Bochum. Nur 15 Minuten laden und 400 km mit einem E-Auto fahren. Das ist möglich. Forscher und Firmen stellen das Ergebnis ihrer Arbeit in Bochum vor.

Mit dem „BoMobil“ hätte Bochum ein Stück moderne Automobilgeschichte schreiben können. Doch aus dem Siegeszug des an der Hochschule Bochum entwickelten Elektrofahrzeugs auf Basis eines Opel Zafira wurde nichts. Nun geht es doch in die Industriegeschichte ein: als Teil eines bemerkenswerten Schnellladekonzepts, das mit viel Knowhow von Hochschule und Firmen aus Bochum entwickelt wurde.

Energie für 400 Kilometer Reichweite in nur 15 Minuten geladen

15 Minuten vergehen gerade einmal, dann sind die Batterien des umgebauten BoMobils zu 88 Prozent gefüllt. Energie, die reicht für 400 Kilometer elektrisch betriebenes Fahren. „Zweieinhalb mal schneller als bislang möglich“, sagt Kai-André Böhm, Professor an der Hochschule Esslingen und Leiter des Forschungsprojekts „Durchgängiges Schnellladekonzept für Elektrofahrzeuge“ (DSEe).

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Das in Bochum entwickelte BoMobil ist Teil des Schnellladekonzepts. Die Ladedauer für 400 Kilometer Reichweite wurde auf 15 Minuten reduziert.
Das in Bochum entwickelte BoMobil ist Teil des Schnellladekonzepts. Die Ladedauer für 400 Kilometer Reichweite wurde auf 15 Minuten reduziert. © Andreas Rorowski

6,5 Millionen Euro sind unterm Strich in die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschung geflossen. Am Ende steht ein funktionierender Prototyp, der konkurrenzlos schnell eine E-Auto-Batterie auflädt. „Der Schlüssel ist das geschickte Design der Batterie“, sagt Projektleiter Böhm bei der Vorstellung des Projektergebnisses im Gewerbepark an der Meesemannstraße in Riemke, dem früheren Nokia-Gelände. Unterm Strich wurde die gesamte Kette der Ultraschnellladung vom Stromnetz über die Ladeelektronik und das Ladekabel bis hin zur Fahrzeugbatterie optimiert.

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Schnell laden oder hohe Reichweite, beides geht nicht

Heißt das, die in Bochum entwickelte Technik wird demnächst das Standardmodell der Ladetechnologie? Das wohl eher nicht, so Böhm. Die Hersteller und der Markt werden entscheiden, worauf es hinausläuft. Denn: Technisch bedingt können E-Autos entweder besonders schnell aufgeladen werden oder aber über eine große Reichweite verfügen. „Beides geht nicht“, so Böhm. Kompromisse zwischen Ladetempo und Reichweite seien nötig. Er erwarte aber, dass die Autohersteller über kurz oder lang ihren Kunden beides anbieten: Jeweils ein Modell mit großer Reichweite und eines mit hoher Ladegeschwindigkeit.

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Drei Bochumer Firmen an der Entwicklung beteiligt

Fakt sei: Extrem schnelles Laden einer Batterie sei möglich. Das sei nun bewiesen. Und daran haben Wissenschaftler und Firmen aus Bochum ihren Anteil. Voltavision hat als Testlaborspezialist zahlreiche Daten erhoben und so zur Optimierung der Ladetechnik beigetragen. Keysight Technologies hat die Ladesäule entwickelt und Innolectric die Powerline-Kommunikation zwischen Säule und Batterie möglich gemacht.

Ob sich das am Ende auch wirtschaftlich für die Unternehmen auszahlt, ist jetzt noch ungewiss. Alle haben aber von dem Projekt profitiert, heißt es. Die gesammelten Erfahrungen zählten. Und: So schlecht ist nicht, im Zusammenhang mit der Entwicklung des neuen Gratmessers für Ladetechnik genannt zu werden.

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