Bochum. Bochumer Polizeikräfte führen bald in Einsätzen Elektroschocker bei sich. Die Reaktionen darauf sind in der Politik sehr geteilt.

Die Polizei erhält in den nächsten Wochen neue Einsatzmittel, so genannte Distanz-Elektro-Impulsgeräte, auch Taser genannt. Sie sollen im ersten Quartal des Jahres geliefert werden. Wie viele es sein werden, ist noch unklar.

Die Geräte sollen vor allem eine abschreckende Wirkung bei bedrohlichen Situationen im täglichen Polizeieinsatz entfalten und so die Gefahr für die Einsatzkräfte minimieren. Je nach Fall sollen sie Angreifer aber auch kampfunfähig machen. Dies geschieht durch Stromimpulse, die die Muskeln lähmen. Anders als bei Elektroschockern benötigt der Impuls keinen direkten Körperkontakt.

Bisher wurden die Geräte in den Polizeibehörden Dortmund, Gelsenkirchen, Rhein-Erft-Kreis und Düsseldorf getestet, nun wird der Einsatzbereich auf weitere Behörden erweitert.

FDP Bochum begrüßt Einsatz von Tasern

Die Reaktionen aus der Bochumer Politik sind unterschiedlich. Léon Beck, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP-Bochum sagt über die Testphasen in anderen NRW-Städten: „Bei 156 erfolgten Taser-Einsätzen wurde im Probezeitraum in 123 Fällen der Einsatz nur angedroht. Tatsächliche Schussabgaben sind nur in 31 Fällen erfolgt, in zwei Fällen wurden die Geräte durch direkten Kontakt eingesetzt. Das untermauert die Erwartung, dass der Taser eine präventive und deeskalierende Wirkung in vielen Situationen hat.“

Und Robert Christofor von der Bochumer FDP sagt: „Die Befürchtungen, dass Taser zu einem übermäßigen Einsatz kommen und zu mehr Gewaltanwendung durch die Polizei führen würden, haben sich nicht bestätigt.“

Grüne in Bochum sehen die Elektroschocker sehr kritisch

Kritisch äußern sich die Grünen im Rat. Fraktionsvorsitzender Sebastian Pewny: „Was unsere Polizeibeamt*innen mit einem Elektroschocker tun sollen, erschließt sich mir nicht. Studien belegen, dass in dynamischen Einsätzen die Anwendung von Elektroschockern schwierig ist, da eine der beiden Phasen des Schockers das Ziel verfehlen könnte und die Beamt*innen damit eher gefährdet werden. Zu Abschreckungszwecken haben alle Polizeibeamt*innen im Streifendienst bereits jetzt eine Möglichkeit an ihrem Gürtel: Eine Schusswaffe. Das sollte eigentlich reichen.“

Die Grüne Birte Caspers-Schäfer, Mitglied im Bochumer Polizeibeirat ergänzt: „Polizeikräfte sollten in kritischen Situationen deeskalierend wirken. Eine weitere Waffenaufrüstung steht diesem Ziel entgegen. Abgesehen davon können Taser ebenso tödlich sein wie Schusswaffen, etwa bei Vorerkrankungen, die ein*e Polizist*in unmöglich kennen oder sehen kann.“