Bochum. Die Open-Air-Premiere im Juli bei Athen war ein Erfolg. Jetzt kommt der Theaterklassiker mit Anne Rietmeijer und Steven Scharf nach Bochum.
Etwas holprig verläuft der Saisonstart am Schauspielhaus Bochum: Nach dem bestens besuchten Theaterfest vor über einer Woche schlägt jetzt das Coronavirus erneut zu. Wegen mehrerer positiver Fälle im Produktionsteam muss direkt die erste Premiere am Freitag in den Kammerspielen abgesagt werden. Die Uraufführung von „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ wird auf den 17. November verschoben.
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Premiere von „Alkestis“ am Schauspielhaus Bochum
Besser sieht es für „Alkestis“ aus: Mit dem Drama nach Euripides will Intendant Johan Simons seine fünfte Spielzeit am Schauspielhaus eröffnen. Die Premiere am Samstag, 10. September, um 19.30 Uhr im großen Haus soll stattfinden. Für Simons ist es bereits die zweite Inszenierung der griechischen Tragödie: 2016 brachte er die Oper von Christoph Willibald Gluck bei der Ruhrtriennale heraus. Jetzt widmet er sich dem Original-Text, dem er zeitlose Größe, aber auch eine Menge Witz bescheinigt. „Das Stück ist eigentlich ein Märchen, es geht um Egoismus und Selbstzweifel, aber es gibt viel zu lachen.“
Die eigentliche Premiere fand bereits vor zwei Monaten beim Epidaurus-Festival nahe Athen statt: Dort brachten Simons und sein Team die „Alkestis“ in ein riesiges Amphitheater, dessen Wucht und Weite den Intendanten nachhaltig beeindruckt hat. „Als ich wieder hier war, hätte ich am liebsten das Dach vom Theater entfernen lassen“, scherzt er.
Nach dem Gastspiel in Griechenland kommt die Aufführung nach Bochum
In Griechenland wurde die Aufführung an zwei Abenden Open Air vor jeweils 3500 Zuschauern gespielt. Zurück in Bochum sei schnell klar gewesen, dass man die Aufführung nicht einfach eins zu eins übertragen kann: „Allein wegen der verschiedenen Größen der Bühnen mussten wir noch viel verändern.“ Unverändert geblieben sind die riesigen Projektionen, die Zitate aus dem Stück (auf Altgriechisch) auf die Bühne werfen. Live begleitet wird das Spiel von vier Sängerinnen und einem Organisten.
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Auf die Besetzung darf man sich freuen: Mit Steven Scharf, Elsie de Brauw, Pierre Bokma und Stefan Hunstein sind große Schauspieler aus dem Ensemble dabei. Die Titelrolle spielt Anne Rietmeijer, die als Alkestis am Ende in den Tod gehen muss. Von ihr stammt die Idee, dazu den Schlager „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros erklingen zu lassen. „Anne ist eine fantastische und ungemein kluge Schauspielerin“, sagt Johan Simons. „Dieser Einfall von ihr war schlichtweg grandios.“
Gedanken über den eigenen Tod
Denn dass der eigene Tod nicht zwangsläufig eine todtraurige Angelegenheit sein muss: Auch davon will die Aufführung erzählen. „Wie viele Menschen habe auch ich Angst vor dem Tod“, meint Simons. „Aber warum kann die letzte Stunde des Lebens nicht ein großer Tanz sein?“
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Johan Simons erinnert dies an den Tod seines Vaters, der vor Jahren starb. „Es war mitten im Sommer. Das Letzte, was er sich damals gewünscht hat: Er wollte noch einmal ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘ hören. Wir haben es dann laut für ihn gespielt. Das werde ich nie vergessen.“
Dauer: ca. eine Stunde und 45 Minuten ohne Pause. Wieder am 11. und 28. September, 9., 16. und 25. Oktober. Karten: 0234 33 33 55 55.