Bochum. Bahnhof Langendreer meint nicht nur den Bahnhaltepunkt, sondern auch das gleichnamige Kulturzentrum. Beide profitieren voneinander.

Bahnhof Langendreer ist inzwischen ein geflügeltes Wort: Damit ist nicht nur der S-Bahn-Halt, sondern auch das gleichnamige Kulturzentrum direkt nebenan gemeint. Beide profitieren voneinander.

Bahnhofs-Check: So schneidet der S-Bahn-Halt Bochum Langendreer ab

Bahnhof in Langendreer hat eine lange Historie: Während heute der Personenverkehr im Mittelpunkt steht, befand sich in Langendreer lange ein Knotenpunkt des Güterverkehrs. Er war vor allem für die Transportwege zwischen den Zechen Mansfeld, Vollmond und Neu-Iserlohn wichtig. Heute zeugt noch das historische Empfangsgebäude, errichtet Anfang des 20. Jahrhunderts, von dieser Zeit. Das Gebäude im Jugendstil wurde 1985 vor dem Abriss gerettet, unter Denkmalschutz gestellt und als Kulturzentrum neu eröffnet. Die dort stattfindenden Kinovorstellungen, Konzerte und Comedy-Veranstaltungen dürften ein Grund dafür sein, warum der Bahnhof Langendreer bei den Fahrgästen auf Platz 2 direkt hinter dem Hauptbahnhof landet. Täglich steigen hier 4.418 Menschen ein und aus.

Nahe des neues neuen Bahnhofs Langendreer liegt das gleichnamige Kulturzentrum im alten Bahnhofsgebäude.
Nahe des neues neuen Bahnhofs Langendreer liegt das gleichnamige Kulturzentrum im alten Bahnhofsgebäude. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Wie ist die Taktung der Bahnen?

Wer am Bochumer Hauptbahnhof in die S1 steigt, ist wenige Minuten später schon am Bahnhof Langendreer. Die S-Bahn stoppt hier regulär alle 30 Minuten, wochentags im Abschnitt zwischen Essen und Dortmund sogar alle 15 Minuten. Die S1 verkehrt zwischen Solingen und dem Dortmunder Hauptbahnhof. Auf ihrem Weg macht sie zum Beispiel Halt am Düsseldorfer Flughafen, in Duisburg, in Mühlheim, in Essen und Wattenscheid. Kein Wunder, dass Langendreer inzwischen ein beliebter Stadtteil für Studierende ist: Von hier aus erreicht die S1 in wenigen Minuten die Dortmunder Universität, ist aber in Kombination mit der U-Bahnlinie U35 auch rasch an der Ruhr-Universität.

Der ÖPNV-Anschluss an den Bahnhof Langendreer ist gut, zeigt der Bahnhofs-Check.
Der ÖPNV-Anschluss an den Bahnhof Langendreer ist gut, zeigt der Bahnhofs-Check. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wie ist die Verbindung der Busse?

Der ÖPNV-Anschluss an den Bahnhof Langendreer ist gut. Hier halten die Buslinien 369, 378 und 379 und die Bahnlinien 302, 305 und 309. Damit kommt man im 15 oder 30 Minuten Takt bis nach Gelsenkirchen, Wattenscheid, Witten, Dortmund Lütgendortmund, zur Ruhr-Universität, nach Castrop-Rauxel oder zum Ruhrpark (jeweils Endstationen). Im Nachtbereich verkehren stündlich die Expresslinien NE3 und NE18 zwischen dem Bochumer Hauptbahnhof und Langendreer beziehungsweise zwischen Witten und Langendreer.

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Kann man Fahrräder abstellen?

Am Ausgang des Bahnhofs befindet sich eine Vorrichtung zum Abschließen von Fahrrädern. Außerdem gibt es eine „Metropolrad“-Station. Beim WAZ-Besuch vor Ort steht allerdings nur ein abgeschlossenes Fahrrad für eine Fahrt bereit. Über den Fahrradverleih kann man sich ein Rad ausleihen – für wenige Minuten aber auch für einen ganzen Tag. Dann zahlt man für 15 Minuten einen Euro, maximal aber 15 Euro am Tag. Die Buchung erfolgt über die App „nextbike“. Das Fahrrad kann auch an anderen Stationen zurückgegeben werden. Eine Übersicht darüber findet sich unter www.metropolradruhr.de.

Ein beklebtes Schild deutet auf den Park&Ride-Parkplatz hin.
Ein beklebtes Schild deutet auf den Park&Ride-Parkplatz hin. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Gibt es Carsharing?

Ein Carsharing-Anbieter befindet sich nicht in der Nähe des Bahnhof Langendreers. Erst im August dieses Jahres berichtete die WAZ über den Weggang des Anbieters „Green Wheels“, der damit dem Anbieter „Citee Car“ folgte. Neben dem Unternehmen der Deutschen Bahn „Flinkster“ gibt es in Bochum noch das Carsharing-Unternehmen „Stadtmobil“. Allerdings befindet sich keine Station in Langendreer. Der Anbieter plant die Flotte aufzustocken, doch das Genehmigungsverfahren dauert noch an. Am Bahnhof Langendreer gibt es „Am Leithenhaus“ einen großen Park&Ride-Parkplatz. Er ist ausgeschildet und gut zu finden. Sein Auto kann man kostenfrei abstellen, allerdings ist der Parkplatz unbeaufsichtigt.

Wie ist die Atmosphäre?

Immer wieder landete der Bahnhof Langendreer im Zusammenhang mit Polizeimeldungen in der Presse. 2017 kam es hier zu einem Angriff mit einem Jagdmesser, im vergangenen Jahr raubten drei Männer ein Opfer aus und ein Exhibitionist entblößte sich vor einer Frau. Besonders in den Abendstunden kann man sich am Bahnhof Langendreer unwohl fühlen. Die Ausgänge führen direkt zu einer Unterführung, die Plakate an den Wänden sind beschmiert und es gibt wenig Licht. Offiziell ist der Bahnhof rauchfrei – Zigarettenkippen auf dem Boden zeugen davon, dass das in der Realität nicht unbedingt der Fall ist.

Ein Fahrstuhl führt zu den Gleisen des Bahnhof Langendreer.
Ein Fahrstuhl führt zu den Gleisen des Bahnhof Langendreer. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wie steht es um die Barrierefreiheit?

Der VRR-Stationstest gibt dem Bahnhof Langendreer die Bewertung „geringfügiger Handlungsbedarf“. Wohl zurecht: Es gibt zwar einen Aufzug, aber Teile des Bahnsteigs sind durch Verengungen für Rollstuhlfahrer nicht geeignet. Eine Rolltreppe fährt außerdem nur einseitig und hier in Form einer Zwei-Richtungsrolltreppe. Nicht selten, dass die Rolltreppe hier meist gerade in der entgegengesetzten Richtung läuft.

Am Bahnhof Langendreer fährt die Rolltreppe nur einseitig und hier in Form einer Zwei-Richtungsrolltreppe.
Am Bahnhof Langendreer fährt die Rolltreppe nur einseitig und hier in Form einer Zwei-Richtungsrolltreppe. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wie ist die Atmosphäre am Gleis?

Nicht dramatisch, aber trotzdem verbesserungswürdig: Eine Plastiktüte und eine 5-Minuten-Terrine fliegen beim Ortsbesuch der WAZ umher. Das ist aber eher den Fahrgästen als dem Bahnhofspersonal anzukreiden. Alle Mülleimer sind schließlich vorbildlich geleert. Es gibt über 15 windgeschützte Plätze. Negativ fällt auf, dass es keine digitale Anzeige der Ankünfte und Abfahrten gibt und die Scheibe am Informationskasten zerbrochen ist. Direkt am Gleis gibt es außerdem keinen Ticketautomaten – zwei Stück befinden sich am Ausgang des Bahnhofs. Die Überdachung auf der Ostseite könnte länger sein, außerhalb der Überdachung sind die Ansagen nicht hörbar.

Was tun bei Hunger und Durst?

Das Gleis muss man für Verpflegung verlassen, allerdings nicht weit. Direkt ums Eck befindet sich ein kleiner Kiosk, der Kaltgetränke, gemischte Tüte und Co. im Sortiment hat. Rund um die Uhr wie ein Automat hat der zwar nicht geöffnet, in der Regel kommt man mit dem Angebot aber gut über die Runden.

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Fazit

Die Gesamtbewertung „ordentlich“ hat der Bahnhof Langendreer verdient. Wenn der Bahnhof jetzt noch an seinem Image arbeitet – Stichwort „Sicherheitsempfinden“ – zählt er zurecht zu den besten in Bochum. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass sich der Stadtteil Langendreer in den letzten Jahren ganz schön gemausert hat.

Neben den Schienen des Bahnhof Langendreer liegt Müll.
Neben den Schienen des Bahnhof Langendreer liegt Müll. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche