Bochum. Nach der Premiere von „Alkestis“ bekommen Intendant Johan Simons und sein Team einen renommierten Preis. Das Publikum spendet riesigen Beifall.
Das Schauspielhaus Bochum darf sich ab jetzt offiziell „Bestes Theater 2022“ nennen: Diesen renommierten Titel verlieh das Fachblatt „Theater heute“ dem Haus und seinem Intendanten Johan Simons bei einer Preisverleihung im Anschluss an die Premiere von „Alkestis“ – und der sichtlich gerührte Simons strahlte bis über beide Ohren: „Das ist eine Riesen Ehre“, rief er in die gut besuchten Reihen, die sich längst zu stehenden Ovationen erhoben hatten.
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Schauspielhaus Bochum wird mit Theaterpreis geehrt
„Theater heute“ vergibt die Jahresauszeichnung nach einer Umfrage unter Kritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in jedem Spätsommer. Normalerweise werden die Preisträger nur schlicht bekannt gegeben. Dass auch eine Feierstunde damit verbunden ist, geschah am Samstagabend zum ersten Mal.
„Im Anschluss an diese tolle Premiere freuen wir uns darüber sehr“, sagte Chefredakteur Franz Wille und übergab dem Intendanten einen großen goldenen Bilderrahmen, den er freudig in die Höhe hielt. Nicht nur das Ensemble von „Alkestis“, sondern alle Mitarbeiter des Hauses holte er dafür unter minutenlangem Beifall auf die Bühne.
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Erste Auszeichnung seit 40 Jahren
Dass Bochum zum besten Theater im deutschsprachigen Raum gewählt wird, geschieht nicht alle Tage. Zuletzt war dies vor genau 40 Jahren der Fall, damals hieß der Intendant noch Claus Peymann. „Ich erinnere mich genau, dass ich 1982 dort unten im Publikum saß und mir angeschaut habe, was hier gespielt wird“, erzählte Simons. Zwei Weggefährten aus der damaligen Zeit hatte Simons eigens zu der Preisverleihung eingeladen.
Wie vieles, was in den letzten Monaten am Schauspielhaus geschieht, war allerdings auch diese Auszeichnung nicht frei von Diskussionen. Denn bei näherer Betrachtung waren es nur wenige Theaterkritiker (sechs von 45), die in der Umfrage von „Theater heute“ für Bochum gestimmt hatten. Die meisten wollten keine Bühne explizit favorisieren, weil viele während der Corona-Pandemie große Arbeit geleistet hätten. Allein: Gewinnen kann nur, wer am Ende die meisten Stimmen für sich versammeln kann, so sind die Regeln. The winner takes it all.
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Bunt, heiter und beschwingt
Ob die große Auszeichnung auch gleichsam der Anstoß sein wird für einen etwas publikumsfreundlicheren Spielplan, der von vielen enttäuschten (Ex-)Abonnenten schon lange angemahnt wird? Gut möglich, denn auch die zuvor gespielte Premiere von „Alkestis“ wies eindeutig in diese Richtung. So bunt, heiter und beschwingt hat man eine Inszenierung von Johan Simons im Schauspielhaus zuvor noch nie gesehen.
Zusammen mit anderen unterhaltsamen Aufführungen wie etwa „Die Hermannsschlacht“, „Das neue Leben“ und „Mit anderen Augen“ füllt sich mittlerweile ein Spielplan, der auch jenen gefallen dürfte, die mit Simons‘ schwer verdaulichem Theater der früheren Jahre wenig anfangen konnten.