Bochum-Langendreer. Dass die Waldorfschule besondere Wege geht, ist bekannt. In Bochum werden nun zwei ganz besondere Projekte gefeiert. Es gibt sie seit 20 Jahren.

Ein großes Ereignis steht der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum-Langendreer bevor. Gleich zwei „Jubiläen“ werden am übernächsten Wochenende intern gefeiert, denn vor 20 Jahren entstanden in der Waldorfschule zwei ganz besondere Projekte, die den Schulalltag verändert und geprägt haben.

Bochum: Waldorfschule feiert zwei ganz besondere Projekte

Gemeint sind das Musikprojekt „Jedem Kind sein Instrument“ und die Idee, den Schulabsolventen ein Abschluss-Portfolio mit auf den Weg zu geben. „Beide haben eine große Strahlkraft nach draußen“, sagt Karl-Heinz Scharpey, Vorstandsmitglied des Waldorfschulvereins. „Und beide sind entstanden, als es unserer Schule finanziell nicht so gut ging.“

Doch sie wurden, allen Widrigkeiten zum Trotz, realisiert. Das Abschluss-Portfolio dient quasi als inhaltliche Ergänzung zu dem normalen Zeugnis, das die Schulabgänger am Ende ihrer Schullaufbahn ausgehändigt bekommen. „Es ist eine Art Sammelmappe, in der sich Unterlagen finden, die auf die zusätzlichen Fähigkeiten, Erfolge und das Engagement eines jeden Schülers hinweisen“, erklärt Scharpey. Wenn etwa jemand im Schülerrat saß, Praktika gemacht hat oder in Klassenspielen mitwirkte.

Musikprojekt der Waldorfschule machte landesweit Schule

„All das sind ja Kompetenzen, die sich in einem normalen Zeugnis nicht wiederfinden“, sagt Karl-Heinz-Scharpey. Unter den Tisch fallen lassen solle man sie aber nicht. Daher die Idee mit dem Abschluss-Portfolio, was aus Sicht der Rudolf-Steiner-Schule wichtig für Bewerbungen sei.

Scharpey betont, dass es sich bei dem Portfolio keinesfalls um Gefälligkeitsbeurteilungen handele. „Das ganze Verfahren wird begutachtet und zertifiziert.“ Über die Jahre hat sich das Abschluss-Portfolio auch zu einem internationalen Projekt entwickelt. Beteiligt sind Schulen aus Holland, Tschechien und England.

Waldorfschule: Idee kam zwei Lehrern bei einem Familienausflug

Die Idee, den Instrumental-Unterricht auszuweiten, hatten im Jahr 2000 zwei Lehrer bei einem Familienausflug: Miriam Schieren und der inzwischen verstorbene Christian Kröner. „Sie waren Herz und Motor des Projektes ,Jedem Kind sein Instrument’, das 2002 an den Start ging“, erzählt Karl-Heinz Scharpey.

In den Klassen zwei und drei werden die Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche für 30 Minuten nach Unterrichtsschluss von externen Musikschullehrern unterrichtet. „Der Unterricht wird also in den Schulalltag integriert“, so Scharpey. Zuvor, zum Ende des ersten Schuljahres, können sich die Schüler über das „Instrumentenkarussell“ ausprobieren und entscheiden, was sie lernen möchten. Ab der vierten Klassen besteht dann die Möglichkeit, in kleinen Ensembles zu spielen.

Das Waldorf-Projekt machte landesweit Schule: 2007 wurde an vielen weiteren Schulen in NRW das kulturelle Bildungsprogramm „Jedem Kind ein Instrument“ – kurz „Jeki“ – eingeführt. Zum Schuljahr 2015/16 wurde es erweitert zum Projekt „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ – finanziert durch das Land.