Bochum. Alle in NRW ankommenden unbegleiteten minderjährigen Ausländer bleiben zunächst in Bochum. Da ihre Zahl wächst, bekommt die Stadt Probleme.
Die Betreuung „Unbegleiteter Minderjähriger Ausländer“ (UMA) stellt Bochum vor immer größere Herausforderungen. Am Mittwoch wurde an der Pestalozzistraße in Weitmar die zweite Turnhalle zur Unterbringung und Betreuung dieses Personenkreises bezogen. Am Westring in der Innenstadt ist eine Turnhalle bereits seit einigen Tagen für diesen Zweck umfunktioniert. 120 vorübergehend zu betreuende Jugendliche, vornehmlich junge Männer zwischen 16 und 18 Jahren aus Afghanistan, Syrien und Nordafrika, sind derzeit in der Stadt.
Unterbringung in bereits drei Turnhallen
Weitere Einrichtungen könnten nötig sein, da die Zahl der Flüchtlinge, die nach NRW kommen, allmählich steigt – und mit ihnen auch die Zahl der sogenannten UMA. So hat die Stadt die Leitung der Realschule Höntrop am Mittwoch darüber informiert, dass die Turnhalle der Schule für die Unterbringung junger Flüchtlinge sofort geräumt werden muss.
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Vor allem Fluchtrouten von der Türkei über Serbien und Tschechien sorgen für eine wachsende Aufnahme. Von einer „extremen Herausforderung“ spricht Sozialdezernentin Britta Anger.
Denn: Kinder und Jugendliche, die ohne Angehörige geflüchtet sind oder bei der Flucht von Eltern und Verwandten getrennt wurden, müssen rund um die Uhr von Fachpersonal betreut werden. Schon jetzt zieht die Stadt Personal aus anderen Bereichen für diese Aufgabe zusammen und stößt dabei allmählich an ihre Grenzen. Aber: Nicht nur Fachkräfte sind schwer zu bekommen.
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Beschaffung und Betreuung ist ein riesiges Problem
Auch der kurzfristige Aufbau der Unterbringungsmöglichkeiten ist mit großen Hindernissen verbunden. „Vieles ist nicht mal so eben zu beschaffen. Wir warten vier Wochen auf die Lieferung von Besteck. Und auch Firmen zu finden, die Aufträge übernehmen, ist nicht einfach“, sagt Patricia Schwindt vom Kommunalen Krisenmanagement. Es fehle an allen Ecken und Enden. Sie ist seit 2014 mit Beschaffungsaufgaben im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen betraut und empfindet die aktuelle Lage als besonders schwierig.
Zwar werden auch die UMA wie alle anderen Flüchtlinge nach ihrer Registrierung in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Steinring auf alle Städte in NRW verteilt. Aber das mehrere Wochen dauernde Klärungsverfahren und die offenbar zum Teil schleppende Übernahme durch die aufnehmenden Kommunen beschert Bochum große Schwierigkeiten. Mit dem Land NRW ist vereinbart, dass die Stadt die vorübergehende Betreuung aller in NRW ankommenden UMAs übernimmt.
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Kapazitäten sind ausgeschöpft
Längst sind die Betreuungskapazitäten der städtischen Partner ausgeschöpft. Unbegleitete Kinder und Jugendliche, die länger in Bochum bleiben, werden von den Einrichtungen St. Vincenz, Overdyck und von der Ifak betreut. Für alle anderen, und derzeit werden es täglich mehr, müssen Unterkünfte und Betreuung organisiert werden.
Aus Sicht der Sozialdezernentin wäre es angesichts der steigenden Zahlen besser, die „vorübergehende Inobhutnahme“ würde nicht nur in Bochum, sondern in mehreren NRW-Städten geschehen. „Aber das ist bislang nicht vorgesehen“, sagt sie. Und hofft auf eine schnellstmögliche Änderung dieses Verfahrens.