Bochum. Nach Streit mit der Erzieherin bekommt ein Junge (5) aus Bochum eine Ohrfeige. Der Kita-Träger bestätigt den Vorfall, die Mutter ist schockiert.

Eine junge Mutter aus Bochum ist entsetzt, als sie hört, was ihrem Sohn in der Kita passiert ist. Der Junge – Rechtshänder – möchte die Bastelschere für Linkshänder benutzen, doch das will seine Erzieherin unterbinden. Der Fünfjährige wird lauter. Das Ende der Situation: Der Erzieherin rutscht die Hand aus, sie verpasst dem Kind eine Ohrfeige. Der Schock sitzt tief – bei der Familie des Jungen und in der Einrichtung.

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Die Mutter hat Strafanzeige gestellt. Schon länger habe die Frau, die zum Schutz ihres Kindes anonym bleiben will, gemerkt, dass die Zeit in der Evangelische Kindertagesstätte Hoffnungsbaum ihrem Sohn nicht gut tue. Der Fünfjährige habe erste psychische Anzeichen gezeigt und wieder angefangen, sich einzunässen. „Die Stimmung in der Kita war die ganze Zeit sehr gereizt. Es gab zu wenig Mitarbeiter, um auf die Kinder einzugehen“, berichtet die Mutter.

Bochum: Erzieherin gibt Kind (5) Ohrfeige – Kita-Träger bestätigt Vorfall

Vor drei Wochen ereignete sich der Höhepunkt – nach einer Reiberei zwischen Erzieherin und Kind erhält der Fünfjährige eine Ohrfeige. Als sein Opa ihn aus der Kita abholt, berichtet der Junge, was geschehen ist, erzählt dessen Mutter im Nachhinein. Der Großvater spricht die Mitarbeiterin an, kurze Zeit später findet ein Gespräch zwischen Mutter und Kita-Mitarbeitern statt.

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„Es ist zu einem Übergriff gekommen“, bestätigt Michael Both, Geschäftsführer der Kindergartengemeinschaft im Evangelischen Kirchenkreis Bochum. Er bedauert: „Das darf nicht passieren und das ist auch nicht zu entschuldigen.“ Trotzdem weist er darauf hin, dass die Situation etwas anders gewesen sei, als die Mutter geschildert hat. „Das Kind hat die Mitarbeiterin angespuckt. Angespuckt zu werden, ist wirklich tiefgreifend und eine ganz andere Nummer als von einem Kind geschlagen zu werden“, so Both.

Erzieherin erhält nach Vorfall Abmahnung

Unmittelbar nach dem Vorfall habe sich die Erzieherin an die Kita-Leitung gewandt. Es folgte eine Abmahnung. „Diese Abmahnung ist eine deutliche Reaktion“, sagt Both. Das Jugendamt und der Kinderschutzbeauftragte der Diakonie seien eingeweiht worden, in der Kita hätten viele Gespräche stattgefunden. Doch wie konnte die Situation so eskalieren? „In dieser Einrichtung herrscht Personalmangel“, erklärt Geschäftsführer Both. Das sei keine Entschuldigung, aber eine Erklärung dafür, dass nicht alles so lief, wie es hätte laufen sollen.

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Aus diesem Grund fand in den vergangenen vier Jahren, in denen der Fünfjährige die Einrichtung an der Anne-Frank-Straße besucht hat, kein einziges Reflexionsgespräch zur Entwicklung des Kindes statt. „Nach dem Vorfall wurde mein Sohn als kritisches Kind bezeichnet. Obwohl Herr Both ihn vorher noch nie gesehen hat“, kritisiert die Mutter aus Bochum. Seine Einschätzung beziehe sich jedoch auf die Beobachtungen seiner Mitarbeiter, erwidert Both.

Mutter bringt Sohn nicht länger in die Kindertagesstätte Hoffnungsbaum

Die Kindertagesstätte Hoffnungsbaum

Die Evangelische Kindertagesstätte Hoffnungsbaum liegt dicht an der Grenze von Hamme nach Hordel.

In der Kita gibt es zwei Gruppen. Ziele der Kita sind laut eigenen Angaben unter anderem die Vermittlung christlicher Normen und Werte, die Hinführung zu einem selbstständigen Kind und das einvernehmliche Lösen von Konflikte und Machtkämpfe.

In der Kindertagesstätte Hoffnungsbaum wurde viel getan, um den Vorfall aufzuarbeiten. Trotzdem: Nach dem Schockerlebnis möchte die junge Mutter ihren Sohn nicht dorthin zurückschicken. Das Angebot, einen anderen Kita-Platz desselben Trägers anzunehmen, hat sie abgelehnt – weil er zu weit weg und die Betreuungszeit zu gering ist.

„Dass die Mutter den Kita-Platz gekündigt hat, finde ich bedauerlich“, sagt Geschäftsführer Both. „Ich hätte mir eine andere Kommunikation gewünscht, die aber leider abgelehnt wurde. Dass es die Probleme mit dem alternativen Platz gibt, wusste ich nicht.“ Trotzdem kann er die Entscheidung nachvollziehen. „Auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte“, so Both.

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Für die junge Mutter aus Bochum und ihren Sohn hat die Suche nach einem neuen Kita-Platz begonnen – bisher noch ohne Erfolg. Sie ist mit dem Vorfall an die Öffentlichkeit gegangen, weil sie eine klare Meinung hat: „Es müssen mehr Kids geschützt werden.“