Vor vier Jahren war das an der Hochschule Bochum gemeinsam mit Partnern aus der Industrie entwickelte „BOmobil“ im nahezu gleichen Entwicklungsstadium wie der nun von DHL verwendete Streetscooter, der an der RWTH Aachen ausgetüftelt wurde – ein 120 km/h schneller Pritschenwagen mit einer Reichweite von 150 Kilometern, zwei Radnabenmotoren und einer Ladekapazität von zwei Euro-Paletten. Der entscheidende Unterschied: BOmobil-Partner Opel, mit dem es einen Liefervertrag unter anderem für das Fahrwerk und die Bremsanlage gab und in dessen Werk I in Laer das Auto der Zukunft hergestellt wurde, schloss Ende 2014 seine Tore. Damit war die Hoffnung auf eine Serienproduktion dahin, zumal die öffentliche Förderung des Baus einer Kleinserie mit 20 Fahrzeugen ausblieb. „Wir haben gekämpft dafür, dass wir den Produktionsstandort Bochum nicht verlieren“, erinnert sich Professor Michael Schugt vom Institut für Elektromobilität der Hochschule Bochum. Vergeblich. Heute gibt es nur noch zwei Exemplare des BOmobils. Sie drohen zu verstauben, die zwischenzeitlich gegründete Westfälische Automobilwerk AG existiert nicht mehr.
Indes: Der Elan der E-Mobilitätsexperten ist ungebrochen. BOmobil-Projektleiter Heinz Zöllner, der einst zehn Jahre als Ingenieur für Toyota in der Formel 1 tätig war, hat mit seinen Studenten an einem neuen Transport-Konzept gearbeitet – und das im neuen „Bo-Werk“ in Wattenscheid. Zusammen mit einigen Partnern, darunter Logistiker DB Schenker, entwickelten sie ein Elektro-Zugfahrzeug mit einem selbstangetriebenen Anhänger. „Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Elektromobilität ein verteilter Antrieb ist“, erklärt Prof. Friedbert Pautzke vom Institut für Elektromobilität.
Der prämierte E-Laster fährt – oder besser gesagt, er fuhr. 2015 lief das Projekt aus, das, so Heinz Zöllner, „ein System für die Zukunft“ ist. „Wir sind ja keine Hersteller“, sagt Professor Pautzke. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, zu zeigen, was möglich ist.“
Nun könnte es aber sein, dass der Bochumer E-Mobilität über die internationale Hintertür der Durchbruch gelingt. Es gibt Gespräche mit der bolivianischen Universidad Privada del Valle. Dabei geht es um eine eigene Elektrofahrzeugproduktion mit einem Partner, in dessen Land es große Lithium-Vorkommen gibt. Aus den an beiden Hochschulen entwickelten Prototypen Guanaco-002 und BOmobil könnte das „Bomovil“ für den bolivianischen Markt entwickelt werden. Und wer weiß, vielleicht werden damit irgendwann einmal auch in Deutschland Pakete ausgeliefert. Vorerst aber erledigen das die Streetscooter aus Aachen.