Bochum. Die Polizei Bochum führt Taser ein, mit denen Einsatzkräfte bald ausgerüstet sind. Wie die Geräte funktionieren und wann sie eingesetzt werden.
Ab Ende der kommenden Woche sind die ersten Polizistinnen und Polizisten in Bochum mit Tasern ausgerüstet. Bei einem Pressetermin am Freitag wurden die Geräte vorgestellt – dabei gab es einen Einblick, wie sie funktionieren und wann sie eingesetzt werden.
Polizisten in Bochum, Herne und Witten erhalten Taser
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Distanz-Elektroimpulsgeräte (DEIG) heißen die Taser, die die Polizei nach und nach für Bochum, Herne und Witten im Wach- und Wechseldienst einführen wird. Das Ziel: Sie sollen in Situationen stark deeskalierend wirken und so die Sicherheit erhöhen. Seit Juli werden Einsatzkräfte des Bochumer Polizeireviers geschult.
Wird der Taser ausgelöst, sieht man zwei Pfeile aus ihm herausfliegen. Das hat die Polizei Bochum bei dem Pressetermin anhand eines Videos veranschaulicht. In zwei verschiedenen Winkeln – dreieinhalb und zwölf Grad – bewegen sich die Kartuschen. Idealer Treffpunkt sind der Oberkörper sowie die Oberschenkel, das erklären zwei Einsatztrainer der Polizei. Durch die beiden Pole wird Strom durch den Körper des Getroffenen geleitet – 1,3 Milliampere. In Sekundenbruchteil werden immer wieder Impulse abgegeben, das dauert insgesamt fünf Sekunden.
Was passiert beim Einsatz des Tasers?
Doch was passiert, wenn der Taser eingesetzt wird? „Die Person ist kurzzeitig gelähmt, kann sich nicht mehr bewegen“, erklärt Ralph van der Lip, Projektgruppenleiter und Polizeioberrat. Genauer gesagt kommt es zu einer neuromuskulären Lähmung, die Person geht dadurch zu Boden. Der Sturz sei das größte Risiko, vom Einsatz des Tasers selbst blieben zwei kleine Einstichstellen und Muskelkater.
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In rund 100 Ländern würden die Geräte bereits eingesetzt. Studien mit mehr als 60 verschiedenen Herzschrittmacher-Modellen habe es bereits gegeben, trotz des Einsatzes seien alle weitergelaufen.
Eingesetzt werden dürfen die Taser, die laut Polizeigesetz als Waffe eingestuft sind, wenn eine Aggression vorausgegangen ist – gegen die Polizei oder auch gegen Dritte. „Es ist eine individuelle Entscheidung“, macht Polizeipräsidenten Jörg Lukat deutlich. Wird der Taser bedient, speichert das Gerät das. Zusätzlich müssen Einsätze im Polizeibericht festgehalten werden.
Polizisten werden drei Tage lang geschult
Es gibt zwei Voraussetzungen dafür, dass die Wachen die neuen Einsatzmittel erhalten. 80 Prozent der Polizisten müssen jeweils geschult sein, eine Schulung dauert jeweils drei Tage. Mitgeführt werden dürfen die Taser im Streifenwagen nur, wenn beide Polizisten intern geschult worden sind.
Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei in Bochum haben das bereits hinter sich, sodass die ersten – der Wache in Mitte – bereits ab Ende der kommenden Woche mit Teasern unterwegs sein werden. In der folgenden Woche geht es in Herne weiter. Bis Ende des Jahres soll die Ausstattung abgeschlossen sein. Wie hoch die Kosten sind, konnte man bei dem Pressetermin am Freitag nicht sagen.
Die Polizisten der Reviere in Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und im Rhein-Erft-Kreis nutzen die Taser schon länger. Sie wurden im Rahmen eines NRW-Pilotprojekts eingeführt „Deren Erfahrungen sind bei uns eingeflossen“, sagt van der Lip.
In 80 Prozent der Fälle kommt es nicht zur Auslösung der Taser
200 Situationen mit Tasern hat es laut der Bochumer Polizei bisher in Nordrhein-Westfalen gegeben. In 80 Prozent der Fälle habe es bereits gereicht, den Einsatz anzudrohen – was zur Deeskalation führte, ohne den Taser auszulösen.
Doch es gibt auch Gegenstimmen bezüglich der Ausstattung der Polizei Bochum mit Tasern. Am Rande der Präsentation der Taser hat eine kleine Protestdemonstration stattgefunden. Etwa 15 Männer und Frauen haben sich vor dem Polizeipräsidium an der Uhlandstraße versammelt. Auf einem Schild ist beispielsweise zu lesen: „Taser aus, Strom sparen“.