaturgen Hermann Beil (rechts) im Jahr 1978 bei einer Sitzung des Kulturausschusses. © Stadt Bochum

Damals dabei war auch Werner Streletz, der 1985 als junger Kulturredakteur bei der Bochumer WAZ anfing. „An dem Abend sangen alle ‘Wien, Wien, nur du allein’, und es flossen viele Tränen.“ Peymann wechselte von Bochum bekanntlich ans Wiener Burgtheater.

Schlange für die letzten Karten

Die riesige Euphorie für das Theater, die in der Stadt herrschte, beeindruckte Streletz nachhaltig. „Morgens um zehn stand schon eine Schlange quer über den ganzen Vorplatz. Alle wollten noch die letzten Karten haben.“ Vor allem mit den Uraufführungen von Thomas Bernhard verbindet Streletz „echte Erweckungserlebnisse“. „Beim ‘Theatermacher’ habe ich Traugott Buhre drei Stunden lang an den Lippen gehangen. So etwas vergisst man nie.“