Bochum. Der Kinderschutz Bochum hat neue Räumlichkeiten. Gut so. Denn die Helferinnen und Helfer stehen in der Corona-Krise vor zusätzlichen Aufgaben.
Der Kinderschutzbund in Bochum befürchtet infolge der Corona-Pandemie eine Zunahme an Fällen häuslicher Gewalt und Verwahrlosung. „Noch gibt es keine offiziellen Zahlen. Aber wir richten uns auf einen deutlichen Anstieg ein. Es schwelt unter der Oberfläche“, sagte die Vorsitzende Beate Schwarze am Freitag bei der Eröffnung der neuen Räume des Ortsverbandes am Springerplatz.
Ein Aufwachsen in Liebe, Achtsamkeit und Fürsorge, Entfaltung der Fähigkeiten und Talente, volle Teilhabe am schulischen, sozialen und kulturellen Leben: Das hat sich der Kinderschutzbund als Lobby aller Jungen und Mädchen auf die Fahnen geschrieben – bundesweit ebenso wie in Bochum, wo sich der Verein seit den 1970er Jahren für Kinder und deren Familien engagiert, die vielfach auf der Schattenseite der Wohlstandsgesellschaft stehen.
Kinderschutzbund in Bochum verfügt über Netzwerk der Hilfe
Corona hat die Probleme nochmals verschärft und Familien und Alleinerziehende vor große Herausforderungen gestellt. Nicht alle werden gemeistert, wissen die Kinderschützer, die in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt immer dann als Krisenhelfer gefragt sind, wenn Überforderung, Zukunftsängste, finanzielle Sorgen sowie körperliche und seelische Gewalt das Leben und den Alltag von Kindern massiv belasten.
Im Lockdown musste der Kinderschutzbund allzu oft untätig bleiben, etwa in Schulen. Für die drängenden Aufgaben, die die Pandemie dem Verein auferlegt, sehen sich Beate Schwarze und ihr Team gut gerüstet. Mehr als 200 Mitglieder, die die Arbeit (neben Spenden) mit ihren Beiträgen finanzieren, etliche Ehrenamtler sowie ein engmaschiges Netzwerk der Hilfe bieten dafür eine breite Basis.
Für Kinder steht nun erstmals ein Innenhof zur Verfügung
Niederschwellige Familienhilfe, Vormundschaften, der betreute Umgang von Eltern mit Trennungskindern, Sprachkurse, Begleitung minderjähriger Flüchtlinge, Nachhilfe für Grundschüler, Spielangebote, ein Kindercafé und vieles mehr: Der Kinderschutzbund hat sich immer breiter aufgestellt. Gerade recht kommt der Umzug ins neue Domizil. Nach 20 Jahren an der Gerberstraße ist der Ortsverband zur Klarastraße 10 gewechselt. Die ehemalige Hotel-Gaststätte „City West“ wurde aufwendig umgebaut.
Für den Kummer gibt’s eine Nummer
Der Kinderschutzbund Bochum an der Klarastraße 10 ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.Ausführliche Infos gibt es im Internet auf www.kinderschutzbund-bochum.de und unter 0234/68 30 22.Montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr ist das Kinder- und Jugendtelefon 116 111 geschaltet: die „Nummer gegen Kummer“.
„Neben lichtdurchfluteten, liebevoll von Kindern gestalteten Räumen verfügen wir nun erstmals über einen Innenhof, in dem die Kleinen gefahrlos spielen können“, freut sich Beate Schwarze. Direkt gegenüber liegt ein öffentlicher Spielplatz. Das neue, 250 Quadratmeter große Zentrum sei zudem verkehrstechnisch gut zu erreichen.
Ortsverband ist Anlaufpunkt für hilfesuchende Frauen
Anders als im Gerberviertel sei man jetzt in einem Quartier daheim, „in dem nicht wenige Menschen auf unsere Unterstützung angewiesen sein werden“, sagt die Vorsitzende und hofft, dass sich insbesondere Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, häufiger als bisher öffnen und den Kontakt zum Kinderschutzbund suchen, um sich auch untereinander auszutauschen. In der Corona-Krise. Und weit darüber hinaus.