Bochum. Der gefeierte Bochumer Komponist ist nur noch selten in seiner Heimat zu erleben. Mit dem Sonic Fiction Orchestra spielt er in den Kammerspielen.

Als Chef des legendären Gruben-Klang-Orchesters wurde der Bochumer Musiker und Komponist Georg Graewe in den 80er Jahren bekannt. Schon lange lebt der 66-Jährige in Wien, Auftritte im Ruhrgebiet sind selten. Doch jetzt gibt es wieder eine Chance: Am Montag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, gastiert Graewe mitsamt seines „Sonic Fiction Orchestra“ in den Kammerspielen Bochum, wo er schon zur Zeit von Claus Peymann wirkte. Das verspricht ein spannendes Hörerlebnis zu werden.

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Worauf dürfen sich die Zuschauer bei Ihrer Rückkehr nach Bochum freuen?

Graewe: Seit ich 1982 mein erstes Ensemble gründete, habe ich immer mit relativ großen Gruppen zusammengearbeitet. Das ist auch beim Sonic Fiction Orchestra so: Zusammen sind wir zu neunt, teilweise kenne ich die Musikerinnen und Musiker schon lange. Einige kommen aus Wien, Berlin und Luzern. Das Repertoire umfasst ausschließlich meine Kompositionen, die aber immer wieder Raum lassen für improvisierte Teile. Die Improvisationen verschwimmen dann mit der Komposition. Das verlangt höchste Disziplin.

Ihre Musik als „Jazz“ zu bezeichnen, wäre wohl zu kurz gefasst. Wie würden Sie sie nennen?

Ich tue mich immer schwer damit, meine eigene Musik zu beschreiben. Jazz ist darin bestimmt kein unwichtiger Faktor, doch es fließen auch viele andere Einflüsse mit ein, etwa aus der Klassik und vor allem aus der Neuen Musik. Seit ich 16 Jahre alt bin, versuche ich meine eigene musikalische Sprache zu finden. Das verfolgt mich bis heute.

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Der Titel des neuen Albums „Fortschritt und Vergnügen“ klingt zunächst etwas verwirrend. Was ist damit gemeint?

Das bezieht sich auf ein Zitat von Robert Musil, der einmal sagte: „Die vollkommene Ordnung wäre das Ende jeglichen Fortschritts und Vergnügens.“ Genauso ist es. Fortschritt ist ein enorm wichtiger Teil in der Entwicklung von Musik, und da steckt auch ein großes Vergnügen drin. Diese Retro-Tendenzen finde ich entsetzlich, es muss immer weiter vorwärts gehen.

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Sie sind nur noch selten im Ruhrgebiet zu erleben. Ist das Konzert in Bochum für Sie eine Art Heimkehr?

Auf jeden Fall! Ich habe gute Erinnerungen an die Stadt und vor allem auch ans Schauspielhaus, wo ich zwischen 1983 und 1986 als musikalischer Leiter während der Intendanz von Claus Peymann tätig war. Inszenierungen wie „Die Mutter“ von Brecht und „Die Eroberung des Südpols“ von Manfred Karge habe ich damals betreut, ehe sich unsere Wege trennten. Peymann ging dann nach Wien, ich folgte ihm einige Jahre später. Das waren gute Zeiten.

Karten (20 Euro) unter 0234 / 33 33 55 55 und schauspielhausbochum.de