Bochum. Durch eine Autotür ist ein Kind (7) auf dem Schulweg verletzt worden. Das Resultat der chaotischen Verkehrssituation. Was sich nun ändern könnte.
Jetzt ist eingetreten, was man an der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum-Langendreer schon länger befürchtet hatte. Vor der Waldorfschule ist ein Junge bei einem Unfall verletzt worden. An der Schule hofft man, dass sich jetzt endlich etwas an der chaotischen Verkehrssituation ändert, die herrscht, wenn zahlreiche Eltern ihre Kinder zur gleichen Zeit morgens bringen.
Autotür stößt Jungen (7) vor Schule auf dem Fahrrad um
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Mit dem Fahrrad begleitet Brinja Mücke ihren Sohn und ihre Tochter am Dienstag, 6. September, zur Schule. Sie bringt morgens stets beide Kinder dorthin, zu gefährlich sei die Verkehrssituation vor Ort. Gegen 7.50 Uhr, kurz vor Schulbeginn, ereignet sich der Unfall. Ihr Sohn (7) sei während der Fahrt mit seinem Rad von einer sich öffnenden Fahrertür eines parkenden Autos umgestoßen worden. „Er stürzte auf den Gehweg und seinen Kopf, der zum Glück durch seinen Helm geschützt war, schlug auf die Steinkante zum Rasen auf“, schildert Mücke.
Der Junge erleidet eine Abschürfung am Ellbogen sowie Prellungen an Hüfte, Knie und Knöchel. Der Autofahrer bietet Mutter und Sohn an, sie zurück nach Hause zu bringen. Das Angebot nimmt Mücke an. Zu Hause klagt ihr Sohn über Kopfschmerzen, sie fährt mit ihm ins Krankenhaus.
„In der Kinderklinik wurde er für zwei Tage stationär aufgenommen, weil der Verdacht auf innere Blutungen im Bauchraum bestand. Der Krankenhausaufenthalt belastete meinen Sohn und mich durch Sorgen, das schmerzhafte Legen eines Zugangs, zahlreiche Untersuchungen und schlaflose Nächte“, schildert die zweifache Mutter. Der Verdacht auf innere Blutungen bestätigt sich nicht, doch es bleiben die kleineren Verletzungen und der große Schreck.
Mutter will auf „grauenvolle Verkehrssituation“ aufmerksam machen
Eine Woche später wendet sich Brinja Mücke mit einem offenen Brief an unsere Redaktion. „Wir wollen den Unfall nutzen, um auf die wirklich grauenvolle Verkehrssituation in der Witte-Wie jeden Morgen aufmerksam zu machen“, beschreibt sie die Intention dahinter.
Zu diesem Zeitpunkt hat auch die Schule schon mit einem Elternbrief reagiert. „Wir können nur alle gemeinsam zu einer Besserung beitragen. Bitte nehmen Sie gegenseitig Rücksicht“, fordert Lehrerin Brigitte Tigges-Knappstein als Sprecherin des Kollegiums an der Rudolf-Steiner-Schule.
Durch das Befahren des Schulhofes beim Bringen und Abholen komme es immer wieder zu Gefahrensituationen. Ein sensibler Bereich sei auch die Ladezone vor der Schulküche. „Kolleginnen und Kollegen, die dort Aufsicht führen und Eltern bitten, diese Flächen aus Sicherheitsgründen nicht aufzusuchen, müssen sich mitunter übelst beschimpfen lassen oder werden sogar massiv bedroht“, beschreibt die Lehrerin.
Lehrerin appelliert an die Eltern
Sie bittet die Eltern: „Nutzen Sie auch die Möglichkeit, Ihren Kindern etwas Bewegung zu gönnen und diese gegebenenfalls auf der großen Parkfläche vor dem Friedhof in der Stiftstraße aus dem Auto zu lassen und die paar Minuten Fußweg zur Schule – mit jüngeren Kindern – gemeinsam zurückzulegen.“
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Auch in der Bezirksvertretung Ost war die Situation an der Rudolf-Steiner-Schule in dieser Woche Thema. „Bei einer Besichtigung des Unfallorts am Folgetag fiel auf, dass durch das Kipp-Parken der Gehweg durch die geparkten Fahrzeuge an mehreren Stellen derart eingeengt wird, so dass nur ein schmaler Durchgang von bestenfalls 50 Zentimetern blieb“, heißt es in einer Anfrage von SPD und Grünen an die Stadt Bochum. Sie fragen die Verwaltung nach Maßnahmen, wie die Sicherheit erhöht werden könnte.
Hilft eine Einbahnstraßenregelung?
Weil auch vermehrte Verkehrskontrollen, die die Schule immer wieder beantragt, nur kurzfristig etwas bringen, hofft man an der Rudolf-Steiner-Schule auf eine langfristige Lösung. Sowohl Lehrerin Brigitte Tigges-Knappstein als auch Mutter Brinja Mücke bringen eine Einbahnstraßenregelung ins Spiel.
So erhöht die Polizei die Sicherheit an Schulen
Die Polizei in Bochum verfolgt dauerhaft das Ziel, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. „Wechselnd stattfindende Geschwindigkeitskontrollen vor den Schulen und die regelmäßig erfolgende Schulwegsicherung (...) sind zusammen mit der durch die Verkehrsunfallprävention angebotene Radfahrausbildung der Grundschüler eine wichtige Säule der Verkehrssicherheit für alle Schülerinnen und Schüler“, so Polizeisprecher Marco Bischoff.
Zusätzlich gibt es auch an den Schulen regelmäßig Analysen des Unfallgeschehens. Identifizierte Unfallhäufungspunkte würden gemeinsam mit Stadt und dem Straßenbaulastträger bearbeitet. Um die Verkehrssicherheit zu steigern, können zum Beispiel bauliche Änderungen, eine Änderung der Verkehrsführung oder auch gezieltere und gesteigerte Geschwindigkeitskontrollen stattfinden.
Ein großes, an fast allen Schulen auftauchendes Phänomen seien die „Elterntaxis“, denen die Polizei mit Aufklärung begegnet. „Solange hier die Straßenverkehrsordnung berücksichtigt bleibt, stützen sich diese Konzepte insbesondere auf einen Appell-Charakter an die Eltern“, so Bischoff.
Das prüft die Stadt Bochum derzeit: „Allerdings ist es erfahrungsgemäß so, dass in einer Einbahnstraße auch die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmenden zunimmt, da kein Gegenverkehr mehr zu befürchten ist“, so Pressesprecherin Charlotte Meitler.
Unabhängig davon plane die Stadt momentan eine Elternhaltestelle. „Damit sich die Verkehrssituation dort entspannt. Eine Beschilderung für die Haltestelle wurde von uns schon bestellt und ist geliefert. Sie wird zeitnah angebracht“, so Meitler.
Polizei will Situation an Rudolf-Steiner-Schule beobachten
Auch wenn der Unfall polizeilich nicht gemeldet wurde, hat Mutter Brinja Mücke bereits den Kontakt zum Kommissariat in Bochum gesucht – um die Sicherheit an der Schule, wenn möglich, zu erhöhen. „Die durch den offenen Brief angesprochene Verkehrssituation wird in den nächsten Wochen durch die Polizei Bochum beobachtet und wenn nötig werden intensivere Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ergriffen“, sagt Sprecher Marco Bischoff.