Bochum. Nach einem erneuten Missbrauchsverdacht in einem Kindergarten in Bochum ermittelt nun die Polizei. So will der Träger nun reagieren.
Nach dem Missbrauchsverdacht in der evangelischen Kindertagesstätte Hoffnungsbaum in Bochum-Hamme ermittelt nun die Polizei. Bisher hätten aber weder der Kirchenkreis als Träger, noch die Eltern des betroffenen Kindes Anzeige erstattet, so heißt es auf Nachfrage. Der Kirchenkreis hatte in der vergangenen Woche den Eltern auf einem Elternabend mitgeteilt, dass es den Verdacht gebe, dass ein Teammitglied gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht eines Kindes verstoßen habe.
Die Kita Hoffnungsbaum ist nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen: Bereits 2020 hatte es dort gegen einen Mitarbeiter Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs gegeben – der Erzieher soll das Kind geküsst haben. Die Ermittlungen wurde eingestellt.
Im selben Jahr hatte eine Erzieherin dort nach einer Reiberei einen Fünfjährigen geohrfeigt. Nach dem gewalttätigen Vorfall erstattete die Mutter Anzeige, nahm den Jungen aus der Kita. Die Erzieherin wandte sich danach direkt an die Kita-Leitung. Es folgte eine Abmahnung. Die Erzieherin musste 150 Euro an den Kinderschutzbund zahlen.
Erneuter Missbrauchsverdacht in Bochumer Kita – Träger schweigt
Nun also wieder ein Verdacht. Was genau dieses Mal passiert sein soll, darüber schweigt man beim evangelischen Kirchenkreis – auch gegenüber den Eltern. Das Teammitglied sei weiter freigestellt. „Zur Frage des weiteren Umgangs mit der freigestellten Person werden wir uns an Empfehlungen und Weisungen der Behörden und fachlichen Beratungen orientieren“, sagt Kirchenkreis-Sprecherin Hanna Praetorius auf Nachfrage dieser Redaktion. Abmeldungen aus der Kita habe es nach dem erneuten Verdachtsfall nicht gegeben.
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Auch das Jugendamt ist informiert worden – einen Tag nachdem der Träger von dem Verdachtsfall erfahren hat, so heißt es von der Stadt. „Die Kindergartengemeinschaft im Ev. Kirchenkreis Bochum nimmt ihre Aufgaben als Trägerin der angesprochenen Kita verantwortungsbewusst wahr. Es gibt einen sehr transparenten und regelmäßigen Informationsaustausch mit dem Landesjugendamt und dem Jugendamt der Stadt Bochum.“
Superintendent: „Kinderschutz hat allerhöchste Priorität“
Auf Nachfrage äußert sich nun auch Superintendent Gerald Hagmann zu dem Vorfall. „Straftaten sexualisierter Gewalt gegen Kinder sind unerträgliche, nicht hinnehmbare, furchtbare Verbrechen, die hart und empfindlich bestraft werden müssen! Der Kinderschutz hat für die Evangelische Kirche in Bochum, aber auch für mich persönlich als Vater von drei Kindern allerhöchste Priorität“, so heißt es. Deshalb habe der Kirchenkreis auch bei „kleinsten Hinweisen, dass irgendwo irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte“ mit seinem standardisierten Verfahren reagiert.
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„Ob sich ein Verdachtsfall erhärtet oder nicht, entscheiden nicht kirchliche Institutionen, sondern die Behörden. Sollte sich jemals ein Verdachtsfall erhärten, wird der Evangelische Kirchenkreis Bochum mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dazu beitragen, dass Täterinnen und Täter von den Behörden zur Rechenschaft gezogen werden und die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.“
Kinderschutzbund zeigt Verständnis für den evangelischen Kirchenkreis
Während viele der Eltern, die ihre Kinder im Kindergarten haben, den Umgang des Kirchenkreises mit dem Verdachtsfall kritisieren, zeigt man sich beim Kinderschutzbund verständnisvoll. „Der Träger hat natürlich auch eine Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter“, sagt Margareta Müller, Fachberaterin für den Bereich „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“.
„Für eine Einrichtung ist das natürlich ein Super-GAU, nach dem es deutlich mehr Elternarbeit braucht.“ So ein Thema entwickele unter den Eltern oft eine Eigendynamik, die man nicht mehr steuern könne. Wichtig sei aus Sicht des Kinderschutzbundes, dass die Kinder über ihre Rechte informiert seien. „Sie müssen etwa ihre Körperteile beschreiben können, wissen was erlaubt ist und was eben nicht.“ Fest stehe allerdings auch: Verschweigen könne man nichts. „Schweigen ist falsch.“