Bochum. In einem Kindergarten in Bochum gibt es den Verdacht, dass ein Mitarbeiter ein Kind sexuell missbraucht haben könnte. Was wir bisher wissen.

In der evangelischen Kindertagesstätte Hoffnungsbaum in Bochum-Hamme gibt es erneut den Verdacht, dass eine Erzieherin oder ein Erzieher ein Kind sexuell missbraucht haben könnte. Das hat der Kirchenkreis als Träger des Kindergartens an der Anne-Frank-Straße den Eltern mitgeteilt. Bereits 2020 hatte es dort gegen einen Mitarbeiter Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs gegeben, diese wurden damals eingestellt, der Betroffene arbeitet nicht mehr dort.

Nun wieder ein Schock für die Eltern – im selben Wortlaut wie vor zwei Jahren: „(...) Gegen ein Mitglied des Mitarbeiterteams liegt der Verdacht auf Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung vor“, heißt es in der Einladung zu einem Elternabend, zu dem Kita-Leitung und Kirchenkreis für Mittwochabend eingeladen hatten.

Sexueller Missbrauch in Bochumer Kita? Kind erzählte Eltern von einem Vorfall

Ein Kind aus dem Kindergarten habe seinen Eltern den Vorfall geschildert, die hätten das mit der Kita-Leitung besprochen. Was genau passiert sein soll, das hat der evangelische Kirchenkreis den Eltern auf dem Elternabend nicht verraten. Auch auf Nachfrage der WAZ hüllt man sich in Schweigen. „Fachleute sagen, wenn wir in unseren Schilderungen gegenüber den Eltern genauer werden, dann trägt das nicht zur Aufklärung bei. Wir halten das absichtlich sehr vage“, sagt Kirchenkreis-Sprecherin Hannah Praetorius.

Die beschuldigte Person aus dem Mitarbeiter-Team des Kindergartens sei freigestellt. Ob und wie sie sich zu den Vorwürfen geäußert hat, das bleibt unbeantwortet. Auch wie das restliche Kita-Team zu den Vorwürfen steht, bleibt unklar.

Bei der Polizei hat der Träger bisher keine Anzeige erstattet. „Wir haben Maßnahmen eingeleitet, um auf den Vorwurf zu reagieren“, betont Hannah Praetorius. So seien Jugendamt und eine Meldestelle informiert worden. Die Eltern des betroffenen Kindes würden von der kirchlichen Beratungsstelle „Neue Wege“ begleitet.

Missbrauchsvorwürfe gab es dort schon einmal – und noch einen Zwischenfall

Erst vor zwei Jahren hatte es in derselben Kindertagesstätte Missbrauchsvorwürfe gegeben. Der Träger hatte damals Strafanzeige bei der Polizei gestellt, die Ermittlungen wurden allerdings eingestellt. Auch Eltern hatten damals Anzeige erstattet, weil der Beschuldigte ihr Kind auf dem Außengelände der Einrichtung geküsst haben soll. Der Mitarbeiter arbeitet nicht mehr beim evangelischen Kirchenkreis, heißt es auf Nachfrage.

Und mit noch einem Zwischenfall war die Kindertagesstätte in Hamme in negative Schlagzeilen geraten. Eine Erzieherin hatte im März 2020 nach einer Reiberei einen Fünfjährigen geohrfeigt. Nach dem gewalttätigen Vorfall erstattete die Mutter Anzeige, nahm den Jungen aus der Kita. Die Erzieherin wandte sich danach direkt an die Kita-Leitung. Es folgte eine Abmahnung.

Eltern zeigen sich nach Elternabend enttäuscht: „Viel geredet, aber wenig gesagt“

Kirchenkreis-Sprecherin Hannah Praetorius beschreibt die Stimmung der Eltern nach dem Elternabend am Mittwoch als „emotional“. „Es ist nachvollziehbar, dass sie sich Sorgen machen. Deshalb wollen wir auch offen und transparent sein“, sagt Praetorius.

Träger verweist auf Schutzmaßnahmen

Der Kirchenkreis weist auf seine Schutzmaßnahmen vor sexuellem Missbrauch hin. So gebe es etwa einen Verhaltenskodex, den alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschreiben müssen.

Außerdem habe es in dem Kindergarten eine Risikoanalyse gegeben, etwa um schlecht einsehbare Ecken zu identifizieren. Im Tagesablauf seien zudem Strukturen geändert worden. So seien die Kinder mehr in den eigenen Gruppen unterwegs.

Die Eltern zeigen sich im Gespräch mit der WAZ vor allem enttäuscht. „Es wurde viel geredet, aber wenig gesagt“, heißt es. Die Stimmung sei sehr schlecht, man mache sich natürlich Sorgen, wisse aber ja überhaupt nicht, worum es eigentlich geht.

Der Kirchenkreis verweist auf weitere Gespräche, die nun geführt werden. Wann und auf welcher Grundlage entschieden wird, ob der Betroffene aus dem Mitarbeiter-Team wieder in der Kita Hoffnungsbaum arbeiten darf, dafür gebe es noch keine Pläne.